Bochum. Steven Sloane wird nach 27 Jahren als Generalmusikdirektor in Bochum verabschiedet. Zum letzten Konzert gibt’s noch einmal eine Überraschung.

Time to say good-bye: Am Freitag dirigiert Steven Sloane sein letztes Klassik-Konzert in Bochum. Und am Samstag wird der Generalmusikdirektor offiziell verabschiedet – nach 27 Jahren. Man sagt nichts Falsches, wenn man anmerkt, dass mit dem Weggang von Sloane eine Ära endet.

Steven Sloane als Nachfolger von Eberhard Kloke

1994 – wie lange ist das her! Als der US-Amerikaner als Nachfolger von GMD Eberhard Kloke begann, ging der Stern von Ernst-Otto Stüber als erster hauptamtlicher Oberbürgermeister von Bochum auf, wurden die Jahrhunderthalle und der Westpark für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und bei Nokia noch fleißig Handys produziert. Skurrile Duplizität der Ereignisse: Im Jahr, als Sloane kam, war der VfL Bochum gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Genau wie jetzt, da er Bochum verlässt.

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Offen im Gespräch, hart in der Sache

Mit dem 1958 in Los Angeles geborenen Musiker, der von der damaligen Kulturdezernentin Ute Canaris verpflichtet worden war, trat ein Mann seinen Dienst an, der so gar nichts mit den gestrengen Orchesterchefs alter Schule am Hut zu haben schien. Offen im Gespräch, machte Sloane sich durch sein einnehmendes Wesen schnell Freude. Sein Ami-Akzent, den er stets kultivierte – Markenzeichen! – schadeten dabei nicht.

Dias neue Musikforum wurde zu Steven Sloanes „Wohnzimmer“. Foto aus den Proben fürs Eröffnungskonzert im September 2016.
Dias neue Musikforum wurde zu Steven Sloanes „Wohnzimmer“. Foto aus den Proben fürs Eröffnungskonzert im September 2016. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Bochumer Orchester stand 1994 vor großen Herausforderungen: Ein erkennbares Programmprofil musste her, der Generationenwechsel im Orchestergraben eingeleitet, das Standing des Klangkörpers in der Stadt befördert werden.

Sloane gelang das mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit, die bei aller Verbindlichkeit des Auftritts immer zwingend war. Er hatte klare Vorstellungen, bei der Programmgestaltung ebenso wie bei der Außendarstellung der BoSy, und setzte sie auch durch.

Ins Bochumer Bermudadreieck ausgerückt

Man erinnert sich an die überregional beachteten Wagner-Projekte, die der jüdische Künstler ins Werk setzte, um diese großartige Musik hörbar zu machen - trotz der grassierenden Vorbehalte gegen Richard Wagners Einverleibung durch die NS-Ideologie. Man denke an die luftigen Programme, mit denen das Orchester etwa ins Bermudadreieck ausrückte (obwohl er die meist nicht selbst dirigierte). Man denke an Sloanes Engagement für den Chorgesang zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010 (Day of Song), an die Live-Konzerte der Bosy im Ruhrstadion, und an die zahlreichen Begegnungen mit Herbert Grönemeyer, der als BoSy-Fan sogar mal eine Mozart-Sinfonie im Musikforum „dirigierte“!

„Klingt nach Bochum!“ GMD Steven Sloane mit Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz beim Auftakt der Spendenkampagne für den Bau des Musikforums im April 2008.
„Klingt nach Bochum!“ GMD Steven Sloane mit Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz beim Auftakt der Spendenkampagne für den Bau des Musikforums im April 2008. © WAZ | Ingo Otto

Überhaupt bleiben die Errichtung und der Bezug des Anneliese-Brost-Musikforums Ruhr auf immer mit dem Namen Steven Sloane verbunden. Das einzigartige Vorhaben wurde von sehr Vielen aus der gesamten Bürgerschaft getragen, aber der Generalmusikdirektor war das Gesicht der Kampagne. Er warb beständig für einen festen Ort für das städtische Orchester, und ging höchstpersönlich Klinken putzen, um die Finanzierung des Neubaus anzuschieben. Als das Musikforum im Herbst 2016 endlich eröffnet werden konnte, erfüllte er sich mit dem allerersten Konzert einen Traum: Mit der 1. Sinfonie von Gustav Mahler erklang Steven Sloanes Lieblingswerk seines favorisierten Komponisten.

Internet-Livestream und Übertragung auf WDR 3

Nun also nimmt er letztmals in Bochum den Taktstock auf: Am Freitag, 25. Juni, um 18 Uhr in der Jahrhunderthalle, wenn unter Sloanes Dirigat die 2. Sinfonie („Auferstehung“) von Gustav Mahler erklingt; Mitwirkend sind die Bochumer Symphoniker, das Jerusalem Symphony Orchestra, das Sloane ab Herbst übernimmt, der Rundfunkchor Berlin sowie Hila Baggio (Sopran)und Elisabeth Kulman (Mezzosopran). Die Aufführung kann wegen Corona nicht vor Publikum gespielt werden, aber es gibt einen Internet-Livestream auf www.bochumer-symphoniker.de sowie eine zeitversetzte Übertragung um 20 Uhr auf WDR 3.

Karten-Verlosung

Die WAZ verlost in Kooperation mit den Bochumer Symphonikern 15 x 2 Freikarten für die Abschiedsgala für GMD Steven Sloane. Sie findet am Samstag, 26. Juni, um 20 Uhr im Anneliese-Brost-Musikforum, Marienplatz 1, statt.

Die Teilnahme an der Verlosung ist ausschließlich per Email an redaktion.bochum@waz.de möglich, Stichwort: Mister Sloane. Einsendeschluss ist Donnerstag, 24. Juni, 9 Uhr.

Neben den Namen der Bewerber nebst Adressen müssen die Email-Adressen und Telefonnummern angegeben werden – zwecks Nachverfolgbarkeit wegen der Corona-Hygieneregeln. Beim Besuch des Musikforums gilt die 3 G- und Maskenregel.

Die Abschiedsgala mit vielen noch geheimen Überraschungen für den „Maestro“ findet dann tags drauf, am Samstag, 26. Juni, im Musikforum statt. Auch hier ist wegen Corona die Platzzahl reduziert, auf 250 statt 960, weswegen keine Karten in den freien Verkauf gehen. Vielmehr kann, wer dabei sein möchte, an einer Kartenverlosung teilnehmen, die die Symphoniker u.a. mit der WAZ anbieten (siehe Info-Box).

Sloanes Nachfolger Chuang startet im September

Da jedes Ende immer auch ein Anfang ist, ist das Auftaktkonzert von Steven Sloanes Nachfolger bereits terminiert. Am 1. September leitet Tung-Chieh Chuang (37) erstmals die Bochumer Symphoniker. Er tritt in große Fußstapfen.