Sprockhövel. Die Fernsehserie hat eine Idee vorangebracht: Aus Urnen können Bäume wachsen. Der Sprockhöveler Bestatter Vosskühler sagt, was wirklich geht.
„Seit die Baumbestattung bei der Fernsehserie ,Höhle der Löwen’ vorgestellt wurde, haben wir mehrmals die Woche Anfragen dazu – alleine in der vergangenen Woche acht Mal“, sagt Bestatter Roman Vosskühler. Ende Mai stellten Helena und Andreas Hohnke in der beliebten VOX-Sendung ihre „Evergreen“-Urne vor: Oben in der Urne steckt ein Baumsamen, in der Mitte ist gedüngte Erde und darunter ist Platz für die Asche des Verstorbenen.
Bestatter aus Sprockhövel sieht Trend zur Baumbestattung
Die Evergreen-Urne soll auf deutschem Grund eingepflanzt werden, nach ein paar Monaten wird daraus ein Baum entstehen – Löwe Nils Glagau zeigte sich begeistert und investierte in die Firma. Das Problem: „Das Konzept dieser Baumbestattung ist so in Deutschland laut Friedhofsgesetz eindeutig verboten, das wurde auch während der Sendung gesagt“, so Vosskühler.
Kosten der Baumbestattung
Vor 20 Jahren hätten Feuerbestattungen noch einen Anteil von nur 20 Prozent an allen Bestattungen gehabt, mittlerweile sei dieser Wert auf 70 Prozent gestiegen, gibt Vosskühler an. „Wahrscheinlich, weil immer weniger Leute gerne zu Friedhöfen gehen und man mit Urnen mehr machen kann – eine Kundin nahm sie sogar mit in den Urlaub.“Bestattungen in einem Forst wie dem in Hagen kosten etwa 1300 Euro, anonyme Sammelbestattungen beim Krematorium schlagen mit 2000 Euro zu Buche. Die hier beschriebene Baumbestattung kostet etwa 3500 Euro und somit genauso viel wie eine übliche Grab-Beerdigung, sagt Vosskühler.
Urnen dürfen in Deutschland ausschließlich auf dem Friedhof beigesetzt werden. „Dort gibt es zwar auch so genannte Baumbestattungen, aber das bedeutet nur, dass die Urne in der Nähe eines Baums beigesetzt wird“, erklärt Vosskühler. Die Mitnahme der Urne nach Hause zur persönlichen Abschiednahme sei nach Richtersprechung für höchstens zehn Jahre möglich, erläutert er weiter.
Baumbestattung geht in Deutschland nur mit Umweg
„Aber keinesfalls darf dann die Asche auf dem eigenen Grund verstreut oder die Urne beigesetzt werden.“ Er habe aber bereits seit gut zwei Jahren etwas Ähnliches im Programm – eine richtige Baumbestattung, aber legal – jedoch mit Umweg: „Die Asche des Verstorbenen wird dann in die Schweiz oder nach Holland gebracht und dort um einen etwa einen Meter fünfzig hohen Baum – die Art kann ausgesucht werden – im Beisein eines Notars verstreut.“
Innerhalb von sechs Monaten nehme der Baum die Aschebestandteile auf, im Boden seien sie dann nicht mehr nachweisbar. „Dann kann der Baum problemlos nach Deutschland gebracht und auf deutschem Grund eingepflanzt werden.“ Vor kurzem hat Familie Heuer aus Hattingen dieses Angebot in Anspruch genommen. „Ich habe durch Zufall von dieser Bestattungsart erfahren und habe es meiner Oma vor ihrem Tod vorgeschlagen, sie fand die Idee toll“, erzählt Karola Heuer. Ihre Oma Luise Berndt, die im Mai diesen Jahres mit 93 Jahren verstarb, sei nämlich sehr naturverbunden gewesen – deshalb passe eine Baumbestattung perfekt, ergänzt sie.
Nach sechs Monaten wird der Baum nach Deutschland gebracht
„Außerdem ist Oma hier in diesem Haus geboren und gestorben – dann soll sie auch nach ihrem Tod nicht umziehen“, findet Heuer. Wenn im Hochsommer alle Familienmitglieder durchgeimpft sind, sei ein gemeinsamer Ausflug zu Omas Baum geplant, den man während des Wachstums besuchen dürfe. Voraussichtlich im Oktober werde die Magnolie dann nach Hattingen geholt und in den Vorgarten gepflanzt. „Ich werde ihn jeden Tag sehen, wenn ich zur Arbeit fahre und später werden wir auch noch eine Sitzbank um den Stamm bauen.“
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Anfangs habe er vermutet, dass sich eher die jüngere Generation für diese Bestattungsweise begeistern werde, sagt Vosskühler. „Doch es entscheiden sich Menschen aus allen Generationen dafür, ich glaube, dass diese Art der Baumbestattungen in zehn Jahren einen beträchtlichen Marktanteil in Deutschland haben wird.“ Es bewege sich langsam etwas: „Es gibt mittlerweile ökologische Grabanlagen und Bodendeckergräber – aber die Friedhöfe müssen noch innovativer werden“, meint der 45-Jährige, „denn solche Baumbestattungen wären natürlich auch auf deutschen Friedhöfen möglich und die Nachfrage ist da.“