Bochum-Hiltrop. Der Kanalbau in Bochum-Hiltrop biegt auf die Zielgerade. Bis Mitte November sollen die Straßen freigegeben werden. Es gab böse Überraschungen.

Ärger und Sorge, gar Existenzängste begleiteten die Kanalbaustelle im Dorf Hiltrop, noch bevor sie überhaupt begann. Eineinhalb Jahre lang Lärm, Dreck, Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen lagen vor den Anwohnerinnen und Anwohnern, was zur Kritik an der Baustellenplanung führte. Jetzt biegt die Maßnahme, die von unliebsamen Überraschungen und Widrigkeiten mehrfach ausgebremst wurde, in die Zielgerade.

Die Notwendigkeit stand bei aller Kritik nie in Frage: Mit dem Bau eines neuen Kanals sollte endlich Schluss sein mit den Überschwemmungen im Dorf bei Starkregen. Im Juni vergangenen Jahres – Vorarbeiten haten im März begonnen – startete der Bau. Der größte Eingriff ins Straßenbild: das Schachtbauwerk an der Einmündung Dietrich-Benking-Straße/Im Hagenacker, wo Kanalrohre und Maschinen für den unterirdischen Vortrieb in den Boden gebracht wurden. Das hatte die Abbindung der Straße Im Hagenacker zur Folge. Busse mussten umgeleitet werden. Direkt betroffene Geschäftsleute wie der Apotheker und die alten Pächter der Gaststätte „Haus Hubbert“ – inzwischen sind neue gefunden – haben sich zurückgezogen.

Giftstoffe legten die Arbeiten in Bochum lahm

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„Ende November wollten wir fertig sein, da waren wir zu ambitioniert, denn es gab viele blöde Situationen. So stießen wir auf Probleme beim unterirdischen Vortrieb: Kontaminationen im Boden, die zum Stillstand führten. Es mussten Untersuchungen gemacht werden, der Gesundheitsschutz für die Arbeiter stand an erster Stelle“, sagt Marko Siekmann, Leiter der Abteilung Entwässerung beim Tiefbauamt.

Die nächste Unberechenbarkeit lauerte später an der Straße Im Brennholt, wo der Kanal in offener Bauweise weitergebaut wurde. „Hier fanden wir Giftstoffe der ehemaligen Zeche Constantin X in einem Ausmaß, mit dem wir trotz eingehender Voruntersuchungen nicht hatten rechnen können“, sagt Siekmann. Insgesamt führten diese Hindernisse zu Verzögerungen im Bauablauf von fast fünf Monaten.

Rückschläge konnten kompensiert werden

Dennoch gelang es, die zeitlichen Rückschläge nahezu vollständig aufzuholen, indem etwa Arbeiten an anderen Stellen vorgezogen wurden. Was aber auch zur Wahrheit gehört: Durch die Rückschläge verteuert sich die Maßnahme, die mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt war. „Jetzt kommt ein großer, bis zu siebenstelliger Betrag, hinzu“, erklärt Marko Siekmann.

Der Schacht an der Straße Im Brennholt wird in Kürze an den Kanal angeschlossen. Später soll auch ein Regenrückhaltebecken gebaut werden.
Der Schacht an der Straße Im Brennholt wird in Kürze an den Kanal angeschlossen. Später soll auch ein Regenrückhaltebecken gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Er rechnet damit, dass Ende des Jahres, spätestens im Januar, alles abgeschlossen sein wird, denn ein strenger Winter könnte den weiteren Straßenbau stoppen. Die Hausanschlüsse werden jetzt fertiggestellt, parallel dazu wird der Schacht am Brennholt an den Kanal angeschlossen. Der Straßenbau im Bereich zwischen Im Brennholt und Einmündung Frauenlobstraße soll, so Rolf Hagemeier, Abteilung Kanalbau im Tiefbauamt, ab Montag (18.) erfolgen und auch in der nächsten Woche komplettiert werden. Die Einbahnstraßenregelung auf der Wiescherstraße bleibt bis Ende Oktober. Die Straßenfreigabe insgesamt ist für Mitte November vorgesehen.

Kreisverkehr ist noch Zukunftsmusik

Nach Ende der Baustelle wird sich die Verkehrsführung ändern. Geplant ist, das Linksabbiegen von der Dietrich-Benking-Straße in Richtung Im Hagenacker zu unterbinden. Autos können dann nur noch geradeaus fahren und nach rechts auf die Frauenlobstraße abbiegen.

Ziel ist es, den Verkehr zu entlasten, weil sich durchs Linksabbieger in der Vergangenheit größere Rückstaus bildeten.

Der von der Politik seit langem gewünschte Kreisverkehr Frauenlob-/Dietrich-Benkingstraße und Im Hagenacker ist weiterhin nicht spruchreif. Zwar wurde die Kreuzung im Zuge des Verkehrskonzepts für den Bochumer Norden untersucht. Doch hängt ein Umbau zum Kreisel nicht zuletzt auch von verfügbarem Geld ab. Die Planung, so Marko Siekmann vom Tiefbauamt, sei der nächste Schritt. „Ein Kreisverkehr ist eine Option, doch sind die Platzverhältnisse nicht optimal.“

Zudem beginnen die Umklemmarbeiten in der Startbaugrube, danach werden die Bohrpfahlwände abgebrochen. Die Verfüllung der Grube wird etwa zwei Wochen dauern. Der weitere Ablauf ist streng terminiert: Ab 2. November werden die Fahrbahnen im Bereich Frauenlob-/Dietrich-Benking-Straße/Im Hagenacker bis ca. 20. November wieder hergestellt, die Straßenflächen Im Brennholt sollen vom 22. November bis Weihnachten erneuert werden.

Kommunikation mit den Betroffenen

Die Beschwerden der Nachbarn nahmen bald ab. „Das lag vor allem auch an der sorgfältigen Informationspolitik der Baufirma mit den Betroffenen“, sagt Marko Siekmann. Die Sorgen vor Erschütterungen, etwa des Zahnarztes Wahl, der seine Praxis direkt vor der Pressgrube hat, seien ernst genommen worden. So wurde der Einsatz großer Baumaschinen im Vorfeld angekündigt, damit sensible Behandlungen nicht beeinträchtigt wurden. „Mit Sicherheit fühlten sich die Bürger gestört, doch die transparente Kommunikation hat vieles wettgemacht.“

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Hieß es längere Zeit: „Man sieht ja gar nichts“, weil die Arbeiten unterirdisch erfolgten, werden mit Beginn der Asphaltarbeiten auch die Bauarbeiter wieder präsent: „Wir werden genau beobachtet.“ So zieht der Tiefbauer kurz vor Ende der umfänglichen Baumaßnahme eine positive Bilanz.