Bochum. Lothar Spovck (75) ist auf seinen Rollator angewiesen. Er würde gern in der Drehscheibe Bochum einkaufen. Doch seit Wochen ist der Aufzug kaputt.

Wenn Barrieren den Einkauf verhindern: Lothar Spovck, ein 75-jähriger Besucher der Drehscheibe in der Innenstadt Bochum, möchte einfach in der Innenstadt Bochum seinen Einkauf erledigen. Für den auf einen Rollator angewiesenen Mann wird das jedoch zur enormen Herausforderung. Genauso wie für viele andere Menschen mit Handicap wie eine 92-jährige Bochumerin, für die das gar unmöglich ist.

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Spovck beklagt einen seit zweieinhalb Wochen defekten Aufzug in der Drehscheibe in der Bochumer Innenstadt. Er als Mensch mit Handicap habe es – wie viele andere – unglaublich schwer, zu dem einzigen Lebensmittelgeschäft „Rewe“ zu gelangen.

Kein Einzelfall: Die Situation ist für viele Menschen mit Handicap ein wahres Ärgernis

„Mit Rollator, Kinderwagen oder ähnlichem ist man einfach aufgeschmissen“, so Spovck. „Ich sehe laufend auch andere Leute mit Rollator oder Kinderwagen, für die es genauso schlimm ist. Ich bin da nicht alleine.“

Dies bestätigten weitere Centerbesucher vor Ort. Ein Mann im Rollstuhl erweist sich als komplett überfordert und verlässt die Drehscheibe. Auch eine 92-jährige Dame steht verzweifelt vor der Rolltreppe und überlegt, ob sie das Risiko eingehen solle, mit dem Rollator die Rolltreppe zu nutzen, um in das Untergeschoss zu gelangen. „Ich denke, dass man für behinderte Leute nicht genug tut“, sagt sie und wendet sich von der Rolltreppe ab.

Centermanagerin kündigt Reparaturen an: Eine genauere Zeitangabe gibt es nicht

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Die Centermanagerin Babett Arnold kündigt auf WAZ-Anfrage Reparaturmaßnahmen an. Bis wann, das kann sie aber noch nicht sagen:: „Wenn etwas an elektronischen Bauteilen defekt ist, hat es aktuell coronabedingt sehr lange Lieferzeiten.“ Betroffen sei der Aufzug direkt in der Mall, für den es keine vollständige Alternative gibt. „Mit dem Ersatzaufzug ist das Untergeschoss leider nicht erreichbar“, so Arnold. Die Meinung des 75-jährigen Spovcks dazu: „Dahinter kann man sich immer schön verschanzen, wenn man sagt, man wartet auf Ersatzteile.“

Barrierefreiheit in NRW

Die Agentur Barrierefrei NRW beschäftigt sich unter anderem mit einer Bestandsaufnahme, bei der Erhebungen in öffentlich zugänglicher Gebäude durchgeführt werden. Konzipiert wurde sie in Kooperation mit Mitgliedern der Behindertenselbsthilfe, der Sozialverbände und dem Ministerium für Arbeit Integration und Soziales NRW.

Das Ziel hierbei ist es, verlässliche Daten zur Barrierefreiheit nach landesweit einheitlichem Standard zu erheben und über ein barrierefreies Internetportal zur Verfügung zu stellen.

Konkrete Ergebnisse gibt es bisher nicht. Wer Interesse hat, an der Bestandserhebung aktiv teilzunehmen, findet hier weitere Informationen.

Ein Schild am Aufzug der Drehscheibe weist darauf hin, dass sich die Lieferung notwendiger Ersatzteile verzögert. Weiterhin gebe es im Center eine Ausschilderung, die zu den Ersatzaufzügen führen. „Wir bemühen uns, die Arbeiten so schnell wie möglich abzuschließen“, so das Centermanagement. Arnold weist zudem darauf hin, dass man die oberen Geschosse über die Aufzüge im benachbarten Citypoint erreichen könne, da die Gebäudekomplexe an einigen Stellen miteinander verbunden seien.

Die vorgegebenen Ersatzwege sind ebenfalls nicht barrierefrei

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Sowohl die verzweifelte Dame an der Rolltreppe als auch Spovck bestreiten das. Der Aufzug im außenliegenden Treppenhaus führe nicht in das Center selbst, sondern nur zu Lagerräumen und Arztpraxen. Somit seien die gewünschten Etagen – besonders das Untergeschoss und der Rewe-Markt – für Menschen mit Handicap nicht zu erreichen. Hinzu komme, dass die Brücke, die Citypoint und Drehscheibe verbindet, ebenfalls nicht barrierefrei sei. Dort befänden sich laut Spovck wiederum ein paar Stufen.

Senior Lothar Spovck ist verärgert und glaubt, dass vielen Kundinnen und Kunden ähnlich geht. „Ich fahre lieber nach Altenbochum“, sagt er.