Bochum. Stilles Gedenken am Jahrestag des schlimmsten Luftangriffs auf Bochum: Am 4. November 1944 wurde die Stadt zerstört, 1300 Menschen starben.
Vor 77 Jahren herrschte Krieg, Bochum war wie die meisten Städte regelmäßig Luftangriffen ausgesetzt – englische und US-amerikanische Flugzeuge warfen tonnenweise Sprengstoff ab, um Menschen zu töten oder sie zu zermürben. Und um Nazi-Deutschland in die Knie zu zwingen.
Schwerster Luftangriff auf Bochum am 4. November 1944
Der schwerste alliierte Luftangriff vernichtete am 4. November 1944 die Bochumer Innenstadt fast völlig. 700 britische Bomber warfen zwischen 19 und 20 Uhr mehr als 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben. 1300 Menschen starben. Die Mitte Bochums war verwüstet, die Stadt brannte lichterloh, noch tagelang.
„Trauernde Alte“
Die Figur „Trauernde Alte“ aus Basaltlava wurde von dem bedeutenden Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) geschaffen. Sie mit dem von Ignatius Geitel gestalteten Mosaik der klagenden Mutter „Niobe“ auf dem Hauptfriedhof das wichtigste Denkmal zur Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in Bochum.
Dargestellt ist eine alte Frau, die, gestützt auf ihren Stock, suchend ausblickt nach jemandem, der wahrscheinlich nie wieder kommt. Sie ist ein Sinnbild der verlorenen Trauer. Trotz der Höhe von über drei Metern wirkt die Figur nicht monumental, sondern zurückgenommen.
Für alle, die diesen Angriff mitmachten, wurde er zum schlimmsten Erlebnis während der Kriegszeit. Ein schreckliches Ereignis, das bis heute nachwirkt und dessen Folgen immer noch nicht ganz getilgt sind.
Wer offenen Auges durch Bochum geht, wird auch fast 80 Jahre nach Kriegsende noch Spuren des Zweiten Weltkrieges finden.
Zwar war die ab 1945 bestehende, großflächige Trümmerlandschaft der Innenstadt bereits in den 1960er und 70er Jahren komplett um- und neugestaltet worden, doch manche Ecken wurden im Wiederaufbau vergessen. So ist das leere Eckgrundstück Kortumstraße/Nordring mit den unverputzten Fassaden ebenso ein Relikt des Krieges wie die schäbige, ausgerissene Hauswand auf der Kortumstraße über dem „Nordsee“-Bistro.
Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewalt
Seit dem 4. November 1956 erinnert ein eigenes Mahnmal an den Bochumer Schicksalstag. Ein Jahrzehnt später, 1966, wurde das von Gerhard Marcks geschaffene Denkmal der „Trauernden Alten“ zur zentralen Gedenkstätte unserer Stadt gegen Gewaltherrschaft und Krieg hochgestuft. An der „Trauernden“ wird auch in diesem Jahr in den Morgenstunden des 4. Novembers ein Kranz des Oberbürgermeisters zum Gedenken an die Schreckensnacht niedergelegt.
Dokumentation zeigt Bochum im Bombenkrieg
Wer sich mit dem Thema „Bochum im Bombenkrieg“ beschäftigen möchte, wird im Internet auf Youtube fündig. Hier stößt man auf einen 49-minütigen, vom WDR in Koproduktion mit dem Stadtarchiv produzierten Dokumentarfilm von 1978, den der damalige Stadtarchivar Johannes Volker Wagner realisierte. Seine Dokumentation zeigt mit außergewöhnlichem Archivmaterial die Situation in der Ruhrgebietsstadt, die durch Hitlers Krieg heraufbeschworen worden war.
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Sowohl die Angriffe der Deutschen auf britische Städte als auch die Vergeltung der Briten sind zu sehen – das Ruhrgebiet und Bochum werden als „Waffenschmiede“ des Dritten Reiches besonders hart getroffen.
Bombenangriff auf Bochum machte 70.000 Menschen obdachlos
Gezeigt wird die Realität des Krieges, wie sie sich auch in Bochum schon seit 1942/43 abgespielt hatte. Immer wieder war es zu Angriffen und Zerstörungen in der Stadt gekommen. Aber am 4. November 1944 erfolgte der Schlimmste, Hauptziel war die Innenstadt. 1300 Menschen sind im Bombenhagel jener Nacht umgekommen, es gab 2000 Verwundete, 70.000 verloren ihre Bleibe. Die Zeitzeugeninterviews, die Johannes V. Wagner, der damalige Leiter des Bochumer Stadtarchivs, führt, sowie die einzigartigen Aufnahmen machen die Doku zu einem besonderen Zeitdokument.