Bochum. 129.000 Corona-Schutzmasken wurden in Bochum an Bedürftige verteilt – 21.000 hat die Stadt unverpackt in Briefen verschickt. Ein Hygieneverstoß?

Anfang der Woche erhielt Michael B. (Name von der Redaktion geändert) Post von der Stadt Bochum. Sie schickte dem Leistungsempfänger drei Corona-Schutzmasken zu mit dem Hinweis, sie hoffe ihn damit „ein wenig unterstützen zu können“.

„Schön wäre es“, sagt der Beschenkte, der die Sendung weniger als Hilfe denn als Zumutung empfindet: „Die Masken lagen lose und völlig unsteril neben einem Anschreiben in dem Briefumschlag. Außerdem fehlt die CE-Kennung. Das sind keine FFP2-Masken, sondern KN95-Masken aus China, über die man nach meinen Recherchen geteilter Meinung sein kann. Für mich ist das nicht nur Verschwendung von Steuergeldern. Die Empfänger werden auch einem neuen Risiko ausgesetzt.“ Seine Sorge: Die Masken sind minderwertig und könnten unter Missachtung aller hygienischen Standards verpackt worden sein.

Auch interessant

Land NRW versichert, Masken sind in Ordnung

Dem widerspricht die Stadt. Die mit dem Verpacken betrauten Mitarbeiter „haben Handschuhe und Schutzmasken getragen“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Sie seien aus Zehnerpackungen herausgenommen und dann in die Umschläge gelegt worden. Was die Qualität der Masken angehe, so habe das Land NRW, von dem die Stadt die Masken bekommen hat, versichert, sie seien nicht schlechter als FFP2-Masken – trotz des fehlenden Gütesiegels.

Tatsächlich sagt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), das äußerlich nicht erkennbar sein, „ob eine KN95-Maske qualitativ einer FFP2-Schutzmaske entspricht oder nicht“. Dies gehe aus der schriftlichen Bestätigung der Überwachungsbehörde hervor. Und: „KN95-Masken dürfen nicht mit einem CE-Kennzeichen versehen sein.“

Das Land hatte unlängst entschieden, Menschen, die durch staatliche Leistungen zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes unterstützt werden, kostenlos Masken zur Verfügung zu stellen. „Vor diesem Hintergrund erhält Bochum 129.000 FFP2-Masken“, hatte die Stadt Ende vergangener Woche angekündigt. Verteilt wurden die Masken über das Sozialamt der Stadt, die sie an etwa 7000 Personen in 6300 Haushalten verschickte. 102.000 Masken hat das Jobcenter Bochum an seine Kunden verschickt. Weitere 4000 Masken gingen an Asylbewerber, die Verteilung übernahmen Flüchtlingsbüros und -unterkünfte.

Jobcenter verschickt Masken in Beuteln

Auch das Jobcenter versichert, „beim Verpacken haben unsere Leute Handschuhe und Mundschutz getragen“, so Sprecher Johannes Rohleder. Allerdings seien die Masken nicht – wie von der Stadt – lose verschickt worden. „Wir haben jeweils drei in einen Frischhaltebeutel gelegt“, so Rohleder. Eine Anweisung, wie die Masken zu verschicken seien, habe das Land nicht vorgegeben.

Tatsächlich gibt es auf die Frage, welche Standards beim Versenden von Coronaschutzmasken eingehalten werden müssen, offenbar keine abschließende Antwort. Große Lieferungen gibt es in unterschiedlichen Gebinden und Verpackungen, so Dr. Eckart Kampe von der Kassenärztlichen Vereinigung.

Masken vorsichtshalber weggeworfen

„Mag sein“, sagt Michael B. Aber wer Masken kaufe, ob in der Apotheke oder beim Discounter, bekomme sie nicht unverpackt in die Hand gedrückt. Er habe seine drei geschenkte Exemplare daher weggeworfen. Aus reiner Vorsicht.

Weitere Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.