Bochum. Eine besondere, auch spirituelle Erfahrung machten vier WAZ-Leser in Stiepel: Sie waren zu Gast bei den 13 Mönchen im Zisterzienser-Kloster.
Der Abt im österreichischen Mutterkloster Heiligenkreuz gab einst vor, Neuankömmlingen die Füße zu waschen. Ganz so weit reichte die Gastfreundschaft der Stiepeler Mönche beim WAZ-Besuch zwar nicht. Die vier Leser im Zisterzienserkloster waren gleichwohl von einer Gewissheit erfüllt: Sie kamen als Fremde und gingen als Freunde.
Offene Pforten: die sind für Prior Pirmin „etwas ganz Selbstverständliches“. Im Kloster, das der 47-Jährige mit zwölf Ordensbrüdern bewohnt, ist jeder jederzeit willkommen. Die WAZ-Leser Brunhilde und Erhard Franke, Kai-Hendrik Borbe und Wilfried Steinkamp, die den Aufenthalt im Rahmen der Sommerserie unserer Zeitung gewonnen haben, erwarteten aber ganz besondere Momente: Für sie öffneten sich die Klosterpforten in dieser Woche etwas weiter als sonst.
Probesitzen im Chorgestühl
„Bequem hier“, sagt Wilfried Steinkamp, ein ehemaliger Bankdirektor, als er sich im Chorgestühl niederlässt. Das ist eigentlich den Mönchen bei ihren täglich fünf Messen und Gebeten vorbehalten. Für die WAZ macht der Prior eine Ausnahme. Ein erhebender Augenblick, kann beim Probesitzen doch die gesamte, wunderschön renovierte Wallfahrtskirche mit den neuen hellen Sitzbänken, den LED-Lampen und dem strahlend blau aufgefrischten Kirchenhimmel bewundert werden.
Die schlichte Sakristei, die mit 30.000 Bänden reich bestückte Bibliothek, der Kreuzgang, der alle wichtigen Räume des 27 Jahre alten Gebäudekomplexes verbindet, der Lesegang, in dem allabendlich das letzte Gebet gehalten wird, der Speisesaal der Ordensbrüder mit Ausblick auf die klostereigenen Wiesen, Schafe und die Imkerei, der Fernsehraum (in den Zimmern der Mönche gibt’s kein TV oder Internet), der Kapitelsaal, in dem sich die Sitzordnung strikt nach Eintrittsdatum in den Orden richtet: Bis auf die privaten Kammern der Mönche bleibt dem WAZ-Quartett kein Raum verschlossen.
Die Leser erhalten Einblick in den Klosteralltag. Der ist streng strukturiert. Aufstehen um 5. Bibelstudium. 6 Uhr Morgengebet und Heilige Messe. Einfaches Frühstück. Arbeit im Büro, im Klostergarten. 12 Uhr Gebete und Gesang. Anschließend Mittagessen, zubereitet von einem der Mönche. Danach wieder Arbeit. Ab 18 Uhr Vesper. 18.30 Uhr Abendessen. 19.45 Uhr Schlussandacht („Komplet“). Kurz nach 20 Uhr Silentium. Stunde für Stunde. Tag für Tag.
Bis zu 1000 Besucher an einem Sonntag
Ein Pensum, das nur schafft, wer sich ganz und gar dem Glauben, der Frömmigkeit hingibt. Alle irdischen Güter abgibt. Alles, auch die Liebsten, zurücklässt. Die 13 Zisterzienser zwischen 25 und 73 Jahren (darunter acht Priester) haben sich diesem Leben verschrieben. Ihre kompromisslose Art, Gott zu dienen, fasziniert und überzeugt: Die Gottesdienste mit den stimmungsvollen gregorianischen Gesängen ziehen Besucher aus der gesamten Region an; bis zu 1000 an manchen Sonntagen.
Weitere über 1000 Gäste jährlich suchen in den 15 Fremdenzimmern („Pilgerhallen“ genannt) Ruhe und Einkehr. Nach Schicksalsschlägen, Trennungen, vor wichtigen Entscheidungen. Eine Insel im brausenden Meer der Großstadt. 23 Euro kostet eine Übernachtung mit Vollpension.
Leser besuchen das Zisterzienserkloster
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Die WAZ-Leser logieren und essen kostenlos und genießen das abendliche Gespräch mit dem Prior. Der schwärmt von seiner „braven“ Truppe, merkt jedoch an, dass manchen Mönchen mehr Bewegung gut täte. Er denke darüber nach, einen Fitnesstrainer zu engagieren.
Das Kloster wird zur Muckibude: Auch diese Information hat die WAZ-Gruppe exklusiv.
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