Bochum. Deutlich gestiegen ist das Müllaufkommen in Bochum. Der Anstieg in den beiden vergangenen Corona-Jahren ist beträchtlich.
Bis vor einigen Jahren war Bochum in Sachen Müll auf einem guten Weg. Auf durchschnittlich 426 Kilogramm je Einwohner war die Menge der Siedlungsabfälle 2015 gesunken. Seitdem steigt das Müllaufkommen; im vergangenen Jahr geradezu dramatisch. Jedenfalls vermeintlich.
35 Kilo Müll pro Jahr und Einwohner mehr
Stieg die Müll-Menge 2019 noch auf 443 Kilogramm, waren es 2020 schon 479 Kilogramm je Einwohner und Jahr. Das liegt zwar noch leicht unter dem Durchschnitt in NRW. Den geben die NRW-Landesstatistiker mit 480,7 Kilogramm pro Kopf an. Aber die Zunahme gegenüber dem Vorjahr ist in Bochum besonders hoch ausgefallen.
Ganz nachvollziehen kann der für die Müllentsorgung zuständige Umweltservice Bochum (USB) das allerdings nicht. „Die veröffentlichen Zahlen entsprechen nicht im Detail unseren gemeldeten Mengen“, sagt USB-Sprecher Jörn Denhard.
Beim Gesamtmüllaufkommen habe der USB 168.102 Tonnen für 2019 gemeldet (IT.NRW: 162.110), für 2020 seien es 175.733 Tonnen gewesen (IT.NRW: 174.461). „Daraus errechnen wir einen Gesamtanstieg von 4,6 Prozent statt 7,6 Prozent, die Pro-Kopf-Menge wäre um 22 und nicht um 35 Kilogramm angestiegen.
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Corona ist ein Grund für wachsende Müllmenge
Fakt ist: Die Müllmenge nimmt zu und liegt jetzt wieder in etwa auf dem Niveau von 2005. „Trotz anderer Zahlengrundlage lässt sich natürlich ebenfalls ein Anstieg ablesen, den wir zu Teilen auch der Corona-Pandemie zuschreiben können“, so der USB-Sprecher. Viele Bochumer haben im Homeoffice gearbeitet, waren länger zu Hause und haben daher mehr Müll produziert.
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Auffällig ist, dass der Anstieg der Menge von Haus- und Sperrmüll moderat ausfällt (+0,2 Prozent). In absoluten Zahlen liegt Bochum mit 254,5 Kilogramm pro Kopf deutlich über dem Landesdurchschnitt (223,6).
Gesammelte Papiermenge steigt um 16 Prozent
Deutlich zugenommen hat die Rückgabe von Wertstoffen (+10,7 Prozent). Denhard: „Das können wir insofern nachvollziehen, wenn wir ‘Wertstoffe’ als Papier, Pappe, Kartonagen, Glas, Leichtverpackungen, stoffgleiche Nichtverpackungen, Metall, Holz, Bekleidungen, Textilien und sonstige Wertstoffe annehmen.“ Auffällig sei vor allem die Zunahme gesammelter Papiermengen (plus 16 Prozent) und der über die Wertstofftonne gesammelten Abfälle aus Metall und Kunststoff (plus 21 Prozent). „Hier könnte es sich um Verpackungen aus dem Lebensmittelhandel bis hin zu Kunststoffverpackungen handeln, die als To-Go-Verpackungen über die Gastronomie in die Haushalte gelangen.“
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Zahlen von IT.NRW und USB stimmen nicht überein
Den stärksten Anstieg insgesamt verzeichnet Bochum bei den organischen Abfällen. IT.NRW macht einen Zuwachs von 32,4 Prozent aus. Die Datenlage beim USB sieht anders aus. Er hat nur etwa die Hälfte der von IT.NRW ausgewiesenen organischen Abfälle ausgemacht, 15.000 statt gut 29.000 Tonnen. „Wir vermuten, dass IT.NRW dort noch andere Grünabfälle einbezogen hat“, so der USB-Sprecher. Dazu könnten die Grünabfälle der Stadt gehören, die z.B. auf Friedhöfen anfallen.
„Der Anstieg bei der Sammlung über die Biotonnen dagegen ist richtig“, heißt es. „Da verzeichnen wir seit einigen Jahren kontinuierliche Zuwächse. Immer mehr Bürger nutzen für die organischen Abfälle eine Biotonne.“ Das waren im vergangenen Jahr 1528 Tonnen (+13,7 Prozent).
Kein Gebührenanstieg bei der Biotonne
Auch für 2022 geht die Stadt davon aus, dass immer mehr Bürger die „braune Tonne“ nutzen. Beim Festlegen der neuen Müllgebühren wird davon ausgegangen, dass nächstes Jahr 400 zusätzliche Bioabfallbehälter ausgegeben werden. Derzeit sind 5595 braune Tonnen aufgestellt.
Die Stadt „wirbt“ für eine Nutzung der Biotonne mit anhaltend stabilen Gebühren. Das gilt auch für 2022. Während die Kosten für die Hausmüllentsorgung um 2,9 Prozent steigen, also um 4,60 Euro jährlich für eine 60-Liter-Restmülltonne und um 9,20 Euro für eine 120-Liter-Tonne, verändert sich die Gebühr für die Biotonne nicht. Wer umsteigt, spare Geld. „Ab erstmaliger Teilnahme an der Bioabfallsammlung können die Abfallgebühren ausgehend von einem 120-L-Restmüllbehälter durch teilweise Umstellung auf einen Bioabfallbehälter um bis zu 131 Euro jährlich und bis zu 40,7 Prozent gesenkt werden“, heißt es.