Witten. Bald können sich Wittener an der Uni impfen lassen. Bis zu 100 Impfungen pro Stunde sind möglich. Darüber freuen sich auch die Hausärzte.

Nun ist es offiziell: Die Universität wird am Mittwoch nächste Woche (19.5.) zum Impfzentrum der Stadt Witten. Dann startet ein zweitägiger Probelauf. Richtig losgehen soll es dann am Montag darauf. Bei maximaler Auslastung könnten dort bis zu 100 Menschen in der Stunde geimpft werden.

Für die neue Impfstelle arbeiten die Ärztevereinigung der Stadt, die Ärztliche Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW), und die Universität zusammen: Räume und zusätzliches Personal stellt die Hochschule, der Impfstoff stammt aus dem Kontingent der niedergelassenen Ärzte. Sie werden auch die Spritzen setzen.

Klaus Weckbecker leitet das Corona-Impfzentrum an der Uni Witten/Herdecke
Klaus Weckbecker leitet das Corona-Impfzentrum an der Uni Witten/Herdecke © Universität Witten/Herdecke | Universität Witten/Herdecke

Man gehe nun „Hand in Hand, um in Witten die Corona-Impfungen weiter zu beschleunigen“, heißt es von der Uni. So könnten die Ärzte ihr Personal etwas schonen, sagt Dr. Klaus Weckbecker, Leiter der Impfstelle und Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung an der Uni. „Denn sie sind derzeit ja sehr belastet, etwa durch die Organisation und Terminvergabe.“

Studierende unterstützen die Ärzte im Impfzentrum

Auch hätten kleinere Praxen oftmals nicht die Räume, in denen sie eine größere Zahl von geimpften Patienten nach dem Piks die obligatorischen 15 Minuten unterbringen und überwachen könnten. Der 54-Jährige schult auch die Studierenden, die bei den Impfungen unterstützen werden. Es sind die gleichen jungen Frauen und Männer, die mit der Initiative „CoronAid“ seit über einem Jahr etwa in Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen aushelfen.

Dass die Arztpraxen aktuell wegen der Corona-Impfungen „am Limit“ sind, weiß auch Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. „Wir werden überflutet von Anfragen, beleidigt, gekränkt.“ Durch die zusätzliche Impfmöglichkeit an der Uni werde man nun das Tempo deutlich steigern können – eben weil man keine Arzthelferinnen mehr dafür brauche. „Für uns ist das eine unglaublich gute Kapazitätserweiterung.“

Impfstoffmengen sind „weiterhin der Flaschenhals“

Für den Probelauf kommende Woche werden zwei Teams die Impfkabinen an der Alfred-Herrhausen-Straße in Betrieb nehmen. Ist genügend Impfstoff vorhanden, sollen dann bis zu vier Teams gleichzeitig die Spritzen setzen. „Die Liefermengen sind immer noch der Flaschenhals – auch wenn es immer mehr wird“, sagt Weckbecker.

Die Uni Witten aus der Luft gesehen. Die Impfstelle wird in dem roten Gebäude am Wendehammer eingerichtet.
Die Uni Witten aus der Luft gesehen. Die Impfstelle wird in dem roten Gebäude am Wendehammer eingerichtet. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Welche Praxen ihre Impfungen an die Uni auslagern werden, darüber läuft gerade eine Abfrage über die Ärzteorganisation ÄQW. „Aber es werden genug Praxen sein, um das in großem Stil durchzuführen“, ist sich Meinshausen sicher. „Die Uni bietet uns die Chance, überzählige Dosen unkompliziert zu verimpfen“, so der Mediziner. Das gilt vor allem für den Stoff von Astrazeneca.

Impfstelle an der Uni muss sich an Priorisierung halten

Denn auch die Impfstelle muss sich an die vorgegebene Priorisierung halten. Soll heißen: Wer sich dort mit Biontech impfen lassen möchte, muss auch nachweisen können, dass er zu einer der Prio-Gruppen gehört, die derzeit an der Reihe sind. Einen Termin mit Astrazeneca kann hingegen jeder buchen. Bis Ende der Woche soll das Anmeldeportal der ÄQW freigeschaltet sein.

„Astrazeneca ist für alle extrem sicher“, bricht Klaus Weckbecker eine Lanze für den vieldiskutierten Impfstoff. „Das Risiko einer schweren Nebenwirkung ist für einen 55-Jährigen so groß, wie in den nächsten vier Jahren vom Blitz getroffen zu werden.“ Bei einer 25-jährigen Frau vervierfache sich dieses minimale Risiko. „Ich würde davon abraten, auf eine Impfung mit Biontech zu warten. Das Risiko der Infektion ist momentan höher.“

Betriebsärzte starten im Juni

Betriebsärzte werden voraussichtlich ab Juni in die Impfkampagne eingebunden. Die Impfstelle an der Uni sei dazu bereits in Kontakt mit Betrieben und der Industrie- und Handelskammer, so Weckbecker. „Aber wir hängen an der Impfverordnung“, so der 54-Jährige.

Im EN-Kreis sind aktuell 120.038 Bürgerinnen und Bürger erstgeimpft, 28.321 haben bereits zwei Impfungen erhalten. In den Arztpraxen des Kreises haben bisher 34.076 Frauen und Männer ihre Erstimpfung erhalten, im Impfzentrum in Ennepetal waren es 61.238. Hinzu kommen die Impfungen mobiler Teams und in Kliniken.