Bochum. An die Deportationen während der Nazizeit erinnert eine neue Stele am Bochumer Nordbahnhof. Der Bahnhof ist ein steinernes Zeugnis des Holocaust.

Eine Einweihung der etwas anderen Art gab es in diesen Tagen am ehemaligen Bochumer Nordbahnhof. Die jetzt achte Stele des von der Evangelischen Stadtakademie initiierten Stelenwegs wurde errichtet. Das es aufgrund der Corona-Pandemie keine Eröffnung mit Publikum geben konnte, wurde eine filmische Eröffnung gestaltet.

Stationen jüdischen Lebens in Bochum

Raphael Wisnewski, Mitarbeiter der Firma Reklame Wilden, bei der Montage der Stele zur Erinnerung an die Deportationen von jüdischen Bürgern in der Nazi-Zeit. Im Hintergrund das Gebäude des ehemaligen Nordbahnhofs.
Raphael Wisnewski, Mitarbeiter der Firma Reklame Wilden, bei der Montage der Stele zur Erinnerung an die Deportationen von jüdischen Bürgern in der Nazi-Zeit. Im Hintergrund das Gebäude des ehemaligen Nordbahnhofs. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Die Stelen erinnern an verschiedenen Orten in Bochum an Stationen des jüdischen Lebens. Die jetzt aufgestellte Stele am ehemaligen Nordbahnhof markiert ein besonders trauriges Kapitel. Von hier aus wurden ein Teil der Deportationen jüdischer Bochumer während des Naziregimes organisiert. Der Bahnhof steht dort als steinerner Zeuge der Vernichtungspolitik.

Seit etlichen Jahren gibt es in Bochum eine lebhafte Debatte und zahlreiche Forschungen zur Geschichte dieses Gebäudes. Es drohte gar der Abriss. Vor allem der Pfarrer und ehemalige Leiter der evangelischen Stadtakademie, Manfred Keller, und der Historiker Hubert Schneider trugen bedeutsame Informationen zusammen. Mit der Gründung des Vereins „Initiative Nordbahnhof“ und zahlreichen bürgerlichen Engagements konnte die Zerstörung des Gebäudes schließlich erfolgreich verhindert werden.

Schüler widmeten sich dem Projekt

Mittlerweile ist eine große Arztpraxis in das Gebäude eingezogen. Es gibt die Perspektive, dass schon bald ein Gedenkort in den Bahnhof einzieht, der sich seiner Geschichte und die der Deportation in dieser Stadt widmet.

Die jetzt errichtete Stele steht für einen Anfang. Nils Vollert ist Geschichtslehrer am Neuen Gymnasium Bochum. Mit Schülerinnen und Schülern widmete er sich dem Projekt dieser Stele. Anlässlich der Einweihung sagte er: „Für viele Bochumer ist heutzutage der Nordbahnhof leider nur ein altes Gebäude. Hingegen ist er für den Geschichte-Leistungskurs ein Ort voller Erinnerungen.

Einblicke in die Deportationen

Die Stele kann natürlich nicht alle Einzelheiten der geschichtlichen Bezüge dieses Bahnhofs nachzeichnen. An Beispielen jüdischer Familien gibt die Info-Tafel jedoch einen Einblick in das Schicksal der insgesamt 604 jüdischen Menschen aus Bochum und Wattenscheid, die deportiert und ermordet wurden. Insbesondere die Deportation vom 29. Juli 1942 vom Nordbahnhof nach Theresienstadt ist gut dokumentiert.

Dazu sagte Manfred Keller: „Keine dieser Aktionen wurde bei Nacht und Nebel durchgeführt. Vielmehr trieb man die Betroffenen am helllichten Tag zum Sammelplatz, von wo aus sie mit Lastwagen oder der Eisenbahn nach Dortmund gebracht wurden.“

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