Bochum. Aufregung an der Gesamtschule Bochum-Mitte: Kurz vor der Wahl darf die 10a abstimmen. Sie nimmt an der U18-Wahl teil – und setzt ein Zeichen.

270.000 Bochumerinnen und Bochumer sind am 26. September wahlberechtigt. Gemeinsam haben sie: Sie sind alle über 18. Ein nicht unwesentlicher Teil der Bochumer Bürger darf hingegen nicht wählen, sie sind noch zu jung. Mit ihrer Stimme bei der U18-Wahl wollen sie ein Zeichen setzen.

Auch interessant

Donnerstagmorgen, Pausenende: Die Klasse 10a der Gesamtschule Bochum-Mitte betritt die Aula. Die sieht anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl ganz anders aus als sonst. Drei Wahlkabinen stehen auf der Bühne, auf einem Tisch liegt ein Stapel Stimmzettel. Nacheinander machen sie ihre Kreuze auf dem Stück Papier, das aussieht wie ein echter Wahlzettel. Nur der Schriftzug Muster verdeutlicht – die Stimmen fließen nicht in das Wahlergebnis ein.

Um 11.15 Uhr ist die Klasse 10a der Gesamtschule Bochum-Mitte dran: Sie stimmt bei der U18-Wahl ab.
Um 11.15 Uhr ist die Klasse 10a der Gesamtschule Bochum-Mitte dran: Sie stimmt bei der U18-Wahl ab. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„In der linken Spalte seht ihr die Direktkandidaten, die ihr zum Teil auch hier in der Schule erlebt habt“, erklärt Magdalena Krause, eine der vier Lehrkräfte, die die Organisation der U18-Wahl an der Gesamtschule Bochum-Mitte übernommen hat.

Gesamtschule Bochum-Mitte: Podiumsdiskussion und politischer Markt vor der Wahl

Damit die Schülerinnen und Schüler auch wissen, welche Partei und welcher Kandidierende ihre Meinung vertritt, hat in der Woche zuvor eine Podiumsdiskussion stattgefunden, zu der neben Fabian Schütz (CDU) und Max Lucks (Grüne) als Direktkandidaten auch Vertreter der anderen Parteien kamen. An dieser haben die Acht- bis Zehntklässler teilgenommen. Bei einem politischen Markt zwei Tage später konnten sich die jüngeren Schülerinnen und Schüler bei Vertretern der Parteien an Ständen informieren und für sie relevanten Themen aus erster Hand erfragen und erhalten.

Auch interessant

Das gab einen guten Einblick in das, was die Parteien fordern“, findet Elia Stephan (14). Serhan Suljovic (15), ebenfalls aus der 10a, ergänzt: „Es ist schön, sich hier unabhängig eine eigene Meinung bilden zu können.“

„Man hat wirklich einen Kontrast gemerkt – bei den Schülerinnen und Schülern, die letzte Woche da waren – und bei den anderen“, erklärt Lehrer Justin Hirsemann. Selbst die noch jungen Fünftklässler seien politisch nun sehr gut informiert, könnten Forderungen den Parteien zuordnen. „Sie haben eine klare Meinung“, so Krause.

Lehrerin Magdalena Krause erklärt der 10a der Gesamtschule Bochum-Mitte, was sie beim Setzen ihrer Kreuzchen auf dem Stimmzettel beachten müssen.
Lehrerin Magdalena Krause erklärt der 10a der Gesamtschule Bochum-Mitte, was sie beim Setzen ihrer Kreuzchen auf dem Stimmzettel beachten müssen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Auch interessant

Die Schülerinnen und Schüler der 10a stehen nun kurz davor, ihre Kreuze auf den Stimmzettel zu setzen. Eine letzte Erklärung von Lehrerin Krause: „Zudem könnt ihr mit eurer Zweitstimme auf der rechten Seite eine Partei unterstützen.“ Sie macht deutlich: „Zwar könnt ihr das tatsächliche Ergebnis nicht beeinflussen, dafür setzt ihr aber ein Statement.“ Lehrer Hirsemann ergänzt: „Ihr habt die Chance zu zeigen, dass zurecht darüber diskutiert wird, ob das Wahlalter heruntergesetzt werden soll.“

Bochumer Gesamtschüler wünschen sich Wahlrecht ab 16

„Wir können zwar nicht offiziell wählen, bekommen aber einen guten Einblick, wie es ist, später wählen zu dürfen“, findet auch Schüler Kadir Durmus (15). Er und Elia und Serhan würden sich wünschen, schon mit 16 Jahren wählen zu können – das bejahen die drei einstimmig.

Die U18-Wahl in Bochum

Parallel zur Bundestagswahl am 26. September wurden bundesweit in der Woche vom 10. bis 17. September die U18-Wahlen durchgeführt. Organisator in Bochum ist der Kinder- und Jugendring.

Wie bei der echten Bundestagswahl konnten Jugendliche auf einem fast identischen Stimmzettel ankreuzen, welcher Partei und welchem Kandidaten sie ihre Stimme geben möchten.

In allen Bochumer Stadtteilen gab es für die Jugendlichen Möglichkeiten, sich an der U18-Wahl zu beteiligen. Zudem haben einige Schulen mitgemacht. Die Ergebnisse sind auf der Seite des Kinder- und Jugendrings ab Freitagabend zu sehen: www.jugendring-bochum.de

Nur wenige Schüler sind an diesem Donnerstag nicht ganz so motiviert: „Muss ich wählen?“, fragt einer. Lehrkräfte und Mitschüler verdeutlichen, dass das nicht der Fall ist – nennen aber auch die Vorteile, die die Teilnahme an einer Wahl hat. Und so geben am Ende alle bis auf ein Schüler ihre Stimme ab.

Wie die Schülerinnen und Schüler sich am Ende entschieden haben, steht schon Ende der Woche fest. Was auch fest steht: Diese U18-Wahl war nicht die letzte, an der sich die der Gesamtschule Bochum-Mitte beteiligt.