Bochum. An mehr als jeder vierten Schule in Bochum gibt es keine Schulsozialarbeiter. Das wird die Stadt in nächster Zeit aber wohl nicht ändern können.
An mehr als jeder vierten städtischen Schule in Bochum gibt es keine Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. Das teilt die Stadtverwaltung nach Anfrage der Fraktion „Die Linke“ im Rat mit. Der Grund: Die finanziellen Mittel reichen nicht aus. Der Bedarf ist groß – auch an Schulen, die bisher nicht versorgt sind.
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Georg Mamais ist Vater von Drillingen, jedes Kind besucht eine erste Klasse der Kirchschule in Wattenscheid. „Hier gibt es einen dringenden Bedarf an Schulsozialarbeit“, sagt das Mitglied der Pflegschaft. Schulleitung und Lehrkräfte würden ihr Bestes geben – doch das reiche nicht. Es gebe immer mehr Familien mit sozialen Problemen. „In den Klassen sind bis zu 25 Kindern, wenn sechs oder sieben betroffen sind, kann das nicht eine Lehrperson auffangen.“
Mamais fordert, dass die Stadt zumindest für eine Teilzeitkraft im Bereich an jeder Schule im Stadtgebiet sorgt. „Die Situation wird nicht besser sondern schlechter“, so der Vater. Und die Leidtragenden seien die Kinder.
Schulsozialarbeit in Bochum: Gelder von Bund und Land reichen nicht aus
Das Jugendamt Bochum stellt seit 2011 einen Großteil der Schulsozialarbeit an Bochumer Schulen sicher, durch Mittel die durch das Gesetz über „Bildung und Teilhabe“ geschaffen wurden. Die Gelder von Land und Bund reichen aber nicht aus, um Sozialarbeiter an allen Bochumer Schulen zu etablieren. „Es musste eine Auswahl getroffen werden, die sich anhand spezifischer und vom Rat der Stadt Bochum beschlossener Kriterien zu orientieren hatte und immer noch hat“, erklärt Sprecher Thomas Sprenger.
Diese Standorte wurden 2014 aufgrund von Veränderungen in der Schullandschaft Bochums aktualisiert. Seitdem gab es keine weitere Veränderung, keine weitere Schule hat neue Sozialarbeiter bekommen. Neben der Kirchschule in Wattenscheid ist auch die Dietrich-Bonhoeffer-Schule betroffen.
Die Linke: Stadt Bochum habe Briefe von Schulen fünf Jahre übersehen
Das kritisieren Die Linken: „Bereits in den Jahren 2016 und 2017 hatten sich die beiden Grundschulen mit eindringlichen Schreiben an das Jugendamt gewandt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Fraktion geht noch weiter: „Offensichtlich hat das Jugendamt Briefe, mit denen Bochumer Schulen um Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter baten, fünf Jahre lang nicht zur Kenntnis genommen“, lautet der Vorwurf.
Schulsozialarbeit in Bochum
„Die Anzahl der sozialpädagogischen Fachkräfte ist abhängig von der spezifischen Situation der Schule. In der Regel sollte für 150 Schülerinnen und Schüler mindestens eine Person vorgesehen sein“, so der Kooperationsverbund Schulsozialarbeit. Das ist in Bochum nicht der Fall.
Das Schulministerium hat Ende August 2020 angekündigt, Landesgelder für Schulsozialarbeiterstellen dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Eigentlich wäre damit Ende 2020 Schluss gewesen. Nun gibt es dauerhaft jährlich 47,5 Millionen Euro für das Land NRW, davon gehen 1,044 Millionen Euro nach Bochum.
Von der Stadt Bochum heißt es: „Gerne würde das Jugendamt die Schulsozialarbeit fortführen und nach Möglichkeit auch auf weitere Schulen ausdehnen.“ Hierzu seien jedoch weitere Finanzmittel erforderlich, die nur durch politische Entscheidungen auf Landesebene generiert werden könnten.
Dem Jugendamt hier Untätigkeit und ein „schlimmes Verwaltungsversagen“ vorzuwerfen, sei geradezu grotesk, verteidigt die Stadt. Seit 2011 betreibe es die Schulsozialarbeit an über 40 Schulen in Bochum „mit großem Engagement und großem Erfolg. Es gibt aber aufgrund von begrenzten finanziellen Mitteln leider nicht nur die eine Bochumer Schule, die keinen festen Schulsozialarbeiter oder Schulsozialarbeiterin hat“, so Stadtsprecher Sprenger. Die Prozesse der Versorgung Bochumer Schulen mit Schulsozialarbeit seien immer transparent gewesen. Sprenger: „Auch in früheren Jahren gab es einen Austausch mit den Schulen, die keine Schulsozialarbeit an ihren Schulen haben.“
Keine Sozialarbeiter – schnelle Lösung für Schulen gefordert
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Die Linken fordern eine schnelle Aufklärung und schnelle Lösung für die betroffenen Schulen.„Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter sind unverzichtbare Ansprechpartner bei Problemen. Sie sind wichtig für mehr Chancengleichheit und funktionierende Sozialräume“, sagt Benny Krutschinna, Mitglied im Ausschuss für Schule und Bildung.