Bochum. Arabischer und türkischer Migrationshintergrund erhöhen das Corona-Risiko bei Kindern ums Dreifache. Diese Studie kommentiert Karoline Poll.

Die Ergebnisse der Antikörper-Studie zum Coronavirus bergen Sprengkraft. Kein Wunder also, dass die Universitätsklinik lange damit gewartet hat, diese Ergebnisse zu veröffentlichen. Bis zuletzt wurde gerechnet, ob es wirklich sein kann, dass ein türkischer und arabischer Migrationshintergrund völlig unabhängig von anderen Faktoren das Corona-Risiko bei Kindern ums Dreifache erhöht. Nach Druck aus dieser Redaktion werden die Ergebnisse nun öffentlich. Sie aus vermeintlicher politischer Korrektheit nicht zu benennen wäre fatal gewesen.

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Auch wenn die Studienergebnisse denen in die Hände spielen, die es „ja schon immer gewusst haben“. Denjenigen, die das Leben der anderen ohnehin argwöhnisch beobachten. Und denen, die nur allzu gerne vergessen, dass die ersten Corona-Fälle in Bochum Stiepeler Ski-Touristen waren.

Es gibt die Frauen und Männer mit türkischen und arabischen Migrationshintergrund, die auf (Corona-) Regeln pfeifen. Es gibt dort – wie mehrfach berichtet – größere Vorbehalte bei den Impfungen. Aber ist das die Ursache für die hohe Erkrankungsrate bei ihren Kindern? Die Antwort ist schlicht: Wir wissen es (noch) nicht.

Studien-Ergebnisse sind ein Indiz: Was ist bisher falsch gelaufen?

Doch was bringen diese Studienergebnisse dann? Sie sind ein weiteres Indiz. Was ist die Ursache für ein dreifach erhöhtes Risiko bei Kindern mit türkischem oder arabischem Hintergrund an Corona zu erkranken? Sind es genetische Veranlagungen, wie eine Vermutung der Forscherinnen und Forscher ist? Oder ist es ein häufiges Reisen in die Heimatländer, ein anderer Umgang mit Familie? Oder doch eine „Egal-Haltung“, wie von einigen beobachtet?

Nun, schon bei diversen Impf-Angeboten war aufgefallen, dass Menschen mit türkischem und arabischen Hintergrund diese eher wenig nutzen. Einige stellte die Stadt deshalb ein. Wenn in den Kliniken derzeit zu „großem Anteil“ eben diese Patientinnen und Patienten liegen, dann ist das ein dringender Grund zu handeln.

Politik, Glaubensgemeinschaften, Schulen, Kindergärten und Kulturvereine müssen sich fragen lassen, wie sie eben diese Menschen besser erreichen als sie es bisher getan haben. Müssen Sie Kinder besser schützen? Da dürften auch sie ein großes Interesse dran haben. Wie kann das funktionieren und was ist bisher falsch gelaufen?