Altenbochum. Jahresbericht der Aktion Canchanabury wird diesmal zur Geburtstagsfeier für Gast aus Uganda. Persönliche Erfahrungen füllen Statistik mit Leben.

Das Leben feiern hieß es beim Informationsabend der Aktion Canchanabury. Das private Hilfswerk funktionierte deshalb den Jahresbericht für die Förderer der Organisation zum Geburtstagsfest für Krankenschwester Getrude Nalukwata aus Uganda um.

Das kam sehr gut an. Die 28-Jährige, die mit Schwester Resty Ndagano eigentlich zur Berichterstattung nach Deutschland kam, war völlig begeistert. „Als Aidswaise lebte ich mit meinen Geschwistern unter ärmlichen Lebensverhältnissen in Kampala (Hauptstadt von Uganda, Anm. d. Red.). Deshalb habe ich noch nie meinen Geburtstag gefeiert“, erklärte sie auf Englisch. Und pustete strahlend vor Glück die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen aus. Die rund 40 Partybesucher ließen sich gern von ihrer Freude anstecken.

Betreuung und Bildung

Der Bericht über die seit 1993 bestehende Begleitung von Aidswaisen in Uganda und die Aufklärungskampagne vor Ort wurde sogar persönlich. „Meine Eltern starben 1996, als ich sechs Jahre alt war. Zusammen mit meiner großen Schwester (damals 9) kümmerte ich mich um meine drei kleineren Geschwister“, berichtete Schwester Getrude. Das hieß vor allem auch, mit Gelegenheitsjobs Geld zu verdienen. Getrude: „Oft gingen wir hungrig schlafen.“

Die Projekte wuchsen, der Name blieb

Am 10. Oktober 1961 gründete Hans Reinhardt die Aktion Canchanabury als private Hilfsorganisation. Sie benannte sich nach dem ersten Projekt „Aktion Leprakrankenhaus Canchanabury“. Das kam nicht zustande.

Seit den 60er Jahren ist die heutige Stiftung in Afrika aktiv: unter anderem in Ghana, Kongo, Sambia und Togo. Ein Schwerpunkt der Arbeit blieb zunächst die Leprahilfe. Weitere Projekte waren unter anderem Trinkwasseranlagen und das Ausrüsten von Krankenhäusern. 1993 startete das Programm für Aids-Waise in Uganda mit zunächst 40 Kindern.

2003 änderte sich alles. Resty Ndagano, die schon damals für die Aktion Canchanabury arbeitete, hörte durch eine Bekannte von den Kindern. „Ich nahm Getrude im Aids-Programm auf“, so die Schwester und Leiterin der „Counselling und Home Care Section“ am Rubaga Hospital in Kampala/Uganda. Das bedeutete nicht nur genügend zu essen für die inzwischen Jugendliche, sondern auch Schulbildung. Nach der Grundschule (bis 2007) folgte die Aufbauschule (Secondary school).

Die Krankenschwesterausbildung machte sie von 2012 bis 2016. „Seitdem arbeite ich als staatliche Krankenschwester“, berichtete Getrude. Seit 2015 unterstützt sie Aidswaise Mike. „Ich kann so meinen Dank für das viele Gute weitergeben, das ich erfahren habe“, meinte sie strahlend. Ihre Zukunftswünsche: „Aids besiegen und mal in Deutschland arbeiten. „Die Leute sind hier so freundlich.“

Den persönlichen Erfolg von Getrude durch die Hilfsorganisation untermauerte Resty Ndagano mit Zahlen. „Seit 1995 betreuen wir 410 Kinder und Jugendliche jährlich. 3007 gehen in die Grund-, 103 in die weiterführende Schule. Durch eine weitere Ausbildung ergriffen sie zahlreiche Berufe, über die sie nun den Menschen vor Ort helfen“, erklärte sie.

Arbeit auch nach 25 Jahren sinnvoll

„Auch nach 25 Jahren hat es viel Sinn, die Aufgabe weiterzuführen“, ergänzte Projektleiterin Henriette Roos. So gebe es zwar Dank der Weltgesundheitsorganisation inzwischen günstige Medikamente, um das Ausbrechen der Virenerkrankung zu verhindern. „Aids ist aber noch nicht besiegt“, so Roos weiter.