Bochum Mitte. Nicht nur Nudeln und Gemüse, sondern nun auch Boxhornklee, Kosmetik und Piment. Seit Eröffnung 2018 ist das Sortiment im “Bioku“-Laden stark gewachsen.

Als Stefan Holewa (28) und Theo Kudios (36) im Sommer 2018 mit dem Unverpackt-Laden "Bioku" an der Herner Straße an den Start gingen, da waren es gerade einmal 700 verschiedene Produkte, die ohne Verpackung oder so nachhaltig wie möglich über die Kassentheke gingen.

Doch mit dem Kundenstamm wuchsen auch die Wünsche: "Habt ihr Boxhornklee?", "Bietet ihr auch Hanf-Proteinpulver oder Taurin an?" oder "Kriegt man bei euch auch unverpacktes Piment?", haben die Inhaber seitdem gehört. "In den letzten drei Jahren hat sich unser Sortiment mehr als verdoppelt, wir können jetzt mehr als 2000 Artikel anbieten", sagt Holewa.

Selbstgemachte Naturkosmetik

Neben losem Tee, Tomaten oder Reis, gibt's im Unverpackt-Laden inzwischen auch ein gewachsenes Sortiment außerhalb des Lebensmittelbereichs: "Ganz neu bieten wir Naturkosmetika aus eigener Herstellung an und auch die einzelnen Zutaten, für die, die das zu Hause selbst machen möchten", sagt Kudios und zeigt Tonerde in großen Gläsern, Bienenwachs und Carnauberwachs.

Festes Shampoo in Duftrichtung "Salbei-Orange" zählt ebenso dazu wie Deo-Creme, die nach "Lemon Cake" riecht. Auch regionale Kunst und Mode kann man an der Herner Straße kaufen: Schmuck, Second-Hand-Kleidung, Emaille-Tassen, Upcycling-Notizbücher und Drucke auf Bambuspapier zum Beispiel. "Inzwischen haben wir für diese Sachen auch einen Onlineshop", wirbt Kudios.

Mehrere Millionen Tonnen Müll

Nicht nur die Menschen, die man sich vielleicht unter "typischen Ökos" vorstellt, kommen in den Bioku-Laden. "Unsere Kunden sind ganz bunt gemischt - Studenten ebenso wie Familien", sagt Holewa. Sie eint: Der Wunsch, so nachhaltig wie möglich einzukaufen. Denn die Stellschraube beim Einkaufen ist in Sachen Nachhaltigkeit besonders groß: 2018 lag der Verbrauch von Verpackungen in Deutschland bei 18,9 Millionen Tonnen.

Rechnerisch entfielen damit auf jeden Bürger 227,5 Kilogramm Verpackungsabfall. Private Verbraucher hatten daran immerhin einen Anteil von 47 Prozent. Für die Umwelt ist das gleich aus mehreren Gründen schädlich: Einwegplastik wird massenhaft produziert, aber kaum recycelt, Plastik überflutet die Weltmeere und gefährdet Tiere und durch die Verbrennung von Plastik werden krebserregende Stoffe freigesetzt, auch belastete Stäube und Aschen fallen an.

Verpackungen aus Maisstärke

"Wenn sich Verpackung nicht vermeiden lässt, setzten wir meist auf Papier anstatt Plastik", sagt Holewa. Manche Lieferanten verpackten ihre Lebensmittel auch in Folie aus Maisstärke oder lieferten in wieder verwendbaren Gefäßen.

Bioqualität haben alle Lebensmittel, bei Produkten wie Kaffee, Kakao oder Nüssen sind die Anforderungen noch einmal strenger. "Sie sind dann auch zusätzlich Fairtrade", sagen die Inhaber. Wuchs anfangs noch der Kundenstamm immer weiter, hat die Corona-Krise den Unverpackt-Laden vor große Herausforderungen gestellt.

Probleme durch Coronakrise

"Weil die Innenstädte so ausgestorben waren, sind auch zu uns immer weniger Kunden gekommen", berichtet Kudios. Man habe zeitweise Umsatzeinbußen von über 50 Prozent gehabt, auch jetzt sei noch lange kein normales Niveau erreicht.

"Dabei waren unsere Hygieneanforderungen schon vor der Coronakrise deutlich höher als in einem üblichen Supermarkt", erinnert Holewa. Desinfektionsmittel gehörte von Anfang an zum Alltagsgegenstand.

Suche nach neuem Standort

"Auch die Räumlichkeiten außerhalb der Ladenfläche, die wir zum Beispiel für Workshops oder Feiern vermieten, wurden nicht nachgefragt", sagt Holewa. Wenn es so weiter geht, können die Jungunternehmer den Laden an der Herner Straße nicht mehr aufrechterhalten.

Auch, wenn noch immer neue Bochumer den Laden entdecken, geben sie zu: "Wir suchen schon nach einem neuen Standort." Gut erreichbar und frequentierter gelegen soll der neue Standort sein, 60 bis 100 Quadratmeter groß. "Für Tipps sind wir dankbar", sagen sie. Ohne den Unverpackt-Laden wäre Bochum gewiss ein Stück weniger nachhaltig.

So funktioniert's

Das Einkaufen im Unverpackt-Laden funktioniert wie folgt: Ein leeres (meist mitgebrachtes) Gefäß, wird gewogen und das Leergewicht wird auf dem Gefäß vermerkt.

Das Gefäß wird mit der gewünschten Menge befüllt. An der Kasse wird gewogen und bezahlt. So wird Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung vermieden.

Das Geschäft befindet sich an der Herner Straße 14. Weitere Infos gibt es online unter: www.bioku.org