Bochum. 20 Initiativen setzen sich in Bochum für nachhaltige Lebensmittel ein. Sie haben klare Forderungen – besonders bezüglich des Haus des Wissens.

Naschgärten, Nachbarschaftsgärten, begrünte Dächer, regionale Produktion, Lebensmittelrettung – viele Menschen in Bochum setzen sich für eine nachhaltige Ernährung ein: Zwei von ihnen sind Christoph Bast (35) vom Ernährungsrat Bochum und Andreas Grande (45) von der Ruhrstadt Gartenmiliz.

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Bereits seit einigen Jahre besteht das „Naturparadies am Maarbach“ in Goldhamme, in dem Grande als Gartentherapeut die Idee eines grüneren und essbaren Bochum weiterentwickelt. Aktuell bringt das Naturparadies prächtige Kürbisse hervor. „Ich möchte die Leute dafür sensibilisieren: Wo kommt das Essen her? Was ist gesund? Du kannst es selbst machen – es ist gar nicht so schwer. Ich merke in meiner Arbeit, dass viele Menschen sich nicht selbstbestimmt ernähren“, so Grande.

20 Initiativen kämpfen in Bochum gegen den Klimanotstand

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Seit Ende 2020 laufen die Fäden zahlreicher solcher Aktionen in der Initiative „Essbare Stadt Bochum“, kurz „EssBO!“, zusammen. Gegründet auf dem „Klimaforum Ernährung“ des Schauspielhauses im Oktober 2020 verfolgen nun insgesamt rund 20 Initiativen eine gemeinsame Vision: „Obst, Gemüse und Kräuter öffentlich und für jeden. Wildblumenstreifen für Insekten statt Kies und Beton. Dachgärten, Hochbeete, vertikale Beete und mobile Beete statt Hitzeinseln. Nachhaltiges Regenwassermanagement und Trinkbrunnen überall. Mikroklima statt Klimanotstand“. Bei einer ersten Aktion im Frühjahr 2021 haben Aktive vor dem Standort des Vereins Botopia an der Griesenbruchstraße einen Garten geschaffen mit 50 Beerensträuchern, Kräuterpflanzen und Blumen .

Christoph Bast ist Teil des Bochumer Ernährungsrates.
Christoph Bast ist Teil des Bochumer Ernährungsrates. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Neben Pflanzaktionen und aktiver Bildungsarbeit steht auch die politische Einflussnahme im Fokus der Ernährungsaktivisten. Die Initiative zielt zum Beispiel darauf ab, als bürgerschaftlicher Partner der Stadt das Konzept der Markthalle im „Haus des Wissens“ mitzugestalten. „Uns ist es wichtig, dass das nicht so ein Schickimicki-Ding wird, sondern dass das Angebot ökologisch, nachhaltig und bezahlbar ist“, sagt Christoph Bast.

Eine Idee könne es sein, Lebensmittel, die sonst weggeschmissen würden, für einen vom Kunden selbst gewählten Preis zu verkaufen. Viele Menschen wüssten gar nicht, wie viele Lebensmittel weggeschmissen würden, weil sie nicht schön genug für den Verkauf seien, so Bast weiter.

Die „Essbare Stadt“ und das Konzept des „Ernährungsrats“ gehen auf internationale Bewegungen zurück, die zwischen 2009 und 2016 auch in Deutschland zündeten. Zentrales Ziel ist es, mit innovativen Konzepten, Lebensmittelproduktion und -kreislauf nachhaltiger, ökologischer und sozialer zu gestalten. Ein Modell ist zum Beispiel die Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Dabei erwerben Verbraucher nicht das einzelne Lebensmittel, sondern mehrere private Haushalte tragen die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie dessen Ernteertrag erhalten.

„Essbare Stadt Bochum“: Aktionen zu nachhaltiger und regionaler Ernährungen

Leitbild der Ernährungsräte

Die Bewegung der Ernährungsräte, einen gibt es in Bochum, geht davon aus, dass das aktuelle Ernährungssystem undemokratisch ist. Die Probleme: Machtkonzentration in Konzernen, Höfesterben, fehlende Kontrolle über die eigene Ernährung.

Ziel sei es es, durch basisdemokratisches Handeln in lokalen Projekten, Netzwerken und politischer Einflussnahme eine Ernährungssouveränität der Verbraucher wieder herzustellen.

Zu diesem und vielen Ernährungsthemen bieten die „Essbare Stadt“ und der „Ernährungsrat Bochum“ Wissen und Aktionen. Als Nächstes: Die Ernährungsräte Bochum und Dortmund (in Gründung) erzählen am 29. November viel Wissenswertes über die Kartoffel und Snackideen. Die Online-Veranstaltung startet um 19 Uhr per Zoom mit Experten vom LVR-Freilichtmuseum Lindlar, der Verbraucherzentrale Bochum und der Kornkammer Haus Holte. Eine Anmeldung ist bis zum 28. November möglich unter: info@ernaehrungsrat-bochum.de