Bochum. . Die Förderung des Projektes soll über ein ab 2019 geltendes neues Infrastruktur-Förderprogramm erfolgen. Brücken müssen abgerissen werden.

  • Rund 77 Millionen Euro soll der rund 2,8 Kilometer lange Verlängerungs-Abschnitt werden
  • Aus unterschiedlichen Richtungen gibt es Kritik an dem geplanten Konzept für den Ausbau
  • Stadtgestalter sehen sogar einen Fall von Trickserei, um Nutzen höher zu veranschlagen

Die geplante Verlängerung der Stadtbahnlinie U 35 bis zur Unterstraße hat das Zeug, zu einem gewichtigen kommunalpolitischen Zankapfel der kommenden Jahre zu reifen.

Mit Investitionskosten von rund 77 Millionen Euro (Stand heute) fällt die Prognose nicht schwer, dass bis zum Beginn der Realisierung leicht ein Betrag von über 100 Millionen Euro auflaufen könnte – Musikforum mal drei sozusagen.

Ob das Geld gut angelegt ist, hängt nicht nur vom mathematischen Kosten-Nutzen-Faktor ab. Wir haben uns die 2,8 Kilometer lange Strecke einmal genauer angesehen.

Relikt der alten Planung soll fallen

An der aktuellen Endstelle Hustadt ragt der ungenutzte Abzweig zum Technologiequartier wie ein großer Betonfinger über die Universitätsstraße. Er ist ein Relikt der alten Planung aus den 90er Jahren, die Strecke bis nach Witten fortzusetzen.

Die Brücke der Universitätsstraße über die A 43 muss komplett neu gebaut werden.
Die Brücke der Universitätsstraße über die A 43 muss komplett neu gebaut werden. © Gero Helm

In der Untersuchung für das Verkehrskonzept für den Bochumer Südosten wird diese Brücke, genauso wie die Brücke über den Hustadtring und die Brücke über die A 43, als nicht ausreichend für die Aufnahme der Stadtbahnlasten angesehen. Eine Ertüchtigung sei nicht möglich. Die Fachleute empfehlen den Abbruch und Neubau aller drei Bauwerke, wobei vor allem die Querung der A 43 die Kosten treiben dürfte.

Kritik am Umsteige-Zwang

Doch was die Kritiker, eine inhomogene Gruppe aus FDP/Stadtgestaltern, Pro Bahn oder dem VCD besonders auf die Palme bringt, ist der niedrige Kosten-Nutzen-Faktor. Die Experten des VCD kritisieren dabei vor allem, dass der Zwang zum zweimaligen Umsteigen, Studierende aus dem Dortmunder Raum zur Nutzung der neuen Verbindung abschrecken würde.

Dabei soll sie genau für diese Gruppe gebaut werden. Wer aus Dortmund kommt, müsste in Langendreer die S-Bahn verlassen, in die Straßenbahn 310 umsteigen, bis zur Unterstraße fahren und von dort mit der U 35 zur Uni fahren.

Die Stadtgestalter ärgert besonders, dass ein im ursprünglichen Konzept für die Trasse vorgesehener Park & Ride-Parkplatz mit 150 bis 200 Stellplätzen im jetzt verabschiedeten Grundsatzbeschluss nicht mehr auftaucht. Die Gruppe um Volker Steude spricht von Trickserei. Denn dieser Parkplatz sollte sogar eine eigene U 35-Haltestelle bekommen und so mehr Fahrgäste anziehen.

Brücke über das Ölbachtal geeignet für Stadtbahn

Für die Stadtbahn geeignet sei die Brücke über das Ölbachtal. Wer sich die Mühe macht und an dieser Stelle in das Tal hinunter fährt, kommt zum historischen Haus Heven, das bereits im 11. Jahrhundert erwähnt wurde. Zwischen den Fahrbahnen klafft eine große Lücke. Die Planung sieht für den Abschnitt zwischen Hustadt und A 43 jeweils zwei Fahrbahnen in jede Richtung vor. Der Abschnitt von der Autobahn bis zur A 43 ist schmaler. Dort bleibt je Richtung nur eine Fahrbahn.

An dieser Stelle trifft die Universitätsstraße auf die Unterstraße. Dort, wo im Hintergrund die Bäume stehen, ist die Endhaltestelle geplant.
An dieser Stelle trifft die Universitätsstraße auf die Unterstraße. Dort, wo im Hintergrund die Bäume stehen, ist die Endhaltestelle geplant. © Gero Helm