Die Drehscheibe ist noch immer ein Ankerpunkt in Bochum
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Bochum. . An der Drehscheibe trafen sich Fußgänger, Straßenbahnen und Autos. Bis hier die erste Ampel installiert wurde, regelten Polizisten den Verkehr.
Verkehrsampeln sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, aber in den 1930er Jahren waren sie keineswegs selbstverständlich. So war es damals eine kleine Sensation, als über der „Drehscheibe“ – der Kreuzung Kortum-/Bongardstraße – die erste Ampel angebracht wurde.
Man bestaunte die technische Neuerung, die den Verkehrspolizisten mit Kelle ablöste. Zebrastreifen kannte man allerdings noch nicht. Stattdessen sorgten Absperrketten dafür, dass die Fußgänger Abstand zur Kreuzung hielten.
Technik löste den Schupo ab
Die „Drehscheibe“, mitten „in der Stadt“ gelegen, kennt in Bochum jeder. Tatsächlich war diese von Passanten, Straßenbahnen, Fuhrwerken, Fahrrädern, Lastwagen und Automobilen frequentierte Kreuzung schon zwischen den Kriegen einer der belebtesten Bereiche in Bochum – der Name „Drehscheibe“, den der Volksmund ihr gab, kommt eben nicht von ungefähr.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Die von Süden nach Norden verlaufenden Kortumstraße („Renne“) mit ihren Geschäften zog schon immer die Käufermassen an; hier war seit je auch der Schnittpunkt der Ost-West-Durchfahrt, die Langendreer und Altenbochum mit Stahlhausen und dem Bochumer Verein verband. Auch alle Straßenbahnlinien, die vom alten Hauptbahnhof herkamen, überquerten die Drehscheibe.
Anfang der 2000er wurde ein Anschauungsexempar aufgehängt
So wurde vor über 80 Jahren die sog. „Heuer-Ampel“ installiert – ein würfelförmiges Gebilde, das, mit Drahtseilen verspannt, über der Kreuzung hin. Die von Innen beleuchtete Zeigerampel hatte für jede Fahrtrichtung rote und grüne Kreissegmente, wobei die Ampelphasen mit einem weißen Zeiger dargestellt wurde. Mit dem Umbau des Boulevards wurde Anfang der 2000er Jahre ein Anschauungsexemplar an alter Stelle aufgehängt.
Das Foto oben zeigt den unteren Teil der Kortumstraße in der Zwischenkriegszeit; man blickt in Richtung Brückstraße. Keines der Gebäude steht heute noch. Das linke Eckhaus gehörte der Fa. Spielwaren Röl; rechts blickt man auf das Hansa-Haus, das in den 80er Jahren für das Einkaufszentrum abgerissen wurde.
Die Drehscheibe ist einer der Ankerpunkte Bochums geblieben
Dort befanden sich die Kortumschänke und das Konzert-Café Corso mit großen Räumen in der 1. Etage, das sich regen Besuchs erfreut. Trotz Gedeckzwangs – drei Mark pro Person -, denn hier gastierten vor dem Krieg stets erstklassige Kapellen. Auch das Café Döhmann befand sich seit 1885 an der Kortumstraße; 1956 wurde das Haus an Wertheim verkauft, und Döhmann eröffnete an der Bongardstraße neu. Auch das ist längst Geschichte.
Gleichwohl ist die Drehscheibe einer der Ankerpunkte Bochums geblieben. Die U-Bahn- und die Bushaltestellen sorgen wegen des starken Publikumsverkehrs für stete Belebung, und auch neue Gastro-Betriebe wie „Starbucks“ tragen dazu bei,, dass es auf der Bochumer Drehscheibe lebendig bleibt.
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