Bochum-Langendreer. Eine Frau aus Bochum kann ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Sie sitzt im Rollstuhl und der Aufzug funktioniert nicht. Aus einem seltsamen Grund.

Cordula Glössner ist verzweifelt. Sie kommt nicht mehr aus ihrer Wohnung an der Egidestraße in Bochum-Langendreer. Der Aufzug funktioniert nämlich seit drei Wochen nicht. Und Glössner sitzt im Rollstuhl. Sie ist in der ersten Etage also gefangen. Und das hat nicht nur für sie selbst schlimme Folgen.

Bochum: Frau im Rollstuhl in Not – Aufzug fährt seit drei Wochen nicht

Denn Cordula Glössner kann sich seit dem 30. Juli auch nicht mehr um ihre kranke Mutter kümmern. Die 86-Jährige lebt zurzeit in einer Kurzzeitpflege in Dortmund-Dorstfeld und leidet sehr darunter, den Kontakt zu ihrer Tochter nicht mehr zu haben. „Es geht ihr richtig schlecht, sie will nicht mehr leben“, schildert Cordula Glössner die Situation. Telefonate seien schwierig, denn die Mutter ist schwerhörig.

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Zudem könne sie jetzt auch die Wohnung der Mutter nicht weiter auflösen. „Ich habe auch viel von ihrem Hab und Gut in meiner Garage, doch da komme ich ja selbst dort nicht hin“, klagt Cordula Glössner. Sie selbst komme irgendwie klar. „Lebensmittel bekomme ich geliefert, Medikamente ebenso. Und ansonsten habe ich nette Nachbarn, die mich unterstützen“, freut sich die 58-Jährige. Zum Glück habe sie Waschmaschine und Trockner in der Wohnung. „Nur gut, dass ich zu Hause war, als der Fahrstuhl stillgelegt wurde. Sonst wäre ich nicht mehr in die Wohnung gekommen.“

Die Hauptsorge gilt der Mutter, die bald ins Frieda-Nickel-Zentrum am Luchsweg in Langendreer ziehen soll. Und noch ist ungewiss, wann der Aufzug wieder fährt.

Defekter Aufzug: Telekom wartet noch auf Genehmigung für Tiefbauarbeiten

Dass er von der Aufzugfirma stillgelegt wurde, hat einen seltsamen Grund: Es liegt an einer defekten, analogen Telekomleitung, über die der Notruf geschaltet ist. Diese Leitung, die wohl über einen Schaltkasten an der Unterstraße läuft, hat beim Hochwasser Schaden genommen. Ein Fehler dort sei bereits gefunden und behoben worden, hat Cordula Glössner von der Telekom erfahren. Es gebe aber noch einen weiteren.

Wegen MS im Rollstuhl

Cordula Glössner sitzt seit zwei Jahren im Rollstuhl. Sie ist an Multiple Sklerose (chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems) erkrankt. Kurz zuvor, 2019, ist ihr Mann an Lungenkrebs gestorben. Wegen ihrer Krankheit wurde die Lehrerin zwangspensioniert.

Über Reha-Training versucht sich die 58-Jährige zurück ins selbstständige Leben zu kämpfen. Ihr Ziel ist es, zumindest wieder kleine Strecke mit dem Rollator gehen zu können.

Und dieser liegt unterirdisch, also im Erdreich. Irgendwo unter dem Bürgersteig oder der Straße. Laut Telekom handelt es sich dabei um einen Defekt in einem Verzweigungskabel. „Aktuell fehlt uns leider noch die Genehmigung der Stadt Bochum, um die notwendigen Tiefbauarbeiten zur Entstörung durchführen zu können“, teilt Telekom-Sprecher Stefan Barwieck auf WAZ-Anfrage mit.

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Nun sei eine neuerliche Anfrage erfolgt, denn die Situation sei ja „absolut unangenehm“ für die Betroffene. „Eine Antwort steht allerdings noch aus.“ Bei der Stadt Bochum indes hat man keine Kenntnis von einem Telekom-Antrag auf Genehmigung von Tiefbauarbeiten. „Die Kollegen der Bauordnung wissen von nichts“, teilt Sprecher Thomas Sprenger nach Rücksprache mit. Es sei aber gut möglich, dass der Antrag in einer anderen Abteilung gestellt wurde.

Hoffentlich, denn von diesem Antrag hängt nun ab, wann Cordula Glössner ihre Selbstständigkeit wieder zurückerlangt. An der Telekom solle es nicht liegen, sagt Stefan Barwieck. „Unsere technische Einheit in Bochum hat den Auftrag schon vergeben. Wir fangen sofort an, wenn die Genehmigung vorliegt.“