Bochum. Der Aufstieg des VfL Bochum hat ein Nachspiel. Die Polizei ermittelt die Randalierer von Sonntag. Der Verein schließt Stadionverbote nicht aus.
Die Polizei Bochum geht nach dem Aufstieg des VfL Bochum in die Fußball-Bundesliga in die Verlängerung. Nach der Randale rund ums Stadion und auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße sind mittlerweile mehr als einhundert Straftäter identifiziert. Die Zahl der verletzten Polizistinnen und Polizisten erhöhte sich auf neun.
„Das war eine gezielt geplante Randale“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Drei Tage nach den Vorfällen gibt sich der Beamte immer noch konsterniert. Sogenannte Fußballfans warfen mit Flaschen und Steinen nach Polizisten, zündeten Pyrotechnik und Silvester-Feuerwerk.
Polizei Bochum ermittelt nach Randale mehr als einhundert Straftäter
„Perfide“ nennt Schütte das Verhalten der „250 gewaltbereiten Ultras“, die ihre Aggressionen im Schutz friedlich feiernder Fans auslebten, sich sogar hinter Müttern mit Kinderwagen versteckten. „Das waren keine Fußballfans, sondern Straftäter“, sagt Schütte. Geschätzt feierten am Sonntag 6000 bis 7000 Menschen meist dicht beieinander den lang ersehnten Erfolg ihres Herzensclubs, missachteten zwar auch Corona-Regeln, aber freuten sich in der Mehrheit friedlich.
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Die Ermittlungen der Polizei gegen den Fußball-Mob schreiten dank guter Aufnahmen von Polizei-Drohnen, Bodycams und Filmmaterial aus einem Hubschrauber gut voran. 115 Straftäter sind mittlerweile identifiziert, weitere werden Folgen. Schütte: „Die Bilder sind gestochen scharf.“ Die Anzeigen lauten auf gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz.
Vor Ort stellten die Beamten am Sonntag haufenweise Bengalos, Feuerwerk-Batterien und sogenannte „Polen-Böller“ sicher. Drohnen-Aufnahmen leiteten die Beamten dabei direkt zu den Missetätern. „Es war immer eine Drohne in der Luft,“ so Schütte. Die Auswertung erfolgte live im Lagezentrum, das die Kollegen schnurstracks zu den Übeltätern schickte.
Feuer-Fackel brennt sich durch Schutzanzug einer Polizistin
Auch der Rettungsdienst der Feuerwehr hatte viel zu tun. Laut Polizei versorgten die Sanitäter, unterstützt von Kollegen aus Herne, Dortmund und Essen, zahlreiche verletzte Menschen. Verbrennungen, Augenverletzungen und Knalltraumata sind aktenkundig.
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Von den mehreren Hundert Polizeikräften aus Bochum, Essen, Dortmund, Düsseldorf und Wuppertal wurden neun verletzt. Eine Polizistin bekam einen Bengalo vor das Bein. Die mehr als 1000 Grad heiße Fackel sorgte bei der Frau trotz Schutzanzugs für Verbrennungen ersten und zweiten Grades.
Zwei Polizeibeamte erlitten zudem ein Knalltraumata durch „Polen-Böller“. Bei einem Beamten entwickelte sich daraus ein Hörsturz. Er fällt vermutlich längere Zeit aus.
Die Krawalle endeten erst rund drei Stunden nach dem Abpfiff des Spiels gegen den SV Sandhausen (3:1) im Ruhrstadion. Eine Polizeikette löste die Menschenmenge schließlich auf. Der Verkehr rund ums Stadion indes wurde erst nach einem Sondereinsatz der städtischen Straßenreinigung freigegeben, die Fahrbahnen waren durch Müll und Glasscherben massiv verschmutzt.
VfL Bochum verurteilt die Randale der Ultras scharf
Der VfL Bochum äußerte sich am Mittwoch zu den Tumulten. „Angriffe auf Polizeikräfte, Körperverletzung, Sachbeschädigungen und ein massiver Einsatz von Pyrotechnik werden von Vereinsseite aufs Schärfste verurteilt“, teilte der Verein auf seiner Homepage mit.
Gespräche mit den Ultras habe es im Vorfeld des Spiels nicht gegeben. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Fanbetreuung des Vereins und der Gruppierung sei aufgrund der Corona-Pandemie deutlich reduziert. „Die Haltung des VfL zum Thema Pyrotechnik ist klar und bekannt“, macht Sprecher Jens Fricke jedoch deutlich.
Stadionverbote sind nicht ausgeschlossen
Bochum hat einen Lauf- Was VfL und Stadt gemeinsam haben Der VfL stehe für Vielfalt, Fairness und Toleranz, aber nicht für Gewalt, Rücksichtslosigkeit und Körperverletzung. „Wir wünschen allen Personen, die am Sonntag durch diese Vorfälle verletzt wurden, eine rasche und vollständige Genesung und sagen den Ordnungsbehörden bei der Aufklärung der Vorfälle unsere Unterstützung zu“, heißt es vom VfL.
Präventive Stadionverbote schließt der Verein nicht aus. „Sollte die Polizei Ermittlungsverfahren gegen die verdächtigen Personen eingeleitet und die Daten zwecks Aussprache von Sanktionen übermittelt haben, wird der Verein tätig,“ so Sprecher Fricke auf Anfrage. Das sei bereits seit Jahren verankerte Praxis.