Bochum. Im Nordbahnhof Bochum wurde ein Gedenkort eröffnet, der an die Deportation von Verfolgten in der NS-Zeit erinnert. Es gibt eine Ausstellung.
Der Nordbahnhof, sagt der Bochumer Historiker Bernd Faulenbach, sei „so etwas wie eine Drehscheibe des Terrors“ gewesen, „ein Umschlagplatz“ der Gewalt des NS-Regimes. Der Professor sprach am Sonntag im Bahnhof in dem 1874 errichteten Gebäude am Ostring zur Eröffnung des „Erinnerungsortes Nordbahnhof“.
Dort werden jetzt mit Hilfe der Ruhr-Universität und der Stadt Ausstellungen und andere Bildungsveranstaltungen zu sehen sein. Dafür hat sich der gemeinnützige Verein „Initiative Nordbahnhof Bochum“ seit 2015 eingesetzt. Faulenbach gehört zum Vorstand.
Vom Nordbahnhof Bochum aus ging es direkt nach Auschwitz
Vor allem vom Nordbahnhof aus wurden im Zweiten Weltkrieg Juden, Sinti und Roma sowie andere in Ghettos und Vernichtungslager im Osten deportiert, teilweise direkt nach Auschwitz. Gleichzeitig kamen am Bahnhof auch Zwangsarbeiter an, die in der Rüstungsindustrie schuften mussten. Außerdem passierten politische Gefangene mit dem Ziel „Krümmede“ sowie „Nacht- und Nebel-Gefangene“ aus dem Widerstand den Bahnhof. Es waren Sammeltransporte von „sehr schlimmer und verbrecherischer Art“, so Faulenbach.
Gleichzeitig diente der Bahnhof dem ganz normalen Nah- und Regionalverkehr. Auch Transporte der Kinderlandverschickung gingen vom Nordbahnhof aus.
Nordbahnhof ist ein architektonisch wertvolles Gebäude
Das teilweise restaurierte und innen wie außen architektonisch wertvolle Gebäude, dem einmal der Abriss gedroht hatte, wird heute vor allem von einem privaten Medizinunternehmen genutzt. Im Erdgeschoss stehen zwei Räume aber der Initiative Nordbahnhof zur Verfügung.
In einem wurde am Sonntag die vorübergehende Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Deportation. Der Nordbahnhof als Gedenkort für die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen“ eröffnet. Sie zeigt auch die Lebenswege und die Verfolgung von sechs Bochumerinnen und Bochumern während der NS-Zeit. Eine weitere, eine Dauerausstellung ist in Planung.
In dem zweiten Raum gab es die Videoaufzeichnung einer szenischen Lesung mit Texten von jüdischen Menschen, die aus Bochum deportiert wurden.
OB Thomas Eiskirch: „Wir brauchen solche Orte“
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) sagte, dass man Bewusstsein dafür schaffen müsse, „was passieren kann, wenn wir nicht für Demokratie einstehen“. Es gebe Kräfte, „die die demokratische Grundordnung in Frage stellen“. Deshalb sei es „wichtig, dass Erinnerungskultur unseren Platz hat“ in Bochum. „Wir brauchen solche Orte.“
Die temporäre Ausstellung soll regelmäßig zugänglich gemacht werden, zunächst am Bochumer „Werk.Stadt.Tag“ am 16. September (Donnerstag) von 14 bis 19 Uhr.