Bochum. Das Möbelstück für die letzte Reise: Im September kann man es im Workshop der evangelischen Erwachsenenbildung selbst bauen. Was dahintersteckt.

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand der eigene Sarg zeitlebens griffbereit auf dem Dachboden. Oder es war völlig klar: Die Holzbank in der Küche wird einmal der Sarg von Oma. Die Tradition erscheint uns heute fremd. Die Evangelische Erwachsenenbildung will das ändern: Sie lädt am 25. September zum Sargbau-Workshop.

"Wir werden einen ganzen Tag lang in einer Gruppe von acht Personen Särge bauen", sagt die alternative Bestatterin Caren Baesch. Gemeinsam mit Künstlerin Dorothee Schäfer und Schreinermeister Thomas Westermeier lädt sie in dafür in das Q1-Haus für Kultur, Religion und Soziales an der Halbachstraße.

Spirituelle Impulse

Jede Menge finnische Fichte steht dann bereit, auch Werkzeug ist vor Ort. "Besondere handwerkliche Fähigkeiten muss man nicht mitbringen", sagt Schäfer. Wohl aber die Bereitschaft, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen: Dazu gibt es im Workshop immer wieder spirituelle Impulse.

Wie möchtest du einmal bestattet werden? Was ist dir wichtig? Was soll gar nicht sein? Welchem Element möchtest du zugeführt werden? Aber auch: Wenn du morgen sterben würdest, könntest du dann sagen, du hattest ein gutes Leben? - Mit Fragen wie diesen wird sich die Gruppe auseinandersetzen.

Nutzung als Möbelstück

"Teilnehmen kann man in jedem Alter und man muss den Sarg auch nicht zwangsläufig für sich selbst bauen, es kann auch für einen Angehörigen sein", sagt Baesch. Sei der eigene Sarg bereits vorhanden, entlaste man damit An- und Zugehörige. "Ich erlebe in der Praxis, wie es ist, wenn jemand stirbt und die Hinterbliebenen mit vielen Entscheidungen alleine dastehen", sagt Baesch.

Habe man bereits zu Lebzeiten einen "roten Faden gelegt", gebe man den Angehörigen damit auch mehr Raum für Trauer. "Beim Bau des Sarges durchläuft man einen Prozess, man hat am Ende mehr als einen fertigen Sarg", ist sich Schäfer sicher. Der Sarg könne nach Fertigstellung zur Lagerung in sechs Teile zurückgebaut werden, aber auch als Sitzbank, Schatztruhe oder Regalschrank genutzt werden. "Viele wünschen sich auch, dass die Angehörigen den Sarg nach dem Tod bemalen oder bekleben", weiß Schäfer.

Sondermaße auf Wunsch

Einen wichtigen Hinweis geben die Veranstalter: Ein selbstgebauter Sarg wird unter Umständen nicht von jedem Bestatter akzeptiert. Die Entscheidung muss also zu Lebzeiten schon auf einen alternativen Bestatter fallen. "Falls man einen Vorsorgevertrag mit einem Bestatter hat, sollte man darin nachschauen", rät Bestatterin Baesch. Die Särge werden im Workshop in Standardmaßen gebaut, auf Wunsch können die Maße aber auch geändert werden.

"Zum Sarg gibt es am Ende noch eine biologisch abbaubare Folie zum Auskleiden dazu", sagt Baesch. Für die letzte Reise braucht der Sarg dann aber noch saugende Materialien und Stoff zum Auskleiden. "Dazu eignen sich beispielsweise Späne, Papier oder Stroh", sagt Baesch.

Teil von Veranstaltungsreihe

Brandt von der Erwachsenenbildung ist sich sicher, dass besonders die Arbeit in der Gruppe wertvolle Anregungen gibt. "Normalerweise sind wir in der Erwachsenenbildung ja sehr wortlastig, umso schöner, dass es nun mit den Händen etwas zu tun gibt", findet sie.

Der Workshop ist Teil einer ganzen Veranstaltungsreihe zur eigenen Endlichkeit. Dazu zählt beispielsweise auch ein Workshop zum töpfern einer eigenen Urne oder zum Schreiben des eigenen Nachrufs.

Noch freie Plätze

"Man setzt dem Endlichen damit etwas Beständiges entgegen und kann sich im Abschiednehmen individuell ausdrücken", erklärt Brandt. Treffe man schon zu Lebzeiten Entscheidungen in Bezug auf seinen eigenen Tod, müsse man später nicht einfach etwas über sich ergehen lassen.

Bislang haben sich nur Frauen für den Workshop angemeldet, die Veranstalter hoffen aber noch auf männliche Teilnehmer. "Gerade für Männer ist es bei dem Thema Tod und Trauer sehr hilfreich, ins Tun zu kommen", weiß Baesch. Auch sie hat ihr letztes Möbelstück bereits gebaut, nutzt es in ihren Büroräumlichkeiten als Sitzbank. "Ich habe noch kleine Füße darunter gemacht", erklärt Baesch.

Termine für Workshops

Die Anmeldung für den Sargbau-Workshop am 25. September erfolgt über www.eb-bochum.de. Im Preis von 420 Euro sind Material und Verpflegung inbegriffen.

Für den Workshop zum Urne-Töpfern gibt es drei Termine: 23. und 30. Oktober sowie 10. November. Die Kosten für Ton, Engobe, transparente Glasur, Brände und Verpflegung betragen 385 Euro.

Weitere Informationen gibt es bei Doris Brandt unter Doris.brandt@kk-ekvw.de