Ost. . Die acht Wochen Rauchverbot haben den Gastronomen im Osten zugesetzt. Viele Gäste fühlen sich bevormundet oder bleiben ganz weg. Ein Stimmungsbericht

Auch acht Wochen nach Inkrafttreten des totalen Rauchverbotes in Kneipen ist die Wut bei Wirten und Gästen noch nicht verraucht. Ob Altenbochum, Laer, Langendreer oder Werne – beim Streifzug durch die Gemeinde klagen Raucher wie Nichtraucher über die Bevormundung „von oben“. Zudem geht an den hiesigen Tresen die Angst um. „Die Thekenkultur wird kaputt gemacht“, fürchtet Franco Virgillito von der Gaststätte „Bei Franco“ in Werne.

Seit 23 Jahren führt Virgillito den Familienbetrieb an der Wittekind­straße. „Seit Anfang Mai steche ich pro Woche ein Fass weniger an“, spricht der Italiener über Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent. „Zum Glück kann man bei uns auch essen. Wer nur vom Schank lebt, hat keine Chance“, blickt er besorgt in die Zukunft. Wenn die Gäste draußen rauchen, ist der Tresen leer. Virgillito gesellt sich dann oft zu ihnen, zündet sich auch eine an. Tenor der Runde: „Die Gemütlichkeit geht flöten.“

Sorgenvoll ist auch die Miene von Gertraud „Gerry“ Löchter, Inhaberin des Altenbochumer Hofes an der Wittener Straße. „Es läuft schlecht“, stöhnt sie. „So schlecht wie noch nie. Ich habe fast die Hälfte an Umsatz verloren. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll.“ Löchter könnte das eigentlich egal sein, nach 27 Jahren ist für sie am 13. Juli Schluss. Doch die Wirtin ist noch immer mit viel Herzblut dabei. Löchter findet schlimm, wie die Stimmung am Tresen leidet: „Knobelrunde, Gespräche – alles wird durch die Raucherpausen unterbrochen.“ Sie berichtet von Keglern, die sich untereinander zoffen. „Sechs Vereine haben sich schon abgemeldet.“

Auch positive Stimmen

Auch viele Stammgäste im Altenbochumer Hof sind sauer. Wie „Günni“, den es ärgert, dass „die gesellige Gemeinschaft, diese Zentrale der Nachbarschaft, kaputt gemacht wird.“ Doch es gibt auch positive Stimmen. Rolf Günther hat der Rauch zwar nie gestört, angenehmer findet er es jetzt, wo die Luft rein ist, aber schon. Und ein anderer Gast, der seinen Namen lieber verschweigt, berichtet, durch das eingeschränkte Rauchverbot vor fünf Jahren sogar das „Quarzen“ drangegeben zu haben.

Viele halten der Bürger-Klause in Laer die Treue

Mit einem lachenden und weinenden Auge betrachtet Regina Rück von der Bürger-Klause in Laer die Situation. „Klar, hier möchten alle gerne rauchen“, hört sie an der Alten Wittener Straße Abend für Abend Schimpftiraden. Doch immerhin halten die Gäste ihr die Treue. Auch die Skatspieler, die hier jeden Monat um die Wette reizen. „Skat ohne Zigarette macht keinen Spaß“, wettert Bärbel Beyer, spielt aber dennoch weiter.

Ärger mit den Nachbarn

Ein paar Kilometer entfernt, im Wirtshaus Hiby an der Baroper Straße, darf an diesem Abend geraucht werden. „Wir haben noch Urlaub“, lacht Wirt Uli Bieler und zündet sich eine an. Er und seine Frau Karin sind gerade aus Bayern zurück. Dort sind Raucherräume noch erlaubt. „Das ist ungerecht“, ärgern sich die Wirtsleute. 35 Prozent weniger Umsatz habe das Rauchverbot für ihr Lokal zur Folge, rechnen sie vor. „Zwei Knobelvereine haben sich schon abgemeldet“, sagt Karin Bieler. „Dazu gibt’s Ärger mit den Nachbarn, die sich über Lärm und Rauch beschweren.“ Natürlich gibt es auch bei Hiby Leute, die sich über die gute Luft freuen. „Aber mehr Gäste haben wir dadurch trotzdem nicht.“

Stimmen: „Von unserer Knobelrunde freitags sind einige schon abgesprungen, weil sie nicht mehr rauchen dürfen. Auch viele Nichtraucher, die ich kenne, finden dieses totale Verbot unsinnig.“ Joachim Sörries, Werne

„Es ist korrekt, dass ein Nichtraucherschutz existiert. Das sehe ich als Raucher sogar so. Nur, die bisherige Regelung funktionierte doch. Das Verbot ist undemokratisch, fast schon diktatorisch.“ Theo Janssen, Laer

„Ich bin Gelegenheitsraucherin, von daher trifft mich das Verbot nicht so arg. Dennoch würde ich gerne am Tresen rauchen dürfen. Ich finde schade, dass das Miteinander auseinander gerissen wird.“ Annelies Drewek, Altenbochum

„Ich finde das Rauchverbot gut. In geschlossenen Räumen sollte nicht geraucht werden. Es ist jetzt wesentlich angenehmer als vorher. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Wirte viele Gäste verlieren.“ Rolf Günther, Altenbochum