Ruhrgebiet. Bis Ende des Jahres will Straßen NRW alle Radwege an Bundes- und Landesstraßen prüfen. Schäden sollen schneller entdeckt werden. Und behoben.

Ein bisschen erinnert das schwarz-weiße Fahrzeug an ein Mond-Wägelchen, aber das Nummernschild erdet es eindeutig: E - AM 36. Klein, kompakt und voller Technik, so parkt es gerade auf dem Hof der Straßenmeisterei in Beckum, und die Assoziation mit Mond ist nicht völlig falsch: Auch hier geht es um Krater. Größere natürlich.

Das neue Einsatzfahrzeug des Landesbetriebes „Straßen NRW“ ist nämlich eines von demnächst dreien, die im ganzen Land die Radwege abfahren sollen, den Zustand kontrollieren und die Daten festhalten. Auf Autostraßen wird das schon seit bald 30 Jahren so gemacht, Fachleute sagen dazu einfach „ZEB“ und meinen „Zustandserfassung und -bewertung“. Jetzt kommen bestimmte Radwege hinzu, „Radfahren ist ja nicht mehr so ein Nebenbei-Ding“, sagt Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Montag Vormittag eben in Beckum.

Kameras machen Aufnahmen nach vorne, hinten und unten

So sieht der Radweg aus, betrachtet durch die Messgeräte.
So sieht der Radweg aus, betrachtet durch die Messgeräte. © foto funke services | Andreas Buck

Das Land wolle „nicht nur neue Radwege bauen, sondern auch die alten in Schuss halten. Wir müssen beides schaffen“, sagt Wüst. Und so kommt es, dass er seine schlaksige Gestalt für Fotos und Filmaufnahmen auf dem engen Fahrersitz zusammenfaltet. „Herr Minister, wollen Sie?“ - „Wenn ich darf, wüsste ich nichts, was ich lieber täte.“ Scherz.

Verbaut sind an dem Fahrzeug drei Kameras, die alle fünf Meter nach vorne und nach hinten fotografieren und pausenlos nach unten, letzteres naheliegenderweise mit künstlicher Beleuchtung. Außerdem sitzt unten eine Reihe von Laser-Distanz-Sensoren, die die Tiefe und Ausdehnung von Schäden messen und per Satellitennavigation genau festhalten, damit der Reparaturtrupp weiß, wohin.

„Krater, Risse, Flickstellen, Wurzeleinwüchse“

„Krater, Risse, Flickstellen, Wurzeleinwüchse“ nennt Volker Jakobi als die häufigsten Mängel, die Radfahrern auf ihren Wegen das Leben schwer machen. Jakobi ist Geschäftsführer der „Schiering GmbH“ aus Essen-Bergeborbeck, die im Auftrag von „Straßen NRW“ die Messungen vornimmt. Aus ihnen entstehe ein „Höhen-Längs-Profil“.

Nach einem Test in Ostwestfalen ist das erste Fahrzeug nun im Münsterland unterwegs. Bis Ende 2021, sagt Jakobi, sollen alle betreffenden Radwege ausgemessen sein. Es geht um rund 8500 Kilometer an Bundes- und Landesstraßen, um Radwege an Bahntrassen und um Radschnellwege.

Der Messwagen muss auch im normalen Straßenverkehr mithalten können

Viel Platz ist nicht auf dem Fahrersitz, merkt Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU).
Viel Platz ist nicht auf dem Fahrersitz, merkt Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU). © funke foto services | Andreas Buck

Hanns Brunnert lenkt den Wagen jetzt schon mehrere Tage in Beckum und um Beckum herum. „Eine sehr angenehme Arbeit“, sagt der Mann aus Bottrop. Nur: die Hitze! Der Motor erzeugt Wärme, die Computer erzeugen Wärme, die Bildschirme erzeugen Wärme, und eng ist es auch: Selbst der Beifahrersitz ist vollgebaut, die Türe da lässt sich auch nicht öffnen.

Mit einem Tempo irgendwo zwischen 20 und 30 Stundenkilometern werden Brunnert und Kollegen die Radwege abfahren und sich damit tempomäßig einfädeln, Sperrungen von Radwegen für die Messarbeiten sind zunächst nicht geplant. E - AM 36 kann aber auch Auto: Radwege enden ja auch gerne im Nichts, haben keine Anschlussstelle, und dann muss der Messwagen im normalen Straßenverkehr mithalten bis zum nächsten Einsatzort.