Dortmund. Der Vorwurf des Betrugs mit Corona-Schnelltests steht im Raum. Nun entzog auch Dortmund drei Testzentren der „verdächtigen“ Firma die Zulassung.
Auch in Dortmund muss das Bochumer Unternehmen Medican nach Vorwürfen des möglichen Abrechnungsbetrugs seine Zelte im wörtlichen Sinne abbauen: Die Stadt hat drei Testzentren am Montag die Zulassung entzogen.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum beziehen sich demnach auch auf Dortmund, wo Medican bislang drei Testzentren betrieben hat. Die Stadt Dortmund zog die Erlaubnisse für den Weiterbetrieb zurück, wie Gesundheitsamtsleiter Frank Renken am Dienstag bestätigte. Man habe die von der Firma gemeldeten Zahlen nochmals überprüft und „Veränderungen gesehen, die für uns den sehr intensiven Verdacht nahelegen, dass Unregelmäßigkeiten auch für die Dortmunder Teststellen zutreffen können“.
Renken nannte das „eine Unsicherheit, die wir nicht wollen“. Ob Medican sich gegen die Entscheidung juristisch wehren wird, ist offen. Der Hellweg-Baumarkt, auf dessen Parkplätzen zuletzt auf Corona-Infektionen getestet wurde, forderte Medican auf, seine Testzelte im Dortmunder Norden (Hannöversche Straße) sowie in den Stadtteilen Hacheney (Zeche Crone) und in Kley (Borussiastraße) abzubauen.
Unternehmen soll deutlich mehr Tests gemeldet haben als tatsächlich stattfanden
Die Politik habe sich bei der Einrichtung der Testzentren ein möglichst niedrigschwelliges Angebot gewünscht, so Renken nach der wöchentlichen Sitzung des Verwaltungsvorstands. „Möglichst schnell möglichst viele Teststellen“, das sei der allgemeine Wunsch gewesen. Die Vorgaben der Landesregierung an die Gesundheitsämter als zulassende Behörden seien nach wie vor: „Möglichst wenig Bürokratie.“ Kontrollen, bestätigt der Amtsleiter, gebe es nicht, „die sind nicht vorgesehen“. Gesundheits- wie Ordnungsamt könnten eine solche Kontrolle personell ohnehin nicht leisten, hätten aber auch die Befugnisse nicht. „Damit kauft man sich auch ein erhebliches Maß an Unsicherheit“, so Renken.
Das Bochumer Unternehmen Medican steht im Verdacht, bei Corona-Tests betrogen zu haben. Das Unternehmen soll deutlich mehr Tests an die Behörden gemeldet und möglicherweise auch abgerechnet haben, als tatsächlich durchgeführt wurden. Bei einer Stichprobe in Köln sollen knapp 1000 Tests angegeben, aber bei Beobachtungen eines Rechercheteams nur 80 Bürger gezählt worden sein. Auch in Wattenscheid und Münster erlebten Reporter solche Diskrepanzen.
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Für die Tests können – noch – bis zu 18 Euro abgerechnet werden, was Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nun aber ändern will. Der Betreiber wies die Vorwürfe zurück, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auch in anderen Städten wurde bereits reagiert: In Düsseldorf kündigte die Uni-Klinik Medican die Zusammenarbeit auf, in Essen trennte sich der Hellweg-Baumarkt von mehreren Testzentren, in Oberhausen warf der Hellweg-Baumarkt den Teststellen-Betreiber ebenfalls raus. Die Stadt Essen, in der es noch eine weitere Teststelle vor Ikea gibt, zögert mit einer Reaktion, die Stadt Bochum lässt Medican vorerst weiter gewähren.