Bochum. Aktuell sind die Corona-Impfstoffe in Bochum knapp. Das soll sich im Juni wandeln. Möglich sei dann sogar eine Impfstraße an der Ruhr-Uni.

Bis zu den Sommerferien sollen alle Bochumerinnen und Bochumer, die sich impfen lassen wollen, entweder geimpft sein oder einen Termin erhalten haben. „Die Praxen werden ab dem 7. Juni mit Vakzinen geflutet. Ich bin zuversichtlich, dass die niedergelassenen Ärzte, das Impfzentrum und die Betriebsärzte gemeinschaftlich bis Juli alle Bürger versorgt haben werden“, sagt der Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Dr. Eckhard Kampe.

Noch herrscht Mangelwirtschaft in den Arztpraxen. „Täglich gehen acht Arbeitsstunden für die Organisation der Impfungen drauf, um dann kurzfristig zu erfahren, dass die zugesagten Mengen mal wieder nicht eintreffen“, schildert der Nephrologe Dr. Ansgar Velthof. Auch weitere der 230 Haus- und Fachärzte, die sich in Bochum an der Impfkampagne beteiligen, klagen über deutlich zu geringe Zuweisungen und wachsenden Frust bei Patienten und Personal.

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Das werde sich in Kürze komplett wandeln, kündigt KV-Chef Kampe im Gespräch mit der WAZ an. Am 7. Juni wird die Priorisierung bei der Impfreihenfolge aufgehoben. Anders als in diesem Monat stehe dann insbesondere Biontech in großen Mengen zur Verfügung. 7200 Dosen sind es in der nächsten Woche. „Ab Anfang Juni wird es Dreifache sein“, so Kampe. Hinzu kommen das zunehmend gefragte Astrazeneca (2700 Dosen nächste Woche) sowie erstmals Johnson & Johnson. „Im Juli werden es nochmals mehr Impfmengen, dann voraussichtlich auch für Kinder und Jugendliche.“

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Für die niedergelassenen Ärzte bedeute das: Aus der Mangelwirtschaft wird eine Massenaufgabe. „Die Nachfrage wird ohne Priorisierung so kurz vor der Urlaubszeit enorm wachsen. Es gilt, sich rechtzeitig darauf vorzubereiten“, rät Kampe. So könnten Praxen die Regelversorgung im Juni so weit wie möglich zurückfahren und auch abends oder am Wochenende impfen.

Das Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress wird auch nach Aufhebung der Priorisierung benötigt, sagen die Kassenärzte.
Das Impfzentrum im Bochumer Ruhrcongress wird auch nach Aufhebung der Priorisierung benötigt, sagen die Kassenärzte. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Patienten werden um Geduld gebeten

Nach welchen Kriterien? Die Haus- und Fachärzte wüssten am besten, bei welchem Patienten ein Immunisierung medizinisch geboten ist, heißt es bei der KV. „Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient darf keinesfalls zerstört werden“, warnt Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Ärzteverbandes MedQN. Die Patienten werden um Geduld gebeten: „Die Praxen sind vielfach schon jetzt am Anschlag. Niemand muss Sorge haben, leer auszugehen.“

42 Prozent der Bochumer sind geimpft

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind in Bochum aktuell 42 Prozent der Bevölkerung geimpft. Das sind rund 155.000 Menschen.

Davon sind 46.158 Frauen und Männer vollständig, heißt: doppelt geimpft. Das entspricht einer Quote von 12,4 Prozent.

Insgesamt wurden in Bochum (Stand Mittwoch) bisher 195.123 Impfungen vorgenommen: davon 38.745 Erst- und 2870 Zweitimpfungen in Haus- und Facharztpraxen.

Eine weiterhin wichtige Rolle soll das Impfzentrum im Ruhrcongress spielen. Hier werden täglich bis zu 2000 Menschen mit Vorerkrankungen sowie aus besonders gefährdeten Personen- und Berufsgruppen geimpft. Bis Ende Mai sind sämtliche Termine vergeben. Ob nach Ende der Priorisierung auch im Impfzentrum alle impfwilligen Bürger zum Zuge kommen, sei noch nicht klar, erklären KV und Stadt.

Betriebsärzte sollen im Juni einsteigen

Als dritte Impf-Säule sollen künftig die Betriebsärzte fungieren. „Im Bereich Westfalen-Lippe sind ab der zweiten Juni-Woche 50.000 Impfdosen wöchentlich für Unternehmen bestimmt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, so Eckhard Kampe. Auch von den Betriebsärzten werde es entscheidend abhängen, das gesetzte Ziel Sommerferien zu erreichen.

Möglich sei zudem, dass die KV eine Impfstraße im Bereich der Ruhr-Uni und Hochschule Bochum in Betrieb nimmt, um auch die Studierenden in Bochum zeitnah zu impfen. An der Universität Witten-Herdecke startet ein solches Modell. Mobile Impf-Einsätze in sozialen Brennpunkten seien in Bochum hingegen nicht geplant.

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