Bochum-Hiltrop. Für mehr Schutz vor Hochwasser in Bochum-Hiltrop baut die Stadt einen neuen Kanal. Das wird für ein Jahr Straßensperrungen zur Folge haben.
Auf weitere Vollsperrungen und Umleitungen müssen sich die Hiltroper einstellen: Die Stadt will den Kanalneubau „Im Brennholt“ in Angriff nehmen. Er soll Überflutungen im Dorf Hiltrop künftig eindämmen.
Lange haben Bürger, Politik und Verwaltung darauf gewartet. Doch der Kanalbau verzögerte sich, denn er hängt ab vom Bebauungsplan Wiescherstraße / Im Dorf Hiltrop. Dessen Rechtskraft soll Lidl einen Neubau an der Wiescherstraße ermöglichen, zudem will die Stadt mit dem Pferdehofbesitzer Trösken ein Grundstück tauschen. Dieses steht nun laut Verwaltung kurz bevor, so dass die Kanalbaumaßnahme jetzt kurzfristig in die Tagesordnung der Bezirksvertretung Nord aufgenommen wurde.
Gasleitung ist im Weg
Michael Kammler vom Tiefbauamt erklärte: „Wir brauchen für die Maßnahme mehr Geld als im Haushalt vorgesehen ist. Dennoch haben wir die Kämmerin bekniet, den Neubau jetzt auf den Weg zu bringen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.“ Das Problem im Dorf Hiltrop ist der dicht besiedelte Bereich, so dass der Kanal in einer neuen Trasse verlegt werden muss. Hinzu kommt eine parallel verlaufende Thyssen-Gasleitung. Deren Lage macht den Kanalbau in unterirdischem Vortrieb auf einer Länge von 330 Metern nötig im Bereich zwischen der Kreuzung Dietrich-Benking-Straße / Frauenlobstraße / Wiescherstraße und „Im Brennholt“ Nr. 27. Die übrige Strecke, etwa 90 Meter lang, kann dann in offener Bauweise erfolgen.
Bemannte Bombensuche unterirdisch
Die verkehrlichen Auswirkungen sind immens: Für den unterirdischen Vortrieb ist eine Pressgrube erforderlich, in der die Maschinen eingebracht werden. Kammler: „Die Kampfmittelsuche ist kompliziert. Wir können nicht wie üblich einfach von oben in den Grund bohren, weil die vorhandene Gasleitung ein Echo geben kann wie ein Blindgänger.“
Deshalb ist ein bemannter Vortrieb geplant, bei dem vor Kopf ein Kanalbauer sitzt, der waagerecht das Erdreich auf Bomben untersucht. „Es gibt nur wenige Firmen, die so etwas können. In Bochum wenden wir das Verfahren zum ersten Mal an“, betont Kammler.
Im Hagenacker wird gesperrt
Diese Pressgrube entsteht an der Ecke „Im Hagenacker“, so dass die Bushaltestellen im Weg sind. Die Linie wird verlegt zum Kreisverkehr bei „Rewe“ an der Wiescherstraße. Die Straße „Im Hagenacker“ wird komplett gesperrt, für die Schachtanbindung ist eine große Baugrube nötig, um Platz für die bemannte Bombensuche und den Vortrieb zu erhalten. Aus Richtung Herne kommend ist ein Linksabbiegen von der Wiescher- in die Frauenlobstraße nicht möglich. Das Tiefbauamt will aber sicherstellen, dass auf der Dietrich-Benking- / Wiescherstraße der Verkehr noch rollen kann. Kammler: „Wir wollen einen Fahrstreifen je Richtung frei halten.“
Baustelle dauert ein Jahr
Die Baumaßnahme wird mindestens ein Jahr dauern. Die Kosten sind auf 2,9 Millionen Euro beziffert, könnten laut Tiefbauamt aber steigen wegen des erhöhten Kanaldurchmessers und der besonderen Bombenselektion. Der Start soll möglichst Anfang 2020 erfolgen.
Auswirkungen auf den Straßenverkehr
Die Verkehrsregelung im Kreuzungsbereich übernimmt für die Dauer der Arbeiten eine Baustellenampel.
Um ein Mindestmaß an Verkehrsfluss zu erhalten, muss laut Verwaltung das Linksabbiegen in die Frauenlobstraße unterbunden werden.
Die Arbeitsabläufe rund um die Startgrube machen zudem eine Vollsperrung der Straße Im Hagenacker im unmittelbaren Einmündungsbereich zur Dietrich-Benking-Straße erforderlich. Fußgänger können die Arbeitsstelle auf den regulären Gehweg passieren.
Philipp Welsch (SPD-Fraktion) forderte: „Der Kanalbau soll aber erst losgehen, wenn die übrigen Baustellen wie Bergener Straße beendet sind.“ Er schlug vor zu prüfen, die große Baugrube in den ländlichen Bereich zu versetzen, um weniger Beeinträchtigungen zu haben. Kammler: „Haben wir schon erwogen. Das hätte aber zur Konsequenz, dass wir erst Mitte 2020 beginnen könnten. Zudem würde die Maßnahme dann nicht ein, sondern eineinhalb Jahre dauern, weil wir in dem Fall nicht die 330 Meter in einem Stück pressen könnten wegen der Kurve.“
Christian Schnaubelt (Grüne): „Wir sollten die schnellste Lösung wählen. Es geht aber nicht an, dass der Hagenacker ein Jahr lang vom Busverkehr abgekoppelt ist. Älteren Bewohnern im oberen Bereich ist der lange Weg bis zum Rewe-Kreisel nicht zumutbar.“