Das Parkhaus im Stadtpark war einst Bochums gute Stube
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Bochum. Die denkmalgeschützte Gastronomie wurde 1913 errichtet. Früher traf sich hier Bochums feine Gesellschaft, Arbeiter hatten keinen Zutritt.
Dieser Nimbus hat sich inzwischen verflüchtigt. Das Parkhaus ist nach wie vor als Bankett- und Veranstaltungsort ein Begriff, aber kaum noch als Treffpunkt für die, womöglich: „bessere“ Gesellschaft Bochums, die es so, wie man sie vor 100 Jahren verstand, ja auch nicht mehr gibt.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Das war einmal anders, und es war so gewollt: Als das Parkhaus noch zu Kaisers Zeiten in Betrieb ging, war das Restaurant bis 1918 für die Arbeiterschaft gesperrt. Statt dort etwa zu politisieren, sollte die schaffende Bevölkerung lieber im Park spazieren und die besseren Stände beobachten, denn, so hatte es Bürgermeister Lange schon 1886 postuliert: „Gute Beispiele erzeugen gute Sitten.“
Musikaufführungen in der Konzertmuschel
In seiner langen Geschichte hat das Haus viel erlebt. In den 1930er Jahren war das Parkhaus eine Top-Ausflugsadresse, auf den alten Fotos sieht man, wie belebt die Terrasse zumal an den Sonntagen war. Kaffee & Kuchen konnte hier eingenommen werden, natürlich wurde auch gespeist.
Dazu kamen Musikaufführungen in der Konzertmuschel, die bis heute überlebt hat, aber eben auch nicht mehr genutzt wird. Ebenso wie die Terrasse, die direkt in den Stadtpark hinein weist, und die vor auch schon wieder fast zehn Jahren herausgeputzt wurde, ohne dadurch ihre alte Anziehungskraft wiederzuerlangen.
Nach dem Krieg war das Parkhaus auch Schauspielhaus
Was kaum noch einer weiß: Das Parkhaus war auch einmal das Bochumer Theater. Nachdem das Schauspielhaus im Krieg fast völlig zerstört worden war, wurde bis zum Wiederaufbau 1953 im Parkhaus die Bühne aufgeschlagen. 1952 war der Haupteingang des Gebäudes neu gestaltet worden. Schließlich wurde das alte Parkhaus 1985 bis 1988 komplett umgebaut und dann als „Gastronomie im Stadtpark Bochum“ unter neuer Leitung neu eröffnet.
Die letzten umfassenden Renovierungsarbeiten wurden 2006 durchgeführt, nachdem der Betrieb des Hauses und der Gastronomie an die Renaissance/Marriot-Gruppe übertragen worden war, die mit den beiden Top-Hotels in der Nachbarschaft räumlich aufs engste mit dem Parkhaus verbunden ist.
Mit der Umwidmung ging damals auch ein weiterer Namenswechsel einher. Der nun eröffneten „Orangerie im Stadtpark“ wurde 2007 die Tapasbar „La Escalera“ hinzugefügt; inzwischen sind beide längst wieder geschlossen. Nun will der Betreiber die „Gastronomie im Stadtpark“ zu neuen Höhen führen. Wer weiß: Vielleicht kehrt die „gute Stube“ ja zurück?
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