Bochum. Wie Zuversicht geht in Bochum, macht Unternehmer Andor Baltz vor. Die Krise biete Chancen gerade auch für den Handel im Herzen der Innenstadt.
Wenn es um Zuversicht geht, Zuversicht in die Zukunft für die Bochumer Innenstadt, ist Andor Baltz Inhaber des großen Bochumer Modehauses gern bereit, Rede und Antwort zu stehen. Doch er macht keinen Hehl daraus, dass die zurückliegenden, von der Corona-Pandemie dominierten eineinhalb Jahre schmerzhaft gewesen sind, äußerst schmerzhaft. „Ich habe noch nie soviel Sorgen gehabt. Es war ein Alptraum.“ Doch er ist optimistisch, wenn auch nicht ganz so wie vor einem Jahr, als der Handel erwachte vom ersten Lockdown und das Schlimmste bereits überstanden wähnte.
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Treibende Kraft für die Bochumer City
Andor Baltz ist eine der treibenden Kräfte in der Initiative Bochumer City (IBO). Zusammen mit Bochum Marketing und der Wirtschaftsförderung geht es darum, auszuloten, wie der Handel im Herzen der Innenstadt wieder richtig Tritt fassen kann. „Ein wichtiger Punkt ist für mich, dass es jetzt darum gehen muss, Bochum Marketing von Seiten der Stadt zu stützen“, so Baltz. Es könne doch nicht sein, dass die Nachbarstadt Essen in Bochum wortgewaltig werbe und nur wenig dagegen gehalten werde.
Passantenströme auf Kortumstraße nehmen zu
Über den Anbieter hystreet werden auf der Kortumstraße seit dem 23. Februar des Jahres die Besucherströme gemessen unbestechlich und genau. Deutlich ablesbar sind auch die Folgen der einzelnen Lockdowns in diesem Jahr.
Erfreulich ist, dass sich die Ausschläge der Passantenströme seit den Lockerungen der Bundesnotbremse seit Ende Mai wieder deutlich nach oben bewegen. Im Juni setzt sich die Tendenz fort, die Zahlen liegen bereits klar über den bisher seit Februar gemessenen Durchschnittswerten.
Dabei gibt es durchaus Initiativen. Eine treibt IBO gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung voran. Wer mit dem Auto in die Stadt kommt, kann in mehreren Geschäften das Ticket entwerten lassen und so Zeiten sammeln. „Wer dies geschickt macht, kann quasi kostenlos in den Innenstadtparkhäusern parken“, so IBO-Sprecherin Christina Wiciok. Doch allein das wird nicht reichen.
Konkret was tun für die Zuversicht
Zur Zuversicht gehört nicht nur, dass sie verbreitet, sondern auch, dass dafür konkret etwas getan wird. Wie andere Händler, blieb Baltz auf tausenden von Saisonartikeln sitzen. „Wir haben uns entschlossen 10.000 Artikel für Donezk zu spenden.“ Lastwagen mit Kleidung und Schuhen werden unter Vermittlung von Bürgermeisterin Gaby Schäfer die Waren kostenlos in die Ukraine bringen.
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Ein so großes Unternehmen wie Baltz, das an seinen Standorten im Ruhrpark und der Innenstadt rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, ist sowohl auf die Treue der Belegschaft als auch die seiner Kunden und Kundinnen angewiesen. „Wir sehen heute, dass die Kunden zurückkommen. Ja, die Innenstadt lebt und darüber freuen wir uns“, sagt Andor Baltz.
Der Blick geht über die Innenstadt
Von der Dachterrasse seines Geschäfts, dem beliebten Boulevard-Café Wiacker, geht der Blick über die Innenstadt. Zuversicht heiße für den Handel nicht, die Augen zu verschließen vor Veränderungen, die durch Corona noch beschleunigt worden sind. Auch bei Baltz hat sich in den vergangenen Monaten das Online-Geschäft nahezu verdoppelt und macht zur Zeit rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Pandemie sei eben das beste Konjunkturprogramm für den Online-Handel gewesen.
Doch die Kundschaft braucht den Kontakt, möchte Kleidung anprobieren und eben nicht nur am Bildschirm auswählen. Das hätten die letzten Wochen mit ihren kleinen Öffnungsschritten gezeigt. Zwar sei der Handel vor Ort noch weit von Normalität entfernt und Prognosen über den weiteren Verlauf ohnehin schwierig, doch Zeichen deuteten in die richtige Richtung. Jetzt gehe es darum, für Events wie den Weihnachtsmarkt oder kleine Aktionen zu kämpfen, denn über sie finanziert Bo-Marketing wiederum andere Veranstaltungen.
Baltz geht mit gutem Beispiel voran. Am Standort Ruhrpark wird in diesen Tagen der Weg frei für eine deutliche Erweiterung des Modehauses. Es vergrößert seine rund 2500 Quadratmeter dort um rund ein Drittel der Verkaufsfläche. „Wir glauben an die Zukunft des stationären Handels“, ist sich Andor Baltz ganz sicher. Doch dafür müsse eben auch etwas getan werden.