Bochum. Nach dem Hochwasser läuft in Bochum das Aufräumen. Das Problem: Viele Anwohner können sich gar nicht gegen Hochwasser und Überflutung versichern.

Viele der vom Hochwasser der Ruhr betroffenen Häuser in Bochum sind nicht gegen Elementarschäden versichert. Ein Teil der Anwohnerinnen und Anwohner wird wohl vorerst auf den Kosten für ihre Habseligkeiten und die Sanierung von Kellern und ganzen Wohnungen sitzen bleiben. Mehrere Anrainer gerade im besonders betroffenen Dahlhausen hatten bereits kurz nach der Flut auf die Frage nach einer Versicherung müde mit den Schultern gezuckt: „Uns nimmt ja keiner.“

Der Bochumer Versicherungsmakler Jürgen Richter bestätigt auf Nachfrage: „Unten in Dahlhausen ist es sehr schwierig bis teilweise gar nicht mehr möglich eine Versicherung gegen Elementarschäden abzuschließen.“ Für die Menschen im Neubaugebiet an der Dr.-C.-Otto-Straße habe er etwa gar keine Angebote machen können. Eben diese Häuser hatte die Feuerwehr beim Hochwasser in der vergangenen Woche in großer Gefahr gesehen. Während einige Häuser am Ruhrort vollliefen, blieb das Neubaugebiet aber trocken.

Versicherungen bewerten Gefahren von Überflutung

Die Versicherungen bewerten die Überflutungsgefahr von Häusern unter anderem anhand eines Systems namens „ZÜRS Geo“. Große Teile Dahlhausens liegen nach Angaben des Bochumer Versicherungsmaklers in der dritten von insgesamt vier Gefährdungsklassen.

Überschwemmung auch rund um den Kemnader See.
Überschwemmung auch rund um den Kemnader See. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Zusätzlich bewerten die Versicherer die Gefahr von Starkregen. Dabei gelten auch Häuser fernab von Flüssen und Bächen in Hanglagen als besonders gefährdet. Und es wird noch komplizierter. „Es kann sein, dass Häuser in einer Straße liegen, aber unterschiedliche Gefährdungsklassen haben. Das Risiko ist sehr individuell“, sagt Stephan Schweda vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.

Elementarschadenversicherung beginnt bei 80 Euro im Jahr – kann deutlich teurer sein

Es gebe durchaus Regionen, in der eine Versicherung gegen Elementarschäden wirtschaftlich keinen Sinn ergebe. Im Schadensfall gehe es deshalb schnell an die Existenz. „Die Erfahrung zeigt, dass gerade nach solchen Hochwasser-Ereignissen viele Menschen nachfragen und dann sagen, dass es zu teuer ist.“ Der Preis für eine Elementarschaden-Versicherung beginne bei 80 bis 100 Euro jährlich, könne aber deutlich teuerer sein. „Man muss sich natürlich auch fragen, ob man überhaupt in Überschwemmungsgebieten bauen muss.“

Starkregenkarte für Bochum im Netz

Weitere Informationen zur Starkregen in Bochum, sowie die Karte der Stadt gibt es auf der Internetseite www.bochum.de/starkregengefahrenkarte

Dort gibt es auch Kontakte, an die sich Betroffene Anwohnerinnen und Anwohner bei Fragen wenden können.

Das Unwetter in der vergangenen Woche war nach Angaben von städtischen Entwässerungsexperten Marko Siepmann besonders stark. Den Regen allein hätte das Kanalnetz aushalten müssen, das Problem sei die Dauer des Starkregens und das zusätzliche Hochwasser gewesen. Nun gelte es, damit umzugehen.

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„So ein Ereignis sorgt erst einmal nicht für ein grundlegendes Umdenken. Es zeigt, dass wir mit unserer Einschätzung zu Extremwetterlagen richtig lagen.“ Die Stadt hat auf ihrer Internetseite eine Karte veröffentlicht, auf der sie detailliert die Gefahr für Starkregen in Bochum bewertet.

Starkregen-Berater der Stadt geben Tipps zum Schutz

Ziel: Besonders gefährdete Bereiche schützen und Anwohner beraten. Derzeit sprechen die extra ausgebildeten Starkregen-Berater mit vielen Bochumerinnen und Bochumern, deren Heim gerade noch so trocken geblieben ist. Wie verhindere ich, dass Wasser eindringt? Und was tun, wenn es zu spät ist? Bei vielen Häusern gehe es so weit, dass über den Bau von Dämmen oder das Hochlegen von Kellerschächten gesprochen werde. Außerdem sollten sich Anwohner bewusst machen, dass im Überflutungsgebiet eine Heizungsanlage im Dachgeschoss besser aufgehoben ist, als im Keller.

Und wenn doch mal Wasser eindringt: „Nicht in den Keller gehen. Strom aus, Gashahn abdrehen“, sagt Marko Siepmann. „Das wichtigste ist, sich nicht selber zu gefährden!“