Bochum. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Teststellenbetreiber Medican aus Bochum. Der hat zwei seiner drei Teststellen in der Stadt geschlossen.

Der ins Visier der Staatsanwaltschaft Bochum gekommene Corona-Teststellenbetreiber Medican aus Bochum hat überraschend zwei seiner drei Teststellen in der Stadt geschlossen. Medican führt dafür „technische Gründe“ an.

Betreiber spricht von technischen Gründen

Nähere Informationen dazu gibt es aus der Firmenzentrale an der Isenbrockstraße in Wattenscheid nicht. Nur so viel: Die Schließung sei nur vorübergehend. „Das ist jedenfalls mein Informationsstand“, so ein Mitarbeiter. Die Geschäftsführung hat auf eine schriftliche Anfrage der Redaktion bislang nicht reagiert.

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Am WTC in Wattenscheid ist das größte Testzentrum von Medican in Bochum. In der Spitze wurden von hier der Stadt 2000 Tests pro Tag gemeldet. Auch am Freitag, 28. Mai, herrschte dort reger Betrieb.
Von Ralf Drews, Karoline Poll, Carolin Rau, Michael Weeke

„Die Staatsanwaltschaft hat keine Maßnahme gegen die Firma unternommen“, sagt ein Sprecher der Justizbehörde auf Anfrage dieser Zeitung. „Allerdings laufen unsere Ermittlungen weiter.“ Die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft gegen Wirtschaftskriminalität hatte am Freitag, 28. Mai, gegen zwei Medican-Verantwortliche ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des Abrechnungsbetrugs gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung eingeleitet. Dabei ist es auch zu Durchsuchungen gekommen.

Staatsanwaltschaft und Stadt prüfen noch

Von „Prüfungen“ ist auch bei der Stadt Bochum die Rede. Das Gesundheitsamt ist für die Zulassung von Teststellen zuständig. Aber auch die Stadt habe nichts mit den Schließungen zu tun, so ein Sprecher. „Wir haben keine Maßnahme getroffen. Unsere Prüfungen laufen noch.“

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Geschlossen sind an diesem Dienstag die Teststelle auf dem Husemannplatz in der Innenstadt von Bochum und das Testzentrum auf einer Parkplatzfläche des Möbelhauses Hardeck im Stadtteil Laer. Weiterhin geöffnet ist das Medican-Testzentrum in Wattenscheid. Dort hatte der Testbetrieb bereits Ende 2020 begonnen.

Der Betrieb am Medican-Testzentrum in Wattenscheid läuft auch am Dienstag.
Der Betrieb am Medican-Testzentrum in Wattenscheid läuft auch am Dienstag. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Kunden werden nach Wattenscheid verwiesen

Das Testzentrum in Laer dürfte Medican noch bis zum 7. Juni betreiben, nicht jedoch länger. Denn: „Wir haben den Vertrag schon vor einigen Tagen außerordentlich gekündigt“, so Geschäftsführer Dirk Hardeck. Wer versucht, online einen Termin zu buchen, der wird umgeleitet. „Falls Sie einen PCR-Test in Bochum-Laer (Hardeck) gebucht haben - kommen Sie bitte in unser Testzentrum nach Bochum-Wattenscheid“, heißt es auf der Anmeldeseite. Zwischenzeitlich war die Seite überhaupt nicht zu erreichen.

Vor dem roten Test-Bus auf dem Husemannplatz ist in der Regel an jedem Werktag eine lange Menschenschlange zu sehen. An diesem Dienstag bleibt er geschlossen. Das Unternehmen ist derweil auf der Suche nach neuen Mitarbeitern für Teststellen im ganzen Ruhrgebiet, wie aus einer Stellenanzeige hervorgeht, die an dem Testbus auf dem Husemannplatz hängt.

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Geschlossen ist die Corona-Teststelle in dem roten Bus auf dem Husemannplatz in der Innenstadt von Bochum.
Geschlossen ist die Corona-Teststelle in dem roten Bus auf dem Husemannplatz in der Innenstadt von Bochum. © Bernd Kiesewetter

IHK hat gute Erfahrungen mit Medican gemacht

Bis vor einigen Wochen hatte Medican dort im Auftrag der IHK Mittleres Ruhrgebiet getestet. „Das ging über vier Wochen. Dann haben wir uns entschieden, die Aktion zu verlängern und haben einen anderen Partner gesucht“, sagt IHK-Sprecher Kay Pfefferkuchen. „Das hatte aber nichts mit den jetzigen Vorwürfen gegen Medican zu tun. Die kannten wir damals noch nicht.“ Abgerechnet habe der Anbieter mit der IHK auch nicht nach einzelnen Fällen, sondern mit einem pauschalen Betrag. „In den vier Wochen hat alles gut geklappt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik.

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DRK Bochum zeigt sich „entsetzt“

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Bochum zeigt sich derweil „entsetzt“ über Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Corona-Schnelltests, „sollten sich die Vorwürfe bestätigen“, wie es in einer Mitteilung des Kreisverbandes heißt. .„Hier geht es nicht nur um den finanziellen Schaden, der dadurch verursacht wird, sondern auch um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die korrekte Abwicklung der Tests bei den überwiegend seriös und engagiert arbeitenden Anbietern“, sagt DRK-Vorstand Holger Boehner. „Die mühsam aufgebaute Akzeptanz der Testungen wird auf diese Weise geschädigt, was in der Pandemiezeit ernste Konsequenzen haben kann.“

Das DRK übermittle die Zahl der vorgenommenen Tests täglich an das Land. Auch über den Verbrauch der Testmaterialien werde penibel Buch geführt. „Das lässt sich sehr leicht anhand der Rechnungen nachhalten“, so Hauke Grischek, Leiter des DRK Testzentrums in Weitmar.

CDU-Fraktion fragt nach weiteren Geschäftsbeziehungen

Die CDU-Ratsfraktion hat sich unterdessen mit einer Anfrage an die Verwaltung der Stadt gewendet. Sie möchte u.a. Einzelheiten zur Zulassung der Medican-Teststellen wissen, fragt nach weiteren Geschäftsbeziehungen von Stadt und städtischen Unternehmen zum Medican-Inhaber und fragt auch: „Warum reagierte die Verwaltung nicht genauso zügig wie die Stadt Münster, die Medican die Beauftragung entzogen hat?“