Bochum. Einige Bochumer haben bei den Aufbauarbeiten im Ahrtal geholfen. Sie wollen andere animieren. „Hilfe wird so dringend gebraucht“, sagen sie.

Bei Instagram hört Bochumer Engelbert Gunia vom Helfershuttle im Ahrtal. Es bringt die Freiwilligen, die in der so stark vom Hochwasser betroffenen Region anpacken wollen, direkt dorthin, wo man sie am meisten braucht. Der 59-Jährige aus Bochum-Hofstede zögert nicht lange – und sitzt schon nach kurzer Zeit im Auto.

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„Jeder kann helfen“, sagt Gunia. Er berichten im Gespräch von seinem Engagement im Ahrtal – nicht, um Anerkennung zu bekommen, sondern um den Bedarf zu verdeutlichen. Denn: Von Wiederaufbau könne derzeit noch gar nicht die Rede sein, stattdessen müssten noch immer Böden vom Schlamm befreit oder Putz abgetragen werden.

Engelbert Gunia hilft im Ahrtal nach dem Hochwasser beim Wiederaufbau.
Engelbert Gunia hilft im Ahrtal nach dem Hochwasser beim Wiederaufbau. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bochumer helfen im Ahrtal: „Die Leute, die helfen, werden weniger“

Helfer-Shuttle im Ahrtal

Hilfe werde im Ahrtal noch mehrere Monate benötigt. „Kommt vorbei und unterstützt das Ahrtal“, lautet deshalb ein Aufruf auf der Seite helfer-shuttle.de. Hier können sich alle melden, die die Menschen vor Ort unterstützen möchten. Zudem gibt es viele Informationen.

Helfer können sich auch per E-Mail: oder telefonisch unter Tel. 0151/ 43 13 16 61 melden.

Gebraucht werde eigentlich jede helfende Hand. Ob sie nun Schutt wegräumt, handwerklich tätig ist, den Helferbus fährt, Naturschutzgebiete von angeschwemmtem Müll befreit oder die Helfer mit Essen und Trinken versorgt. Zweimal war Gunia schon ein komplettes Wochenende vor Ort, einmal mit seiner Frau Ursula (57). Sie blieben über Nacht, hatten sich beim zweiten Mal von Bekannten ein Auto geliehen, in dem sie schlafen können. Viele Helferinnen und Helfer seien vor Ort gewesen, doch: „Die Zeit geht ins Land, die Leute, die helfen, werden weniger“, so der Technische Angestellte.

Steffi aus Bochum war als Helferin ebenfalls schon häufiger im Ahrtal. Engelbert Gunia und seine Frau haben sie dort kennengelernt.
Steffi aus Bochum war als Helferin ebenfalls schon häufiger im Ahrtal. Engelbert Gunia und seine Frau haben sie dort kennengelernt. © Gunia

Zwar fehle vor Ort auch Geld, viel dringlicher seien allerdings helfende Hände. Wie zum Beispiel Steffi, eine kaufmännische Angestellte und auch aus Bochum, die sie dort kennengelernt haben. Sie, Gunia und seine Frau waren beim letzten Mal drei von mehr als tausend Helfern. „Selbst wenn zwei Leute, die mit anpacken, wenig Kraft haben, können sie zusammen doch so viel leisten, wie ein Handwerker“, ermutigt der Bochumer.

Mit jedem neuen Starkregen kommt die Angst

Die Hilfe gebe den Menschen Hoffnung. „Wir haben dort zum Beispiel mit einer Mieterin gesprochen, sie war sowas wie die gute Seele im Haus. Jedes dritte Wort war ein ,Danke’“, berichtet Ursula Gunia. Gleichzeitig seien viele Einwohner traumatisiert – mit jedem neuen Starkregen komme die neue Angst.

„Das muss man erst mal wegstecken“, weiß auch Frank Hanika aus Bochum-Riemke. Er entscheidet sich an einem Samstagabend vor einigen Wochen, zu helfen. Am nächsten Morgen sitzt der Inhaber einer Firma für Schrottdemontagen bereits im Lkw. Seitdem verbringt Hanika jeden Sonntag bis Mittwoch im Ahrtal.

 Auch nach einigen Wochen sieht es an vielen Stellen im Ahrtal noch so aus. Helfer werden dringend gebraucht, appellieren die Bochumer, die schon öfter vor Ort waren.
 Auch nach einigen Wochen sieht es an vielen Stellen im Ahrtal noch so aus. Helfer werden dringend gebraucht, appellieren die Bochumer, die schon öfter vor Ort waren. © Hanika

Bochumer sammelt fast 6000 Euro Spenden für das Ahrtal

Frank Hanika hat schon einige Tage im Ahrtal verbracht und dort vor Ort geholfen und Spenden mitgebracht.
Frank Hanika hat schon einige Tage im Ahrtal verbracht und dort vor Ort geholfen und Spenden mitgebracht. © Hanika

Hier in Bochum sammelt er Spenden, kauft davon Arbeitsgeräte und all das ein, was vor Ort gebraucht wird. 5800 Euro seien seitdem zusammengekommen, Unterkünfte und Sprit für den Lkw zahlt er selbst. „Meine Frau hält mir hier zuhause den Rücken frei. Ich sage jedes Mal, dass es das letzte Mal ist, dass ich fahre. Aber es ist so viel zutun“, erklärt Frank Hanika.

Er und Engelbert Gunia werden – allerspätestens Ende September, sagt er – wohl wieder ins Ahrtal fahren und den Menschen dort helfen. Sie hoffen, dass sie auch andere dazu bewegen können.