Hofstede. Ende 2020 wurde der Kreisel an der Hordeler Straße wieder geöffnet. Die Stadt hat eine Verkehrszählung durchgeführt, mit überraschenden Ergebnis.

Im vergangenen November wurde die Hordeler Straße nach langen Jahren am Kreisverkehr Richtung Wanne-Eickel wieder geöffnet. Damals überwog die Skepsis bei den Anwohnern; viele befürchteten eine unzumutbare Verkehrs- und Lärmbelästigung. Doch inzwischen sind die Gegner der Maßnahme leiser geworden. Die Stadt äußert sich aktuell zu den bisherigen Erfahrungen.

Viele Anwohner hatten die schlimmsten Bedenken, als die Hordeler Straße nach zwölf Jahren der Schließung wieder geöffnet wurde. Von Belästigungen durch Durchgangsverkehr Richtung Herne, von rangierenden Lkw war die Rede. Als die WAZ dieselben Nachbarn im Februar dieses Jahres nach ihren Erfahrungen befragte, wr die Stimmung bei den meisten sichtlich entspannter, „unsere Befürchtungen sind nicht eingetreten“, hieß es.

Nachbarn in Bochum-Hofstede berichten von Falschfahrern

Christiane Laschinski (SPD) hatte in der Sitzung der Bezirksvertretung Mitte vor den Sommerferien darauf hingewiesen, dass nach wie vor Nachbarn von Falschfahrern berichteten, de also aus dem Kreisel in die Hordeler Straße einbiegen, von überhöhten Geschwindigkeiten und von Lkw- und Busfahrern, die das Durchfahrtsverbot missachteten.

Das Tiefbauamt kommt jetzt hingegen zu einer positiven Bewertung der einseitigen Kreisverkehr-Öffnung, wie es in der Jüngsten Sitzung des Gremiums am Donnerstag (19.) hieß, „auch wenn die Aussage vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie als vorläufig bezeichnet werden muss“. Das Amt begründet seinen Eindruck mit den Auswertungen einer Verkehrszählung, die am 8. Juni dieses Jahres durchgeführt wurde. Bei dieser Zählung wurden Gesamtverkehr, Falschfahrer und Lkw erhoben.

Verkehrszählung durch die Stadt Bochum

Gezählt wurde an der Ausfahrt zum Kreisverkehr. Binnen 24 Stunden wurden ca. 1600 Fahrzeuge erfasst. Dieser Wert, so die Verwaltung, liege deutlich unter den Erwartungen und sei im Sinne der Bewohner ein erfreulich niedriger Wert, zumal sicherlich ein großer Teil davon auch von den Anwohnenden verursacht werde, die nun auf direktem Weg in Richtung Herne fahren könnten.

Zum Vergleich: Prognostiziert wurde im Gutachten ein Wert von 4100 Kfz am Tag. Der aktuelle Wert beträgt somit weniger die Hälfte, allerdings sei davon auszugehen, dass insbesondere die momentan fehlenden Belastungsspitzen im Berufsverkehr (durch den hohen Anteil Home-Office und weniger Freizeitverkehr am Nachmittag) dafür verantwortlich seien.

Weniger Fahrzeuge als prognostiziert

Ebenfalls wurde am Knotenpunkt Dorstener Straße gezählt. Auch dort liegt der Querschnittswert mit ca. 4800 Fahrzeugen am Tag auf der Hordeler Straße deutlich unter dem prognostizierten Wert von 7100 Kfz.

Stets ein Bypass für die Dorstener Straße

Die Hordeler Straße war bis zur Abbindung vom Kreisverkehr immer der Bypass nach Eickel, Hordel und Günnigfeld für die Dorstener Straße.

Die damalige Anlegung der Hordeler Straße mit zwei Fahrstreifen und seitlichem Parkstreifen war nicht für eine Sackgasse konzipiert worden.

Der Kreisel wurde 2008 mit Anbindung an die Hordeler Straße gebaut und wird gemeinsam durch die Städte Bochum, Herne und Bogestra geplant und finanziert. Die Abbindung wurde nachträglich 2009 in Eigenregie durch die Bezirksvertretung Bochum-Mitte durchgeführt.

In 24 Stunden wurden 19 Falschfahrer erwischt. Wie viele davon Anwohner waren, ließ sich laut Stadt nicht feststellen. Die Stadt bat die Polizei, dies stärker zu kontrollieren. Das Lkw-Verkehrsaufkommen war am Tag der Erhebung mit zehn Lastern „vollkommen unauffällig“. Die Verwaltung nimmt an, dass es sich um Anlieferverkehr in die Hordeler Straße handelt.

Eine von der Politik angeregte Verengung des Einmündungsbereichs Hordeler Straße soll erst bei der vollständigen Sanierung der Hordeler Straße erfolgen. Die Einfahrt von der Dorstener Straße müsse allerdings für Lkw weiterhin gewährleistet bleiben, um Anlieferungen zu ermöglichen.

Verkehrssituation wird weiter beobachtet

Das Tiefbauamt betont, dass die veränderte Verkehrssituation der Hordeler Straße durch die Verwaltung weiter beobachtet und bewertet wird. Diese Evaluation soll Aufschluss über die Funktionalität der Kreisel-Öffnung und die Auswirkungen geben.

Mittelfristig seien zudem die Weiterentwicklung der Wegeverbindung „Salzstrecke“ und deren Integration in das Radwegenetz geplant. Diese Trasse werde laut Stadt voraussichtlich die Hordeler Straße in Höhe der Einbahnstraße kreuzen. Da noch keine konkreten Planungen für die Radwegeverbindung vorliegen und die Evaluation abgewartet werden müsse, könne für den Umbau zur endgültigen Lösung an der Hordeler Straße kein genauer Zeitpunkt, lediglich ein mittelfristiger Planungshorizont, benannt werden, so die Stadt Bochum.