Bochum. Der Ehrenring der Stadt ehrt Menschen, die sich um Bochum verdient gemacht haben. 15 neue Träger gibt es. Darunter Schauspieler Dietmar Bär.
Seit über 50 Jahren verleiht der Rat der Stadt den Ehrenring der Stadt Bochum an Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise engagiert und um Bochum verdient gemacht haben. In dem Jahr des 700-jährigen Bestehens wird gleich 15 Bochumerinnen und Bochumern diese Ehre zu teil.
„Der Ehrenring ist nicht nur eine Auszeichnung. Er ist nicht einfach ein Schmuckstück, das man am Finger tragen oder sich in die Vitrine legen kann. Der Ehrenring ist vielmehr ein Symbol. Ein Symbol für die Verantwortung, die jede und jeder von uns für diese Gesellschaft trägt“, so Oberbürgermeister Eiskirch.
Bei der Verleihung des neu gestalteten Ringes in den Kammerspielen des Schauspielhauses erhielten die Geehrten zudem eine Urkunde und trugen sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Nur rund 60 Gäste – darunter die Fraktionsvorsitzenden der im Rat vertretenen Parteien sowie die Bezirksbürgermeisterinnen und Bezirksbürgermeister – durften aus Hygieneschutzgründen an der feierlichen Veranstaltung teilnehmen.
Die Geehrten im Überblick mit Auszügen aus den Lobreden und Zitaten von Thomas Eiskirch.
Dietmar Bär
Dietmar Bär startete seine Karriere als Schauspieler vor fast 40 Jahren an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Bis heute wirkt Bär, der im Kölner Tatort Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern erreicht, auch immer wieder an Produktionen des Bochumer Schauspielhauses mit. „Dadurch haben Sie sich um das Ansehen dieser bedeutenden deutschsprachigen Bühne verdient gemacht.“ „Nebenbei“ engagiere sich Bär zudem für Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen auf den Philippinen, für Opfer von Kriminalität und für die DKMS. Bär werde dem gesellschaftspolitischen Auftrag des Theaters „mehr als gerecht“.
Silvia Cabello
Silvia Cabello gründete vor fast 30 Jahren gemeinsam mit Ihrem Mann Ronny Cabello und mit Jörg Richter das „Varieté et cetera“. Was anfangs noch ein reisendes Varieté war, ist inzwischen seit über 20 Jahren eine feste Größe in Bochum und zieht mit seiner großen Strahlkraft Gäste aus der ganzen Umgebung nach Bochum. Silvia Cabello unterstützt seit vielen Jahren auch das Kinder- und Jugendzirkustheater „RatzFatz“ der Goethe-Schule Bochum und bieten Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die Bühnenkunst. „Dieses Engagement für eine Stadt ist nicht selbstverständlich. Mit Ihrer Begeisterung stecken Sie an, bringen Freude an der Bewegung und an der Varieté-Kunst zu den Bochumerinnen und Bochumern. Das Varieté et cetera ist ein außergewöhnlicher, ein ganz besonderer Teil unserer Kulturlandschaft.“
Wolfgang Dressler
Wolfgang Dressler ist eine feste Größe in Wattenscheid. Seit 25 Jahren arbeitet er im Vorstand der Krisenhilfe Bochum, seit 34 Jahren im Vorstand der Werbegemeinschaft Wattenscheid – 18 Jahre davon als deren Vorsitzender. Dressler habe nicht nur das Jubiläum „600 Jahre Wattenscheid – Von der Gemeinde zur Gemeinschaft“ mit vollem Erfolg als Mitveranstalter auf die Beine gestellt, sondern auch andere wie das Weinfest oder die Kirmes geprägt. „Sich über so viele Jahrzehnte, neben der Berufstätigkeit, kontinuierlich für etwas einzusetzen, ist eine ganz besondere Leistung. Ohne die „Krisenhilfe Bochum“ würde in unserer Stadt eine große soziale Anlaufstelle fehlen. Und ohne die „Werbegemeinschaft Wattenscheid“ hätten wir nicht so eine vielfältige Veranstaltungslandschaft.“
Bettina Eickhoff
Bettina Eickhoffs Engagement wurden schon 2003 mit der Ehrenplakette der Stadt Bochum gewürdigt. Über 25 Jahre war Sie Vorstandsvorsitzende der Bochumer Gruppe des Paritätischen. Seit 2005 ist sie Vorstandsvorsitzende des Fördervereins „Situation Kunst“, der sich der Förderung und Pflege der Gegenwartskunst und ihrer Rezeption verschrieben hat und Vorstandsmitglied der „Stiftung Situation Kunst“. „Sie waren zudem langjährige stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises der Bochumer Synagoge. Und auch in der Corona-Krise haben Sie sich engagiert und sind seither Jurymitglied für die Kunstnothilfe Bochum. Sie bleiben nicht still, nehmen sich der Themen an und engagieren sich überall dort, wo es um Kunst, um Kultur oder um soziale Fragestellungen geht, die Ihnen am Herzen liegen.“
Wolfgang Fiegenbaum
Prof. Dr. Wolfgang Fiegenbaum war seit der Gründung 2011 und bis vor wenigen Wochen Leiter der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum. Das mehr als 120 Schienenfahrzeuge aus der Zeit von 1853 bis heute umfassende Eisenbahnmuseum in Dahlhausen ist eines der größten Museen dieser Art in Deutschland. „In zehn ereignisreichen Jahren hat die Stiftung zahlreiche Fördergelder eingeworben, mit denen vielfältige Projekte verwirklicht werden konnten. Highlight war und ist dabei das neue Empfangsgebäude. Vieles davon wäre ohne Ihren außergewöhnlichen Einsatz nicht möglich gewesen, ohne Ihre Erfahrung im Stiftungswesen, Ihre Netzwerke und das persönliche Engagement.“
Birgit Fischer
Staatsministerin a. D. Birgit Fischer ist seit 2007 Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universität, nur ein Jahr später wurde sie Gründungsmitglied des Hochschulrates der RUB, dessen Vorsitz sie 2018 übernahm. Fischer war zudem erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bochum und 20 Jahre Mitglied des Landtags NRW, von 1998-2005 Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie. „Bei Ihrem jahrzehntelangen Einsatz für die Demokratie haben Sie sich immer insbesondere für Themen wie Jugend, Familie, Gesundheitspolitik und die Gleichstellung eingesetzt. Dabei haben Sie sich Ihre Offenheit bewahrt und werden dafür geschätzt, dass Sie immer den Dialog suchen. Die Fähigkeit, auf andere Menschen einzugehen, Ihnen zuzuhören, ist etwas, dass nicht nur in der Politik unabdingbar ist.“
Anne Friedrichs
Professorin Dr. Anne Friedrichs ist Gründungspräsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum, der ersten staatlichen Hochschule für Gesundheitsberufe. „Für den Aufbau von etwas so Einmaligem gab es keine Blaupause, auf die Sie hätten zurückgreifen können. … Durch Ihr großes persönliches Engagement haben Sie einen Beitrag zur maßgeblichen Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes Bochum geleistet und für die Strahlkraft, die wir in diesem Sektor besitzen. … Dabei stand der Mensch bei Ihnen immer an erster Stelle, was zu einem ganz besonderen Lern- und Lehrklima an der Hochschule für Gesundheit geführt hat. Sie haben die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.“
Wilhelm Gellermann
Wilhelm Gellermann wurde 1955, als 19-Jähriger, Mitglied der Kolpingsfamilie Bochum-Linden und war von 1970 bis 1981 ihr Vorsitzender. Die gemeinnützige Organisation engagiert sich seit 1952 im Bochumer Südwesten. Ein wichtiger Bestandteil der gemeinnützigen Arbeit der Kolpingsfamilie ist die Brauchtumspflege im Karneval. Gellermann war 26 Jahre lang Karnevalspräsident und hat den Karneval in Linden und auch darüber hinaus geprägt. „So ein leidenschaftliches, lebenslanges Engagement ist etwas unglaublich Wertvolles. Und es ist etwas Besonderes. Unsere Stadt wäre nicht halb so einladend, wenn es nicht Menschen wie Sie gäbe, die sich weit über das normale Maß für etwas einsetzen.“
Marcus Gloria
Marcus Gloria ist Initiator und Mitgründer des Festivals „Bochum Total“ und aus der Bochumer Kulturszene nicht wegzudenken. Bis heute hat sich „Bochum Total“ zu einem der größten Festivals dieser Art in Europa entwickelt und lockt jährlich bis zu einer Million Besucherinnen und Besucher nach Bochum. Aber auch andere Veranstaltungen tragen die Handschrift Glorias: der Kulturbiergarten von 2021 oder das schon traditionelle Fiege-Kino sind Beispiele. „Sie haben ein außergewöhnliches Gespür für das, was die Menschen möchten und den Mut, es umzusetzen. Und Sie sind ursächlich mit dafür verantwortlich, dass wir uns zurecht als „Hotspot der Live-Kultur“ bezeichnen können.“
Norbert Lammert
Bundestagspräsident a. D. Prof. Dr. Norbert Lammert ist in Bochum geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat an der RUB studiert und promoviert. Von 1975 bis 1980 war er Mitglied im Rat der Stadt Bochum. 1980 ging es dann zunächst nach Bonn, später nach Berlin in den deutschen Bundestag, dessen Präsident er von 2005 bis 2017 war. Trotz vieler Aufgaben, die das zweithöchste Staatsamt mit sich bringt, ist Lammert Bochum immer verbunden geblieben. „Wie kein anderer stehen Sie für den Einsatz für und den Dienst an unserer Demokratie. Ausdauernd und hartnäckig – und dabei immer humorvoll – treten Sie für die Rechte des Parlamentes ein, besonders in, aber auch nach Ihrer Zeit als Bundestagspräsident. An vielen Stellen haben Sie die Legislative maßgeblich gestärkt, Ihr Raum und Bedeutung gegeben.“
Petra Landers
Petra Landers ist eine erfolgreiche Profi-Fußballerin: vierfache deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin und Europameisterin. 1981 gewannen sie mit der SSG 09 Bergisch Gladbach bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft in Taiwan den Titel aller Titel. Zu einer Zeit, in der es noch nicht einmal eine vom DFB gestellte Frauennationalmannschaft gab. Im gleichen Jahr – mit nur 19 Jahren – gründete Landers außerdem eine eigene Mädchenmannschaft und war in Kornharpen einige Jahre Trainerin. „Sie waren Vorkämpferin für Gleichberechtigung und Sichtbarkeit von Frauen im Sport. Sie setzen sich unablässig dafür ein, dass Mädchen der gleiche Respekt entgegengebracht wird, dass Hindernisse abgebaut und Förderungen aufgebaut werden. Dabei gehen Sie als Vorbild mit gutem Beispiel und voller Tatendrang voran.“
Christof Paar
Prof. Dr. Christof Paar ist Gründungsdirektor des „Max-Planck-Instituts für Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre“ und setzt sich für interdisziplinäre Forschung rund um das Thema „Cybersicherheit“ ein. Zuvor war er jahrelang Direktor des „Horst-Görtz-Instituts“ an der Ruhr-Universität Bochum und maßgeblich an dessen Aufbau beteiligt. „Ohne Ihren Einsatz wäre das Zukunftsthema IT-Security in Bochum nicht dort platziert, wo es jetzt ist. Ohne Sie wäre Bochum nicht Hauptstadt für IT-Sicherheit in Deutschland – vielleicht sogar in ganz Europa.“
Grigory Rabinovich
Grigory Rabinovich, der in Abwesenheit geehrt wurde, ist langjähriger Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Von Beginn an hat er sich stark für die Bochumer Synagoge eingesetzt, deren Bau er von der Grundsteinlegung an begleitet hat. „Die Synagoge würde es heute ohne ihn nicht – oder zumindest noch nicht so lange – geben. … Durch sein kontinuierliches Engagement hat er enorm dazu beigetragen, dass jüdisches Leben in Bochum in all seinen Facetten wieder sichtbar ist.“
Dieter Schulz
Prof. Dr. Dieter Schulz ist Mitgründer und Leiter der „Bochumer Suppenküche“, die seit 1996 Bedürftigen in Bochum warmes Essen und Trinken zur Verfügung stellt. Seit 1998 besteht eine Kooperation mit der „Vereinigung der Aufsuchenden Medizinischen Hilfe für Wohnungslose in Bochum e.V.“, die einen weiteren wichtigen Bereich der Hilfe abdeckt. „Sie engagieren sich seit Jahrzehnten für die Bochumerinnen und Bochumer. Überall dort, wo schnelle und unkomplizierte Hilfe benötigt wird, stehen Sie bereit. Und dabei sind Sie der erste, der darauf hinweist, dass Sie das nicht alleine machen.“
Barbara Wollrath-Kramer
Barbara Wollrath-Kramer ist Schauspielerin und Regisseurin, 1996 rief sie das Projekt „TheaterTotal“ ins Leben, das sie seither leitet. Das Theater gilt als Ort, an dem sich aufstrebende Kulturschaffende frei entfalten können, und auch an Schulen eröffnet es den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Zukunftsperspektiven. „Dank Ihres Engagements hat Bochum einen Ort, der einmalig ist und den Sie mit Ihrer Vision auferstehen ließen und am Leben halten.“