Bochum-Linden. Als erste Aktion seit Langem lud die Werbegemeinschaft Bochum-Linden zum Trödelmarkt ein. Es gab aber auch Bedenken wegen der Besucherfülle.

Norbert Plessa wendet eine kubanische Holzbüste mit einem Frauenkopf in den Händen. "Was willst du dafür haben?", fragt er Standbesitzer Nico von Hagen. "Was willst du mir geben?", entgegnet der mit einem verschmitzten Lächeln. "2 Euro?", fragt Plessa. 

Nach einem kurzen Plausch über die Herkunft der Figur wechselt sie für 2,50 Euro den Besitzer. "Ich war schon einmal vor 25 Jahren auf Kuba und hinten steht 1967 drauf - mein Geburtsjahr", erklärt Plessa, warum er zuschlagen musste. Die Figur werde er sich ins Arbeitszimmer hängen. 

Erste Aktion der Werbegemeinschaft Bochum-Linden

Schnäppchen wie diese konnten Lindener am Samstag auf dem Flohmarkt der Lindener Werbegemeinschaft anbieten auf dem Wilhelm-Hopmann-Platz; wegen Corona zum ersten Mal seit anderthalb Jahren. Mindestens genauso lange hat Nico von Hagen die Dinge, die er heute vertrödelt, nicht mehr in der Hand gehabt. "Wenn ich es so lange nicht brauche, kann ich es auch verkaufen und von dem Geld lieber ins Restaurant gehen, das ist ja auch wieder erlaubt", sagt er und präsentiert DVDs, Lampen und Dekoration. "Vieles sind noch alte Sachen von meiner Oma", sagt er.

Sein Tipp: "Man sollte am besten im Vorfeld im Internet gucken, wie viel manche Sachen noch wert sind. Gerade habe ich eine teure Markenlampe für nur fünf Euro abgegeben und mich im Nachhinein geärgert", sagt er.

Besser als Onlinekauf

Stefanie Rast hingegen ist froh, nicht mehr im Internet googeln zu müssen, sondern endlich wieder vor Ort Second-Hand-Ware kaufen zu können. Sie wühlt gerade in einer Kiste mit selbst genähten Mützen für ihre Kinder. "Ich bin einfach zum Stöbern hergekommen und schaue nach Kindersachen", sagt die Flohmarktbesucherin.

Für die Kinder kaufe sie viel Spielzeug gebraucht und verkaufe die Sachen auch im Anschluss weiter. "Jetzt ging das lange nur über das Internet, da kann man sich die Sachen aber nicht angucken und es kommt immer noch Versand hinzu", sagt Rast. 

Etwa 30 Stände

Umso besser, dass sie nun bei Sylvia K. alles genau in Augenschein nehmen kann. "Meine Kinder sind schon 13 Jahre alt, da haben wir den Lockdown genutzt, um kräftig auszusortieren", erklärt die Trödlerin. Anziehsachen, Kuscheltiere und Lego kommen deshalb nun auf den Flohmarkttisch. "Besonders Kleidung ist gut weggegangen. Von den Einnahmen werde ich meinen Kindern wieder neue Kleidung kaufen", sagt sie. 

Unsicher fühlt die Lindenerin sich zwischen den etwa 30 Ständen nicht. "Es wird ja Maske getragen und ich bin auch schon zweimal geimpft", sagt sie. So geht es auch ihrer Freundin Kathrin H.: "Vielleicht hat sich das Thema Flohmarkt in drei Wochen schon wieder erledigt, da wollen wir die Chance nun nutzen", sagt sie. 

Stück Normalität zurück

Karola und Torben Trümpler besuchen mit ihrer Tochter Mia (1) zum ersten Mal einen Flohmarkt. "Ich bin noch vorsichtig und finde das total befremdlich, so viele Menschen wieder so eng beieinander zu sehen", sagt Karola Trümpler. Es fühle sich aber so an, als sei ein Stück Normalität zurückgekehrt. 

Auch Maria (12) und Lina (14) freuen sich, dass sie endlich wieder ihrem Hobby nachgehen können. "Wir verkaufen unser Playmobil", sagen die Beiden. Über zwei Jahre hatten sie keine Chance dazu. "Schade nur, dass es regnet", bedauern die Mädchen.

Immer wieder Schauer

In der Tat hätte das Wetter den Lindenern einen besseren Start zurück in den Flohmarkt-Alltag bescheren können: Zwischen 9 und 16 Uhr wurden sie von mehreren Schauern heimgesucht. Doch die meisten Trödler schien da nicht zu stören: Mit Müllsäcken über den Bierzeltgarnituren ging die Schnäppchenjagd weiter.

"Der Großteil unserer Einnahmen geht an die Jugendabteilung unseres Vereins. Von dem Rest gehe ich vielleicht Eis essen", sagt Gabriele Wasserlos vom Schießsportverein BSV 05. Kuscheltiere und Bücher sind noch jede Menge da, Dinofiguren und Legosteine sind schon ertrödelt worden. "Wir haben alles in Kartons hergebracht, das war ganz schön viel Schlepperei", sagt Wasserlos. So viele leere Kartons wie möglich mit nach Hause zu nehmen, das hoffen wohl alle Trödler.

Hygieneregeln für Trödel

Flohmärkte in NRW dürfen unter einer stabilen Inzidenz von 50 öffnen. Dann gelten aber noch besondere Hygienemaßnahmen: Besucher müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und einen Abstand von 1,50 Metern einhalten. 

In Bochum finden beispielsweise auch die Flohmärkte am Kemnader See (dienstags) und an der Ruhr-Universität (samstags) wieder statt.