Bochum. Bochum verändert sich an vielen Stellen. Aufhorchen lassen will die frühere Industriestadt zum Beispiel mit ambitionierterer Architektur.

Herbert Grönemeyer hat es schon besungen. „Du bist keine Schönheit“, lautet eine Zeile in „Bochum“. „Es heißt ja auch, in Bochum werde die Schönheit nicht erfunden“, nimmt Stadtplanungs-Chef Eckart Kröck den Faden auf. „Aber wir erarbeiten sie uns.“

Bochum arbeitet an seinem Wandel

Bochum wandelt sich: von der Industrie- zur Wissensstadt, von einer Malocher- zur Dienstleistungskultur und vielleicht auch von einem nach dem Krieg an vielen Stellen zusammengeschusterten Gebilde zu einem gestalteten Raum mit mehr Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität. Der Gestaltungsbeirat, ein nicht-öffentliches Gremium, dem Verwaltung, Politik und unabhängige Experten angehören, spielt dabei eine wichtige Rolle. Nicht als „Tribunal“, wie der Düsseldorfer Architekt und Honorarprofessor Thomas Fenner als einer von fünf externen Mitgliedern in dem elfköpfigen Gremium versichert, sondern als kritischer Ratgeber, der Empfehlungen ausspreche, aber keine Entscheidungen treffe.

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Pläne für neues Grönemeyer-Institut gelobt

So wie in der jüngsten Sitzung, in der der Beirat für Gestaltung und Baukultur, wie er korrekt heißt, erneut über die Entwürfe für den künftigen Standort des Grönemeyer-Instituts an der Herner Straße in Riemke (Grafik) beraten hat. „Wir finden sie sehr positiv“, so Thomas Fenner. Der Beirat habe das Projekt begrüßt und ausdrücklich gewürdigt.

Gelobt, aber dennoch vom Beirat für Gestaltung und Baukultur mit Veränderungswünschen versehen: der Entwurf für das künftige Grönemeyer-Institut in Bochum-Riemke.
Gelobt, aber dennoch vom Beirat für Gestaltung und Baukultur mit Veränderungswünschen versehen: der Entwurf für das künftige Grönemeyer-Institut in Bochum-Riemke. © Pascal Behning / Funke Grafik

Und doch hat es Verbesserungsvorschläge gegeben: Dazu gehören etwa die nun begrünten Dächer, die das Leverkusener Architekturbüro Dakowski berücksichtigt hat, ein schmaleres Hauptgebäude mit gestaffelten Etagen auf der Rückseite und einem Platz mit mehr Aufenthaltsqualität vor dem zentral angeordneten Parkhaus. Akzentuierungen, die aus Sicht des Gremiums das Projekt auf dem 17.500 Quadratmeter großen Gelände des früheren Möbelhauses Unger stimmiger machen. Und schöner.

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Beirat hat 130 Projekte begutachtet

Auf den Tisch kommen die unterschiedlichsten Projekte: Bürogebäude, Gewerbeimmobilien, Wohnhäuser, seltener auch Freiraumplanungen. Aber längst nicht jedes Bauprojekt in der Stadt wird dem Beirat vorgelegt. „In den vergangenen Jahren wurden in 28 Sitzungen etwa 130 Projekte besprochen“, so Stadtplanungs-Chef Kröck. In der gleichen Zeit habe es etwa 6000 Bauanträge gegeben, die über den Anbau einer Garage hinausgegangen sind.

Bauexperten unter sich: Eckart Kröck, Leiter des Stadtplanungsamts in Bochum, und Prof. Thomas Fenner als Mitglied des Beirats für Gestaltung und Baukultur, sprechen über die Pläne des künftigen Grönemeyer-Instituts im Stadtteil Riemke.
Bauexperten unter sich: Eckart Kröck, Leiter des Stadtplanungsamts in Bochum, und Prof. Thomas Fenner als Mitglied des Beirats für Gestaltung und Baukultur, sprechen über die Pläne des künftigen Grönemeyer-Instituts im Stadtteil Riemke. © Stadt Bochum | André Grabowski

Trotzdem trage der Beirat, so Kröck, ebenso wie etwa Gestaltungssatzungen und andere Instrumente dazu bei, dass die Baukultur und -qualität in Bochum zunehme. „Es gibt auch Büros, die ausdrücklich um eine Besprechung ihrer Pläne im Beirat bitten“, so Kröck.

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Harpen baut Technologiezentrum für Messgeräte-Hersteller

Zwei weitere spannende Bauprojekte hat das Gremium in diesem Jahr schon begutachtet: Das Konzept des Investors Harpen, der auf Markt 51/7 vom Systembauer Goldbeck ein Technologiezentrum an der Suttner-Nobel-Alle für den weltweit tätigen Messgeräte-Hersteller Keysight bauen lässt, wird gelobt als „qualitätsvoller Entwurf“.

Die Herausforderung besteht dabei unter anderem darin, eine Halle mit riesigen Dimensionen und einen Bürotrakt optisch wie funktional stimmig zu platzieren. Der Daumen geht außerdem hoch für den Plan des Wuppertaler Architekturbüro acms, der ein Studentenwohnheim aus den 1990er Jahren in Querenburg modernisieren will. Die Bauexperten loben dabei den nachhaltigen Umgang mit dem Bestand.