Bochum. Immer mehr Bochumer infizieren sich trotz Impfung mit Corona. Die Stadt legt Zahlen vor. Was sonst in der Pandemie wichtig ist: der Überblick.
Die Corona-Inzidenz in Bochum ist erstmals seit einem Monat wieder auf über 50 gestiegen. Impfdurchbrüche bereiten zunehmend Sorgen. Derweil läuft die Impfkampagne nach wie vor schleppend. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Entwicklung.
Ist die vierte Welle in Bochum schon da?
Sie baut sich offenbar gerade auf. Seit einer Woche nimmt die Inzidenz wieder deutlich zu: von 34,8 auf jetzt 58,2. Allein am Donnerstag meldete die Stadt 59 bestätigte Ansteckungen binnen 24 Stunden. Drei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus sind zu beklagen. Die Zahl der aktuell Infizierten steigt um 42 auf 311. Mediziner erwarten nach dem Ende der Herbstferien nächster Woche einen weiteren Anstieg.
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Wie ist die Situation in den Krankenhäusern?
Derzeit müssen 30 Covid-19-Patienten in den Kliniken versorgt werden: sechs weniger als am Vortag. Im September waren es noch 50. Elf der Erkrankten liegen auf den Intensivstationen, sieben müssen künstlich beatmet werden. Laut der Intensivmediziner-Vereinigung divi sind 16 der 168 Intensivbetten in Bochum frei. Allerdings warnen Ärzte auch hier vor einer Überlastung durch weiter steigende Covid-Patientenzahlen und stockende Impfungen. Hinzu kommt die Personalnot. Wie es heißt, wird es sogar immer schwieriger, dringend notwendige Leiharbeitskräfte für die Pflege zu gewinnen. Auch hier mangele es massiv an Personal.
Corona in Bochum: Impfquote steigt nur schleppend
Wie viele Bochumerinnen und Bochumer sind geimpft?
256.069 Bürgerinnen sind vollständig geimpft. Das entspricht einer Quote von 68,9 Prozent. Es geht nur schleppend voran. Rund 50.000 Bochumerinnen und Bochumer (da sind alle Kinder und Genesenen bereits abgezogen) haben allen Appellen und Angeboten zum Trotz bisher keine Spritze erhalten. In den Kliniken werden laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) fast ausschließlich Ungeimpfte behandelt. Altersschnitt: zwischen 45 und 55 Jahre.
Wie hoch ist der Anteil der Impfdurchbrüche?
Laut Gesundheitsamt sind rund 30 Prozent der Neuinfektionen auf vollständig geimpfte Personen zurückzuführen. Tendenz: steigend. Vielfach leiden die Betroffenen unter Vorerkrankungen. „Jedoch muss nur ein geringer Anteil von ca. zwei Prozent stationär behandelt werden“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk.
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Booster-Impfungen: 22 Altenheime sind schon komplett versorgt
Gibt es besondere Risiken bei bestimmten Impfstoffen?
Bei der Einmal-Impfung mit Johnson & Johnson komme es verstärkt zu Impfdurchbrüchen, „meist aber mit mildem Verlauf“, beobachtet KV-Bezirksleiter Dr. Eckhard Kampe. Er rät eindringlich zu einer Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (etwa Biontech) ab vier Wochen nach der ersten Impfung. Den Anteil der Johnson & Johnson-Impflinge in Bochum schätzt er auf unter zehn Prozent.
Mobile Impfaktionen werden gut genutzt
Auf gute Resonanz stoßen laut Stadt die mobilen Impfaktionen.
Die Bilanz der vergangenen Woche: 286 Impfungen an zwei Tagen in der Ruhr-Uni, 169 Impfungen an einem Tag auf dem Dr.-Ruer-Platz und 502 Impfungen an drei Tagen im Ruhrpark.
Die mobilen Impfaktionen sollen fortgeführt werden. Letzte Station in dieser Woche ist am Freitag (22.) von 17 bis 21 Uhr das Union-Kino an der Kortumstraße.
Wie entwickelt sich nach der Schließung des Impfzentrums vor drei Wochen die Impfkampagne bei den Ärzten?
Die Booster-Impfungen nehmen an Fahrt auf. 6000 Auffrischungs-Spritzen (mindestens sechs Monate nach der ersten Dosis) haben die Ärzte bisher gesetzt: fast ausschließlich in Seniorenheimen, in denen im Dezember 2020 mit den Impfungen begonnen worden war. 22 Einrichtungen sind mit ihren Mitarbeitenden und Bewohnern inzwischen vollständig versorgt, teilt die Stadt mit. In den 182 teilnehmenden Arztpraxen sind die Zahlen mit wöchentlich 3000 bis 4000 Impfungen (Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen) laut KV konstant. Vielfach werden die Corona- mit den Grippeschutzimpfungen verbunden. „Die Patienten nehmen das gut an“, sagt Dr. Kampe. Bislang sei in Bochum noch kein Influenza-Fall gemeldet worden.
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Trotz Kostenpflicht für Tests gibt es kaum zusätzliche Impfungen
Macht sich die Kostenpflicht für Corona-Schnelltests zum 11. Oktober bereits bemerkbar?
Kaum. In den Arztpraxen gab es zwar ein kurzzeitiges Hoch: von 548 auf 840 Erstimpfungen. Aktuell sind die Zahlen aber wieder auf Normalmaß geschrumpft. Kaum Bewegung gibt es auch bei den Teststellen. 142 sind in Bochum in Betrieb: 100 in Arztpraxen, acht in Apotheken und 34 in Schnelltestzentren. Einige wenige Teststellen wurden geschlossen; jedoch liegen auch immer wieder Anträge neuer Anbieter vor, heißt es im Rathaus.
Die komplette Liste der Bochumer Teststellen gibt es auf www.bochum.de/corona.