Bochum. Der Rahmenplan Campus Bochum will mehr sein als abstrakte Stadtplanung. Er gibt Perspektiven für Wissenschaft, Wirtschaft und Leben der Zukunft.

Es ist Zukunftsmusik, doch die Melodie lässt sich schon gut erkennen. Der Rahmenplan Campus Bochum geht jetzt in seine etwas gestelzt formulierte „dialogorientierte“ Phase über. Die Überlegungen sollen zeigen, wie das riesige Areal zwischen Markstraße und Hustadtring, entlang der Tangente Universitätsstraße einmal ticken soll. „Dies ist eine Planung, die über einen Zeitraum von sicher mehr als 50 Jahren reicht. Was wir jetzt tun, ist vor allem eins: Eine Aufforderung zum Nachdenken“, bringt es Eckart Kröck, Leiter des städtischen Planungsamtes auf den Punkt.

Die Suche nach neuen Maßstäben

Es ist der Versuch, das rechte Maß zu finden zwischen Wohn- und Lebenswelten einiger Tausend Bochumer und Bochumerinnen und den Interessen und Bedürfnissen von Hochschulen (namentlich drei) und boomenden High-Tech-Unternehmen auf dem sich, so der Plan, etwa verdoppeltem Areal des Technologiequartiers. Denn die Ansiedlung der Ruhr-Universität auf der grünen Wiese Anfang der 60er Jahre beruht letztlich auf noch viel älteren, heute längst überkommenen Konzepten.

Wo sich Bürger informieren und beteiligen können

Da es vielfach missverstanden worden ist, weist die Stadt darauf hin, dass es sich bei einem Rahmenplan wie konkret jetzt bei dem für den „Campus Bochum“ eben nicht um ein konkretes Bauprojekt, sondern vielmehr um ein ein „informelles Planwerk mit dem zweck, im Vorfeld der rechtsverbindlichen Planung durch eine kooperative Planung aller Beteiligter mögliche Konflikte zu beseitigen oder auszugleichen“. Vornehmlich diene er dazu, langfristige Entwicklungsziele zu erkennen und zu konkretisieren.

In der jetzigen Phase sollen die Bürgerinnen und Bürger mit einbezogen und zur Meinungsäußerungen zum jetzigen Stand angeregt werden. Die Pläne sind sowohl online für eine digitale Beteiligung, unter www.campusbochum.de oder ganz traditionell in der Bezirksvertretungsstelle Süd, Querenburger Höhe Höhe 256 (bis 12. November, Öffnungszeiten des Bürgerbüros), oder im Eingangsbereich der Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität, wochentags von 8 bis 20 Uhr und samstags von 8 bis 18 Uhr möglich. Zeitgleich gibt es eine weitere Ausstellung im Atrium der Hochschule für Gesundheit.

Am Mittwoch, 10. November, 17.30 Uhr, sind alle Interessierten in das Hörsaal-Gebäude Ost der Ruhr-Uni zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Hierfür ist noch bis zum 5. November eine Anmeldung per Mail an Lisa Lienkamp, LLienkamp@bochum.de, oder telefonisch unter 0234/910-2328 nötig.

Das Planungsgebiet ist mit mit seinen 173 Hektar etwa doppelt so groß wie die gesamte Bochumer Innenstadt. Rund 20.000 Menschen leben hier und an den drei Hochschulen – Ruhr-Universität, Hochschule Bochum und Hochschule für Gesundheit – studieren zusammen knapp 53.000 Studierende, hinzu kommen insgesamt mehr als 7000 Beschäftigte. Am konkretesten sind sicherlich schon die Überlegungen für die Bebauung des Gebiets der alten Erich-Kästner-Gesamtschule. Nach dem Abriss ist dort nun ein komplett neues Wohngebiet mit Mehrfamilienhäusern geplant. Doch es gibt Widerstand.

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Ein verbindendes Band soll kommen

Was jetzt als ein Campus definiert wird, ist in der Vergangenheit quasi wild immer weiter zusammen gewachsen. Denn zu den Hochschulen und der Wohnbevölkerung kommen große zukunftsweisende High-Tech Firmen, die sich hauptsächlich auf den Gesundheitscampus im Westen und dem Technologiequartier im Osten konzentrieren.

Eckart Kröck formuliert es so: „Das mag alles weit in die Zukunft reichen, aber es ist doch klar, auch Häuser oder Straßen werden nicht nur für die Gegenwart geplant oder gebaut. Nein, wir bauen für eine menschliche Ewigkeit.“ In der jetzigen Phase sei der Dialog gewollt und notwendig, denn die Stadt kann selbst nicht das Gebiet allein durchdringen. Da sind weitere wichtige Beteiligte einzubinden, etwa der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), die Wirtschaftsförderung, die Hochschulen, um nur drei Gruppen zu nennen.

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In den vergangenen Monaten hat sich das Architektur-Büro Hosoya/Schaefer zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Studio Vulkan aus München und dem Verkehrsplanungsbüro Planersocietät aus Dortmund intensiv mit dem Projektgebiet „Campus Bochum“ beschäftigt und den Rahmenplan konkretisiert und geschärft.

Die beteiligten Akteure von Stadt und Planern stellten jetzt die weiteren Schritte im Bochumer Rathaus vor. 
Die beteiligten Akteure von Stadt und Planern stellten jetzt die weiteren Schritte im Bochumer Rathaus vor.  © Stadt Bochum | André Grabowski

Was es mit dem „Loop“ auf sich hat

Der Gesamtplan ist zu komplex, um ihn hier komplett darzustellen, geschweige denn allen Aspekten gerecht zu werden. Zwei Punkte sollen jedoch herausgehoben werden: Die bisher deutlich von der Universitätsstraße dominierte Erschließung durch Fahrzeuge und U-Bahn soll aufgebrochen, ergänzt werden, durch den sogenannten „Loop“. Diese Schleife verbindet, fast wie bei einem Geschenkpaket sämtliche Bereiche miteinander. Die Schleife geht mitten über den Campus der Ruhr-Uni, will ihm neues (oder überhaupt?) Leben einhauchen. Mit Fahrrädern, Elektro-Bikes oder zu Fuß, möglicherweise auch mit kleinen anderen Gefährten soll dieses riesige Quartier künftig neu erschlossen werden können.

Eine fast schon vergessene Idee kommt wieder

Und wieder auf der Agenda ist die vor einigen Jahren von Gutachtern schon gefeierte Verlängerung der U 35 bis nach Langendreer. Und wer weiß, vielleicht kommt auch noch eine zusätzliche neuartige Direktverbindung zum anderen Zukunfts-Areal, Mark 51/7. Damit der Rahmenplan aber mit Leben erfüllt wird, ist nach der Zustimmung des Rates, zu allererste Kreativität und Phantasie gefragt. Wie sagte Kröck: „Eine Aufforderung zum Nachdenken“. Dazu sei natürlich auch die Nachbarschaft eingeladen.