Bochum-Stiepel. Ein Praktikum im Kloster? Macht auch nicht jeder. Ein Bochumer Schüler verbrachte drei Wochen bei den Mönchen – und wollte gar nicht mehr weg.

Levian Grenzbach kam ganz schön ins Schwitzen. Bei vielen Unternehmen hatte er sich um ein Praktikum bemüht, doch der Elftklässler der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum-Langendreer bekam nur Absagen. Die Zeit bis zum Schuljahresende wurde knapp. Auf gut Glück fragte der 17-Jährige im Kloster in Bochum-Stiepel nach und landete einen Volltreffer. Drei Wochen verbrachte Levian bei den Mönchen – und wollte am Ende gar nicht mehr weg.

Bochum: Praktikum bei den Mönchen – Schüler möchte gar nicht mehr weg

Nach seiner Zeit im Kloster fühle er sich wie „ein total anderer Mensch“, sagt Levian Grenzbach, der in Altenbochum wohnt – wie ein ganz normaler Jugendlicher. Dass es im Kloster anders zugeht, hat ihm gefallen. „Die Zeit hier hat mich total bereichert. Ich wollte an meinem letzten Tag gar nicht zurück in den Alltag.“

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Es war wohl vor allem die Stille, die es ihm angetan hat. „Hier findet man richtig zur Ruhe“, stellt Levian Grenzbach fest. „Dieser Ort strahlt unheimlich viel aus.“ Das Kloster war ihm nicht unbekannt. „Ich habe früher öfter Ausflüge mit meiner Oma hierhin gemacht“, sagt Levian. Schon seit frühester Kindheit habe er einen starken Glauben und sich eher zu Kirchen als zu Spielplätzen hingezogen gefühlt.

Leben wie die Mönche

Die Zisterzienser in Stiepel bieten Gastaufenthalte an – für Einzelpersonen wie für Familien. Zur Übernachtung stehen Einzel- und Zweibettzimmer (alle mit Dusche und WC) zur Verfügung. Eine Übernachtung inkl. Vollpension kostet 55 Euro pro Person. Kontakt: Pater Emmanuel Heißenberger, Tel. 0234/ 777 05 -0, gastamt@kloster-stiepel.de .

Ein weiteres Angebot ist „Kloster auf Zeit“. Junge Männer, die Interesse am Klosterleben haben, können für einige Zeit mit den Mönchen im Kloster in der Klausur mitleben, um für sich persönliche Fragen nach einer Berufung zum Ordensleben und/oder zum Priestertum zu klären. Info: Pater Rupert, Tel. 0234/ 777 05 -0, klosteraufzeit@kloster-stiepel.de .

Weitere Info auf www.kloster-stiepel.org .

Das Praktikum im Kloster war zweigeteilt: Erst zwei Wochen im Klosterladen, dann eine Woche leben wie ein Mönch – inklusive Übernachtung. „Er hat sich tapfer geschlagen“, lobt Pater Maurus seinen Praktikanten, als sich die beiden auf dem Klosterhof begegnen. „Jeden Morgen stand er um 6 Uhr zum Gebet bereit.“

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Viermal am Tag werde gebetet, berichtet Levian. Dazwischen wird gearbeitet; nicht nur seelsorgerisch, auch richtig „irdisch“ – Rasen mähen, den Garten in Schuss halten, Sperrmüll rausstellen. „Was halt so anfällt.“ Ruhephasen kommen laut Levian nicht zu kurz. „Und die Mönche sitzen jeden Abend auch zusammen und haben Spaß“, sagt der Waldorfschüler. So streng, wie sich viele das vorstellten, sei es im Kloster gar nicht.

Mönche im Kloster Bochum-Stiepel führen ein ganz normales Leben

„Die Mönche leben hier ganz normal und sind auch technisch auf dem neuesten Stand. Sie haben halt nur wenig Hab und Gut und befinden sich hier in einer Art Großfamilie“, sagt Elisabeth Nix, die den Klosterladen leitet. Die zwei Wochen mit Praktikant Levian haben auch ihr großen Spaß gemacht. „Er ist ein sehr offener und feinfühliger Mensch.“ Was wichtig sei, denn im Klosterladen geht es nicht nur um den Verkauf, sondern auch um Kommunikation.

Levian Grenzbach und Elisabeth Nix, Leiterin des Klosterladens im Kloster Bochum-Stiepel, beim Etikettieren der Ware. Der Schüler lernte beim Praktikum den gesamten Geschäftsprozess kennen.
Levian Grenzbach und Elisabeth Nix, Leiterin des Klosterladens im Kloster Bochum-Stiepel, beim Etikettieren der Ware. Der Schüler lernte beim Praktikum den gesamten Geschäftsprozess kennen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Gespräche mit den Kunden seien sehr wichtig, erklärt Elisabeth Nix. „Wie viel auch zu tun ist – wir sagen nie, wir hätten keine Zeit.“ Es gehe oft um Trauer, um soziale Probleme. „Da wollen wir hier keine Hektik verbreiten.“ Levian habe sich ganz prima eingefügt, ob im Austausch mit der Kundschaft, beim Etikettieren oder beim Einräumen der Waren.

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Elisabeth Nix nimmt immer gerne Praktikanten an. „Ich habe selbst einen 15-jährigen Sohn, der ein Praktikum gesucht hat, und weiß, wie schwierig das ist.“ Nix hält es für wichtig, dass junge Menschen den Berufsalltag kennenlernen und Erfahrungen sammeln. „Das ist wichtig zur Orientierung und Selbsteinschätzung.“

Levian Grenzbach will auch weiterhin im Klosterladen mithelfen, selbst wenn das künftig dann nur ehrenamtlich geht. „Es ist ganz sicher nicht das letzte Mal, dass ich hier war“, sagt er. Das Leben im Kloster hat offenbar großen Eindruck hinterlassen.

Der Klosterladen hat dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Kontaktpersonen sind Elisabeth Nix und Pater Alban: Tel. 0234/ 777 05 -22 oder klosterladen@kloster-stiepel.de