Bochum-Dahlhausen. Das Ruhr-Hochwasser geht in Bochum zurück. Was steigt, ist die Aufregung um die Ursache. Kritik gibt es vor allem an einem Bauvorhaben.

Das historische Hochwasser geht zurück – was bleibt für die zahlreichen Betroffenen sind enorme Aufräumarbeiten, geschaffte Anwohner und Helfer nach tagelangem Dauereinsatz – und die Fragen, wie es hier künftig weitergeht. Nicht nur mit dem Wiederaufbau, sondern auch dazu, die Folgen so einer Flut-Katastrophe in Zukunft in Dahlhausen zu verhindern.

Vereine und Anwohner in Bochum total geschafft

Viel Müll muss an der Ruhr in Bochum-Dahlhausen entsorgt werden; Gebäude müssen saniert werden.
Viel Müll muss an der Ruhr in Bochum-Dahlhausen entsorgt werden; Gebäude müssen saniert werden. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„So was Schlimmes hatten wir seit Jahrzehnten nicht“, sagt der 81-jährige Lothar Middendorf vom Schwimmverein Linden-Dahlhausen. Er muss es wissen. Und hofft wie viele andere betroffenen Vereine an der Ruhr in Bochum-Dahlhausen, dass Vereinsheim und Vereinsleben wieder bald aufblühen. Die Schäden und Kosten sind aber immens, die Vereine in Ruhrnähe konnten sich dagegen nicht versichern.

Anwohner sind gegen Bebauung

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Und wenige hundert Meter heißt es von Anwohnern angesichts vollgelaufener Wohngebäude perspektivisch: „Wir müssen alles tun, um so einer Katastrophe gegenzusteuern“, betont Heike Schick (54), deren Haus wie bei vielen Nachbarn „abgesoffen“ ist. Sie ist eine Sprecherin der Bürgerinitiative der von der Stadt Bochum geplanten Bebauung des Grabelandes Am Ruhrort. „Das müssen wir mit allen Mitteln vermeiden, um hier eine weitere Flächenversiegelung und damit solche Folgen von Hochwasser zu verhindern.“ Meterhoch schoss dort das Wasser aus den Kanaldeckeln, überflutete das Wohngebiet.

Bürger wollen spenden

Geborgene Boote lagen nach der Flut am Ruhr-Ufer in Bochum.
Geborgene Boote lagen nach der Flut am Ruhr-Ufer in Bochum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) war am Donnerstagmorgen schnell vor Ort, um sich einen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe zu verschaffen. „Ich war erschüttert. Zum Glück gab es hier lediglich Sachschäden, es war trotzdem schlimm genug.“ Doch jetzt gehe es für ihn vorrangig darum, dabei zu helfen, die Schäden der direkt an der Ruhr liegenden Vereine zu beseitigen. „Viele Bürger haben angerufen, an wen man spenden kann. Bürgerhilfe, der bei jeder Einzelne entscheiden soll, an wen er spendet“, sagt er mit Verweis auf die entsprechenden Kontonummern und die spontane Solidarität der Mitbürger. Und sah sich schon Donnerstagmorgen vor Ort die Schäden an, will jetzt Sachverständige einschalten, die sich schnell um Abhilfe kümmern sollen. Vertreter von betroffenen Vereinen sind mit ihm am Montagnachmittag vor Ort, um Näheres zu besprechen.

Anwohner fordern Gegensteuern

Derweil brodelt es in der Straße Am Ruhrort nicht weit entfernt weiter mächtig: Heike Schick hat innerhalb kurzer Zeit viele Anwohner mobilisiert, um energisch auf das weitere Hochwasserproblem durch die dortigen Bebauungspläne der Stadt Bochum und Rot-Grün hinzuweisen. „Anwohner haben wiederholt die Gefahren durch Starkregen als Folge der Klimakrise kritisiert. Ein hydrologisches Gutachten wie auch ein Klimagutachten sind nicht Teil des Bebauungsplans. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Hochwasser und der Versiegelung des Bodens. In Dahlhausen ist die zur Zeit voll gelaufene Fläche des Neubaugebietes Am Ruhrort das einzige natürliche Wasserrückhaltebecken diesseits des Bahndamms“, heißt es zur Ablehnung der Bebauungspläne.

Gutachter sollen nun klären, wo das Wasser herkommt

Marc Gräf sagt dazu am Montag gegen 14 Uhr beim Ortstermin mit Vertretern der vom Hochwasser betroffenen Ruhr-Vereine (sie haben insgesamt rund 2000 Mitglieder): „Ich sehe die Problematik für Dahlhausen, jetzt müssen wir erstmal die Ursache abklären, ob das Wasser oben vom Horster Bach kam oder unten aus der Kanalisation. Das sollen Gutachten klären, bisher gab es zu dem Bebauungsplan ja lediglich ein Schallschutzgutachten. Der Bebauungsplan ist ja noch nicht verabschiedet, das wird vor Oktober nicht der Fall sein. Diese Wasserfrage muss geklärt werden: Wo kommt es her? Dahlhausen muss gegen so was auf jeden Fall geschützt werden.“

Die Spendenkonten der Vereine an der Ruhr (alle e.V.):

Ruhrlandbühne DE 56 430 500 01 004 530 18 68 (Sparkasse Bochum)
Linden-Dahlhauser Kanuclub DE 13 430 500 01 004 530 06 05 (Sparkasse Bochum)
DLRG Linden-Dahlhausen DE 70 430 500 01 004 040 04 00 (Sparkasse Bochum)
ASV Angelverein DE 38 430 500 01 004 530 43 26 (Sparkasse Bochum)
Linden-Dahlhauser Schwimmverein LDSV DE 35 430 500 01 0045 3005 97 (Sparkasse Bochum)
Campingverein Wasserfreunde Ruhrmühle DE 42 430 500 01 004 5301 538 (Sparkasse Bochum)