Bochum. Brigitte und Klaus-Dieter Steinberger haben beide einen Pflegegrad. Dem Ehepaar droht die Obdachlosigkeit, weil ihre Wohnung zwangsgeräumt wird.

Brigitte (68) und Klaus-Dieter Steinberger (64) aus Bochum läuft die Zeit davon: Das Ehepaar lebt in einer Wohnung in der Hustadt, doch nun droht ihnen am kommenden Mittwoch (23. Juni) die Zwangsräumung. Sie haben eine Räumungsklage verloren, versuchen seit Monaten, eine neue Bleibe zu finden. Ohne Erfolg, die Obdachlosigkeit bahnt sich an.

Bochum- Hustadt-Mieter leiden unter häufigem Aufzug-Defekt Brigitte Steinberger lebt seit 40 Jahren in der Hustadt, fast 20 davon in ihrer jetzigen Wohnung. Nach dem Tod ihres Ehemannes verliebte sie sich neu in Klaus-Dieter Steinberger, der nun seit drei Jahren ebenfalls im östlichen Teil Querenburgs zuhause ist.

Bochumer Ehepaar verzweifelt: Auf Mietkürzung folgt Räumungsklage

Beide fühlen sich sehr wohl in der liebevoll eingerichteten Wohnung. Doch in den vergangenen Jahren, nachdem die Hausverwaltung wechselte, gab es immer wieder Probleme: Lange Zeit war oft der Aufzug defekt, die Balkontür ließ sich nicht öffnen, ebenso ein Fenster. Die Steinbergers entschieden sich nach und nach, die Miete zu kürzen – kündigten dies immer wieder im Voraus an, mit der Bitte die Schäden zu beheben, so erklären sie.

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Der Konflikt landete schließlich vor Gericht und die Steinbergers verloren Ende des vergangenen Jahres eine Räumungsklage. „Wir hatten vorher nie Ärger mit einem Vermieter. Mittlerweile kann ich nur noch mit Beruhigungsmitteln schlafen“, erklärt Brigitte Steinberger. Die Verzweiflung ist groß.

Senioren mit Pflegegrad droht Obdachlosigkeit

Denn aus der Wohnung geklagt zu werden – das war nie das, was Brigitte und Klaus-Dieter Steinberger bezwecken wollten. Sie hatten gehofft, dass Schäden in ihrer Wohnung beseitigt werden, sagen sie. Das ist mittlerweile – nach der Klage – geschehen. „Seitdem zahlen wir wieder die volle Miete. Auch diesen Monat“, erklärt Brigitte Steinberger und verdeutlicht: „Mein Mann hat Pflegegrad zwei, ich selbst habe Pflegegrad eins.“ Klaus-Dieter Steinberger hatte mehrere Schlaganfälle, Brigitte Steinberger hat unter anderem Diabetes und nur eine Niere, hinzu kommen Depressionen, die durch die aktuelle Lage stark verschlimmert würde.

Bochum- VBW-Mieter beklagen Leben in einer Dauerbaustelle „Der Eigentümer ist auch nicht bereit, sich mit uns zu einigen, sodass wir ohne Hilfe obdachlos werden“, sagen die Steinbergers, die beispielsweise einen neuen Mietvertrag vorgeschlagen hätten. Weder der niederländische Vermieter noch der Hausverwalter haben sich auf Anfrage unserer Redaktion zu dem Vorfall geäußert.

„Ich hoffe, dass wir Zeit gewinnen.“

Im Internet, in Zeitungsannoncen: Überall habe das Ehepaar nach einer neuen Wohnung gesucht. Und ist bisher daran gescheitert. Auch Gespräche mit der Stadt und anderen hilfsbereiten Vereinen wie „Die „Querenbürger Kümmerer“ hätten stattgefunden. „Ich hoffe nun, dass wir Zeit gewinnen können“, sagt Brigitte Steinberger verzweifelt.

Am liebsten würde das Ehepaar Steinberger seine Wohnung nicht verlassen. Doch voraussichtlich führt kein Weg daran vorbei.
Am liebsten würde das Ehepaar Steinberger seine Wohnung nicht verlassen. Doch voraussichtlich führt kein Weg daran vorbei. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Das Ehepaar hofft, einen Räumungsschutz zu bekommen. Allerdings: „Meist reicht das Nichtvorhandensein einer neuen Wohnung nicht aus, damit ein Räumungsaufschub nach der Kündigung des Mietvertrages gewährt wird“, so der Verlag für Rechtsjournalismus. In der Regel sei ein Antrag beim zuständigen Vollstreckungsgericht – meist das Amtsgericht – zu stellen. Das haben die Steinbergers getan.

Schleichender Verfall des Uni-Centers in Bochum macht Sorge Für die Gewährung von einem Räumungsschutz müssen besondere Gründe vorhanden sein. „Zum Beispiel dann bestehen, wenn Mieter die Zeit zwischen Räumung und Bezug der neuen Wohnung in einer Obdachlosenunterkunft verbringen müssten. (...) Gleiches gilt in der Regel, wenn die Gesundheit oder das Leben der Mieter durch die Räumung ernstlich gefährdet sind“, heißt es weiter.

Neue Wohnung in Bochums Hustadt? Hoffnung bleibt

Wohnung in der Hustadt gesucht

Das Ehepaar Steinberger sucht dringend nach einer neuen Wohnung im Bereich Hustadt im Erdgeschoss oder in der ersten Etage, in die sie ihre beiden Katzen mitnehmen dürfen. Die Wohnung sollte bestenfalls zweieinhalb Zimmer haben.

Wer eine Wohnung hat oder den Steinbergers helfen kann, wendet sich bitte an unsere Redaktion unter redaktion.bochum@waz.de oder carolin.rau@funkemedien.de. Wir können den Kontakt vermitteln.

Noch haben die Steinbergers zumindest ein Fünkchen Hoffnung, dass sie aus gesundheitlichen Gründen vorerst nicht ihre Wohnung räumen müssen. Doch: Sie bitten Bochumerinnen und Bochumer, die ein Objekt vermieten, sich bei ihnen zu melden. (s. Infobox) „Mein Mann leitet nach seinen Schlaganfällen unter Orientierungsproblemen. Zudem haben wir hier unseren Hausarzt in unmittelbarer Nähe. Querenburg ist unser Zuhause, wir möchten hier in der Hustadt bleiben“, so Brigitte Steinberger.