Bochum. Gut ein Drittel der Beschäftigten in Bochum hat in der Pandemie zu Hause gearbeitet. Welche Erfahrungen haben Unternehmen damit gemacht?
Funktioniert die Kaffeemaschine eigentlich noch? Nach fast 15 Monaten im Homeoffice endet die Videokonferenz der Bochumer WAZ-Redaktion mit einer zentralen Frage, als die Sprache auf die mögliche Rückkehr ins Büro kommt. Redaktionsalltag ohne Kaffee ist nicht denkbar.
Quantensprung bei der Digitalisierung
Gut ein Drittel der Bochumer haben seit Ausbruch der Corona-Pandemie zumindest zeitweise im Homeoffice gearbeitet. Das ist eines der Ergebnisse des großen Corona-Check der WAZ.
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Wie gut es gelaufen ist, dass viele Menschen ihren Job von zu Hause erledigt haben – für den Arbeitgeber, den Arbeitnehmer und für die Arbeit – das ist seit Monaten ein großes Thema. Denn: Mit Corona und dem notgedrungenen Quantensprung bei der Digitalisierung scheint sich unsere (Arbeits-)Welt schneller und umfassender zu verändern als in den 20 Jahren zuvor.
Auswirkungen auf Prozesse, Zusammenarbeit und Büroimmobilien
Das hat Auswirkungen auf Arbeitsprozesse, auf die Zusammenarbeit und vermutlich auch auf den Immobilienmarkt. Längst deutet sich an, dass Unternehmen überlegen, ob sie sich einen Teil ihrer Bürofläche nicht buchstäblich sparen können, wenn sich die Arbeit ohne Qualitätsverlust auch von zu Hause erledigen lässt.
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Fakt ist: Viele haben gute Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht. Die IHK Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum etwa. „Ich bin total happy darüber wie es bei uns läuft“, sagt Hauptgeschäftsführer Eric Weik. 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten seit Tag eins des Ausbruchs von zu Hause – von Beginn an effektiv, weil die Strukturen bereits angelegt waren „und weil sich alle selbstständig und gut organisiert haben“, so Weik.
IHK gibt 100.000 Euro für Technikumstellung aus
In die Karten gespielt hat der Kammer, dass sie vor der Pandemie in Sachen Digitalisierung auf die Tube gedrückt hat. Der Hauptgeschäftsführer hatte schon als Bürgermeister von Wermelskirchen gute Erfahrungen mit der Digitalisierung eines Verwaltungsapparats gemacht. Bei der IHK drängte er auf eine ähnliche Entwicklung und hat, wie er sagt, „die volle Unterstützung von Präsidium und Vollversammlung bekommen“.
Die 2019 eingerichtete Desktop-Virtualisierung ermöglicht es allen IHK-Beschäftigten, von überall zu arbeiten und auf alle Daten zuzugreifen. „Das hat uns einiges gekostet“, so Weik. Aber es hat sich ausgezahlt. 100.000 Euro hat die IHK in die Technikumstellung investiert und 2020 noch weitere 20.000 Euro vor allem für iPads und Laptops ausgegeben. „Und damit können wir alle seit März 2020 im Homeoffice arbeiten.“
Homeoffice-Anteil wird auch nach Pandemie groß sein
Die Nachteile will der Kammer-Chef nicht verschweigen. Der persönliche Kontakt, der zwanglose Austausch, das sei nicht zu ersetzen. Auch deshalb werde es natürlich ein Zurück ins Büro geben. Aber der Anteil von Homeoffice werde künftig größer sein als vor der Pandemie, was sich auch in den Planungen der künftigen IHK-Zentrale auf dem Westpark-Plateau niederschlagen wird. Bei einigen Mitarbeitern, so unkt der Chef, müsse er sich fragen, wie er sie überhaupt ins Büro zurückholen könne.
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90 Prozent der Büro-Beschäftigten sind im Homeoffice
Längst beschäftigt sich auch die Vonovia mit dem Rückkehrszenario. „Sobald alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit der Impfung hatten, können die Schutzmaßnahmen zurückgeführt werden“, so Tristian Hinseler, Sprecher des größten deutschen Wohnungsunternehmens mit Sitz in Bochum.
Gleich zu Beginn der Pandemie hatte er es nach eigenen Angaben möglich gemacht, dass 1000 Mitarbeiter des Kundenservice „innerhalb weniger Tage von zuhause aus arbeiten konnten und dies auch immer noch tun“. Die technischen Voraussetzungen dafür hatte die Vonovia in ihrer erst 2018 fertiggestellten Firmenzentrale in Altenbochum bereits vor der Pandemie geschaffen.
Viele vermissen den persönlichen Kontakt
Derzeit „arbeiten mehr als 90 Prozent der Kollegen, die normalerweise aus dem Büro für unsere Kunden da sind, von zuhause aus.“ Der Einsatz von Telefon, Laptop und Web-Meetings hat sich nach Schätzungen um das 15-fache gesteigert. Bei Chats und gemeinsamer Datenarbeit gehe der Anstieg sogar bis zum 20-fachen. Aber: „Auch in anderen Bereichen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen von individuellen Regelungen die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten“ so der Sprecher.
Das Resümee fällt auch beim Wohnungskonzern positiv aus. Er hat „ausgesprochen gute Erfahrungen mit mobilem Arbeiten“ gemacht. Zuhause werde genauso effektiv gearbeitet wie im Büro. „Viele Kollegen schätzen die Vorteile, die Homeoffice mit sich bringt, allerdings vermissen es auch viele, mal wieder im Büro zu arbeiten und die Kollegen persönlich zu treffen“, so Hinseler. Vorausgesetzt natürlich, die Kaffeemaschine funktioniert.