Bochum-Innenstadt. Aus einem einmaligen Firmenevent von “Babymarkt“ entwickelt sich eine Kooperation mit der Aktion Canchanabury. Bald startet eine Plakataktion.
11.940 Kilometer - ziemlich genau so weit wie von Bochum bis ins afrikanische Simbabwe - sind die Mitarbeiter des Bochumer Großunternehmens "Babymarkt" gelaufen, spaziert und gewalkt. Weil der Dortmunder "B2Run", an dem die Firma traditionell teilnimmt, pandemiebedingt ausfiel, startete die Suche nach einer anderen Betätigungsmöglichkeit.
Bastian Siebers, CEO von Babymarkt, stellte schließlich den Kontakt zur Aktion Canchanabury her und ließ seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Mai bis August die Turnschuhe anziehen. Allerdings nicht, ohne selbst mitzumachen: "Eine Wochenbestzeit habe ich leider nicht geschafft, die lag bei über 100 Kilometern", sagt der Vorstandsvorsitzende der Geschäftsführung.
Kilometer per App getrackt
Dem guten Zweck hat der Einsatz dennoch geholfen: Jeder gelaufene Kilometer wurde von den über 160 Mitarbeitern per App getrackt und im Anschluss bepreist. "So sind knapp 5000 Euro zusammengekommen", sagt Siebers. Darüber freut sich auch die Aktion Canchanabury: Was für den "Babymarkt" Werbung bedeutet, heißt für die Hilfsorganisation mehr Mittel für ihre Aids-Waisenprojekte.
"In der Pandemiezeit hatten wir häufig das Gefühl, dass der gesamte afrikanische Kontinent vergessen wird", bedauert Gerd Stegemann, Geschäftsführer des Bochumer Hilfswerks. Doch auch, wenn alle Länder durch die Coronakrise vorwiegend mit sich selbst beschäftigt gewesen seien, hätten die unterschiedlichen Notlagen in Afrika - wie beispielsweise Dürren, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit - weiterbestanden.
Notlage in Afrika
"Es gab und gibt harte Lockdowns, viele Schulen vor Ort sind geschlossen. Dadurch fehlt den Kindern ein Mittagessen in der Schule", weiß Henriette Roos von der Aktion Canchanabury zu berichten. Zusätzlich zum Mittagessen fehle die soziale Anbindung, es gäbe vermehrt Teenagerschwangerschaften.
"Solange die Hilfsgelder nicht in die Schulen fließen können, verteilen Projektpartner vor Ort Nahrung, Masken und Artikel des alltäglichen Bedarfs wie etwa Damenbinden", erklärt Roos. Die Aktion Canchanabury unterhält Projekte in 13 afrikanischen Ländern: In Äthiopien, Burkina Faso, Burundi, Ghana, Kenia, Kongo, Niger, Senegal, Simbabwe, Sudan, Südsudan, Togo und Uganda.
Hilfe für Aidswaisen
Neben Hilfe für HIV positive Frauen und Mütter von Kindern mit Behinderung in Therapiezentren unterstützt der Hilfsverein beispielsweise auch durch Berufsausbildungen für Waisen und benachteiligte Jugendliche im Bereich Gartenbau oder betreut verwaiste Kinder. Eins der Kinder, das Aktion Canchanabury unterstützt hat, ist Gertrud.
"Heute ist die Uganderin eine junge Frau, arbeitet als Krankenschwester", freut sich Roos. Ein Foto zeigt Roos lachend mit Gertrud im Arm, der Umriss des afrikanischen Kontinents umgibt die Frauen. Im Hintergrund sind bunte, afrikanische Muster zu sehen.
Plakatserie ab Oktober
Es ist das Motiv für die im Oktober startende Plakataktion, mit der die Aktion Canchanabury ihr 60-jähriges Bestehen feiern will. Auf 122 Großflächen in Bochum wird das Plakat dann zu sehen sein, eine große Feier anlässlich des Jubiläums wird es allerdings nicht geben - zu bedrohlich erscheint noch die Pandemielage.
"Die Geschichte von Gertrud ist eine Erfolgsgeschichte", sagt Roos, die das Mädchen mehrfach vor Ort besucht hat. Dass die Geschichte von Gertrud, welche im Alter von gerade einmal sechs Jahren ihre Eltern durch eine HIV-Infektion verlor, dazu wurde, ist Spendengeldern zu verdanken.
Weitere Aktionen geplant
Da kommt auch das seit vergangenem August am Bochumer O-Werk ansässige Unternehmen "Babymarkt" wieder ins Spiel: "Wir wollen die Aktion Canchanabury nun auch unseren Kundinnen und Kunden vorstellen", kündigt Siebers von Babymarkt an, dessen Firma auch die Plakatserie gesponsert hat.
Angedacht seien zum Beispiel Aktionen, bei denen Kunden zwischen Vergünstigungen für Artikel oder einer Spende wählen könnten. Beendet sein dürfte die Kooperation damit aber noch lange nicht - 11.940 Kilometer muss man schließlich auch wieder zurücklaufen.
Gegründet 1961
Der Verein "Aktion Canchanabury" wurde 1961 von Hans Reinhard gegründet. Eine Aktion für Flüchtlinge in Unna-Massen war sein erstes Hilfsprojekt, dann widmete er sich Lepra-Kranken und der Verein baute eine Lepra-Station im Kongo.
Der Name "Canchanabury" geht auf die thailändische Stadt zurück, in der das Hospital ursprünglich entstehen sollte. Hans Reinhard starb mit 47 Jahren an Kinderlähmung.