Bochum. Impfungen, Priorisierungen, Astrazeneca: Die Corona-Lage in Bochum weckt Hoffnungen, wirft aber auch neue Fragen auf. Hier sind die Antworten.
Die Haus- und Fachärzte in Bochum können ab der nächsten Woche Astrazeneca in unbeschränkter Menge verimpfen. „Damit erfolgt ein weiterer Schritt zur kompletten Aufhebung der Priorisierung“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Hier sind die wichtigsten Infos zur aktuellen Corona-Lage.
Wie viele Impfungen sind in Bochum bisher erfolgt?
156.213. Davon sind 33.176 Frauen und Männer vollständig geimpft. Das sind knapp neun Prozent der Gesamtbevölkerung. Auf die 230 teilnehmenden Haus- und Fachärzte entfallen seit Anfang April 27.830 Impfungen, davon 546 Zweitimpfungen.
Das Land lässt Hausärzten jetzt weitgehend freie Hand bei der Auswahl der Impfkandidaten. Was bedeutet das für Bochum?
Wie in dieser Woche gibt es auch in der nächsten Woche 7200 Biontech-Dosen für die Bochumer Praxen (rund 30 pro Arzt). „Astrazeneca können die Kollegen aber fortan nach eigenem Bedarf bestellen und verimpfen“, kündigt Eckhard Kampe an. In dieser Woche ist das Vakzin noch auf stadtweit 6300 Dosen limitiert.
Hausarzt-Verband: Wir sind auf dem richtigen Weg
Was gewinnen Ärzte und Patienten dadurch?
Flexibilität und Schnelligkeit. Weil auch Unter-60-Jährige nach ärztlicher Aufklärung mit Astrazeneca geimpft werden dürfen, erwartet Kampe einen deutlich Anstieg der Impfquote in den kommenden Tagen und Wochen. „Es lohnt sich auch für die Jüngeren in jedem Fall, sich beim Hausarzt auf die Warteliste setzen zu lassen.“ Im Impfzentrum im Ruhrcongress ist das noch nicht möglich.
Was sagen die Hausärzte?
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, meint Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Bochumer Hauärztevereins, erkennt bei Astrazeneca jedoch einen erhöhten Beratungsbedarf, der nochmals Zeit koste. Die Impfzentren gäben gerade bei der Zweitimpfung das Risiko an die Hausärzte ab: „Jetzt müssen wir den Menschen erklären, warum sie möglicherweise zwei unterschiedliche Vakzine erhalten.“
Kopietz fordert Öffnung für die komplette Priorisierungsgruppe 3
Was ändert sich an der Impf-Reihenfolge?
Seit Donnerstag haben zunächst nur bestimmte Personen der dritten Priorisierungsgruppe die Möglichkeit, einen Termin im Impfzentrum oder beim Hausarzt zu buchen. Dazu zählen Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren, Eltern von schwer erkrankten Minderjährigen, Beschäftigte im Lebensmittelhandel und Drogerien, Lehrkräfte an weiterführenden Schulen sowie Beschäftigte im Justizvollzug, teilt die Stadt mit.
Wie kommt das im Rathaus an?
Die Stadt bedauere, „dass das Land trotz anderslautender Forderung aus vielen Kommunen offenbar eine Binnendifferenzierung vorgenommen hat, die inhaltlich nicht nachvollziehbar ist“, erklärt Stadtdirektor und Krisenstabsleiter Sebastian Kopietz. Seine Forderung: „eine unverzügliche Öffnung der gesamten dritten Priorisierungsgruppe.“
Stadt geht neue Wege in der Pandemie
Gibt’s auch gute Nachrichten?
Die Inzidenz in Bochum sinkt seit Tagen. Am Freitag (7.) kehren die Kitas zurück in den eingeschränkten Regelbetrieb. Ab Montag dürfen die Schulen wieder Wechselunterricht anbieten. Bleibt die Inzidenz dauerhaft nicht nur unter 165, sondern wie derzeit unter 150, darf der Einzelhandel ebenfalls Anfang kommender Woche auf eine Rückkehr zum Shoppen mit Test und Termin hoffen. Und: Doppelt Geimpfte und Genesene (in Bochum 13.717) müssen möglicherweise schon am Wochenende die Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen nicht mehr beachten.
Plant die Stadt auch über die Krise hinaus?
Die Verwaltung schafft eine neue Stelle „zur Bewältigung sozialer Folgen der Corona-Pandemie“. Dafür ist der ehemalige Leiter der VHS und des Schulverwaltungsamtes, Thomas Ratenhof, vorgesehen. Über Einzelheiten will die Stadt am Freitag informieren.