Innenstadt. Zwischen Nordring und Klinikstraße beginnt die Stadt Bochum mit dem Vollausbau der Castroper Straße. Es werden beidseitig Radstreifen angelegt.

Im nächsten Jahr beginnt die Stadt mit dem Vollausbau der Castroper Straße samt Kanalerneuerung, zunächst zwischen Nordring und Klinikstraße. Zentrale Veränderung wird sein, dass künftig auch Radfahrstreifen angelegt werden mit der Folge, dass auf diesen 650 Metern nur noch je eine Fahrspur pro Richtung für den Kfz-Verkehr bleiben wird. Und: Auf dem Abschnitt fallen insgesamt 62 Parkplätze weg.

Der Bereich zwischen dem Nordring und der Klinikstraße bildet den ersten Bauabschnitt. Sukzessive soll die Castroper Straße in den nächsten Jahren überplant und an die heutigen Ansprüche einer innerstädtischen Radialstraße angepasst werden. Die Aufgabe, die sich die Stadt gestellt hat, ist aufwendig. Und teuer: der erste Bauabschnitt kostet 9,2 Millionen Euro, davon entfallen allein 4,75 Millionen auf den Kanalbau. Die Stadt hat einen Förderantrag gestellt.

Stadt Bochum bekommt Zuschüsse für die Baumaßnahme

Für die Baumaßnahme wurde ein Zuschussantrag zum Förderprogramm kommunaler Straßenbau gestellt. Der Fördersatz beträgt 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Der Zuwendungsbescheid liegt seit Dezember 2019 vor und umfasst einen Umsetzungszeitraum von 2020 bis 2023.

Teil der Maßnahme: Es muss die Kreuzung Nordring / Castroper- / Große Beckstraße umgebaut werden. Radlern soll ein sicheres Queren und Abbiegen ermöglicht werden. Davon profitieren dann auch die Autofahrer: Auch sie können anschließend aus der Großen Beckstraße geradeaus auf die Castroper Straße fahren; bislang ist lediglich ein Links- oder Rechtsabbiegen möglich.

Die Radler werden getrennt von den Autos geführt, abgesichert durch Bordsteinkanten und bekommen eine komfortable Breite von 2,50 Metern. Über die Art und Weise der Ausführung wird erst nach Auswertung der Erfahrungen aus den Maßnahmen an der Universitätsstraße und an der Hattinger Straße entschieden.

Schienen werden herausgerissen und durch Wassermulden ersetzt

In der Mitte lässt das Tiefbauamt die Straßenbahnschienen herausreißen; auf diesem Abschnitt fahren die Bahnen der Linien 308, 318 und 316 noch unterirdisch; erst am Stadion kommen sie nach oben. Während der 18-monatigen Bauphase wird die Castroper Straße im Ausbaubereich mindestens halbseitig gesperrt. Vom Tiefbauamt wird angestrebt, solange wie möglich eine Fahrspur je Richtung aufrechtzuerhalten. Die einmündenden Seitenstraßen werden im Zuge der Arbeiten entsprechend ihrer verkehrlichen Bedeutung voll oder zu mindestens halbseitig gesperrt.

Thomas Plackert vom Tiefbauamt erläuterte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung die Ausbaupläne. Sind die Gleise entfernt, wird der Mittelstreifen begrünt als Mulde, die Regenwasser gedrosselt versickern lassen kann. „Bei Starkregen sind schon mal das Gerberviertel und die Castroper Straße am Schwanenmarkt abgesoffen.“ Die zu erneuernden Kanäle stammen teilweise aus dem Baujahr 1905 und sind abschnittsweise sehr stark beschädigt und hydraulisch überlastet.

Ladestation für Elektro-Autos

Es werden ca. 15 Bäume entfernt und durch ca. 30 Neuanpflanzungen ersetzt. Auch die neuen Baumscheiben erhalten Rigolen zur Entwässerung.

Die Ampeln am Nordring und an der Klinikstraße werden erneuert. Fußgängerquerungen werden mit taktilen Leiteinrichtungen ausgerüstet. Die Beleuchtung wird komplett erneuert und an Lichtmasten in Mittellage installiert.

Stadtauswärts werden zwischen Brunnen- und Rheinische Straße Lieferzonen, Fahrradabstellplätze und gegebenenfalls E-Parkplätze angelegt. Die Einrichtung einer Ladestation für E-Autos wird geprüft.

Heute ist ein kostenloses Parken auf dem Rand der stadteinwärts rechten Fahrbahn vor Planetarium / Synagoge möglich, auf der anderen Seite wird dies zwischen Blumen- und Rheinische Straße genutzt. Da die City-Radiale mit dem Umbau zwei Spuren verlieren wird, gibt es keinen Platz mehr fürs Parken. Von den heute 77 Stellplätzen bleiben nur 15 übrig.

Sorge um die Existenz eines Kioskbetreibers

James Wille, Fraktionschef der CDU im Bezirk Mitte, wies auf den Kiosk auf der stadtauswärts rechten Seite hin: „Der Betreiber lebt auch davon, dass Autofahrer mal eben anhalten und bei ihm einkaufen. Wir können ihn doch nicht über die Klinge springen lassen.“ Ihm schlug sich Sven Ratajczak (Linksfraktion) an die Seite und regte an, eine Parkbucht für Kurzparker einzurichten: „Wir können nicht nur die Fahrradfahrer im Kopf haben und dafür Existenzen vernichten.“

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© funkegrafik nrw | Denise Ohms

Der Vorschlag von Thomas Plackert, die Kunden können doch zum Anhalten auf die Max-Grewe-Straße einbiegen, fand keinen Beifall. James Wille hatte die Idee, die Blumenstraße, die parallel zur Castroper Straße verläuft, über Krümmede bis zur Karl-Lange-Straße zur Fahrradstraße zu machen. Das aber würde die Fördermittel zunichte machen: Geld vom Land gibt’s nur beim Ausbau mit Radverkehrsanlagen.

Holger Schneider, SPD-Fraktionschef im Bezirk, gab zu bedenken: „Im zweiten Bauabschnitt wird das Parkproblem ein viel größeres.“ Denn dort stehen Pkw dicht an dicht auf den alten Gleisen in der Mitte zwischen den Fahrbahnen. Stadteinwärts wird eine der Fahrspuren ebenfalls beparkt.

Schließlich einigte sich das Gremium nach kurzer Beratungspause darauf, der Verwaltung im Protokoll mit auf den Weg zu geben, nach einer Lösung für das Parkproblem am Kiosk zu suchen. Das müsste der Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität dann genauso sehen, denn er entscheidet über die Vorlage am 18. August.