Bochum. Die Polizei Bochum räumt ein, die hohe Anzahl an VfL-Fans am Samstag unterschätzt zu haben. „Das hat uns aus den Schuhen gehauen.“
Nach dem Massen-Auflauf von VfL-Fans am Samstag gibt die Polizei auf Nachfrage zu, den Andrang unterschätzt zu haben. Gleichzeitig wappnen sich die Beamten für ein eventuell noch größeres Fan-Aufkommen am kommenden Sonntag, wenn der VfL Bochum im eigenen Stadion den Aufstieg in die erste Liga besiegeln kann.
So etwas wie am Samstag am Ruhrstadion will die Polizei nicht noch einmal hinnehmen müssen. Trotz Corona-Regeln und Appellen, zu Hause zu bleiben, hatten nach Angaben der Polizei 5000 VfL-Anhänger die Abfahrt des VfL-Mannschaftsbusses nach Nürnberg mit Party-Stimmung, Bengalos und Anfeuer-Rufen begleitet. 5000 Menschen relativ eng und ausgelassen beieinander mitten auf der Castroper Straße: „Das hat uns aus den Schuhen gehauen“, sagte Polizeisprecher Volker Schütte am Montag der WAZ.
„Wir können nicht binnen von Minuten eine Hundertschaft aus der Schublade ziehen“
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Die Polizei sei von der Größe der Menschenmenge „überrascht“ gewesen. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns deutlich besser aufgestellt.“ So aber seien nicht genug Kräfte vorhanden gewesen, die Menschenansammlung ohne große Probleme aufzulösen. „Wir können nicht binnen von Minuten eine Hundertschaft aus der Schublade ziehen.“
Am kritischsten war aus Sicht der Polizei die massenhafte Verwendung von Pyrotechnik. „Das hat uns sehr große Sorge gemacht.“ Wegen der Brandgefahr sei zumindest der Bereich der Tankstelle von den Fackeln freigehalten worden.
Feuerwehrchef warnt vor Gefährlichkeit der Pyrotechnik: mehr als 1500 Grad heiß
„Die Flammen sind extrem heiß“, sagt Feuerwehrchef Simon Heußen. Bis zu mehr als 1500 Grad. „Die Verbrennungsgefahr ist enorm.“ Man müsse mit so einer Fackel in der Menschenmenge „nur mal hinfallen, dann wird’s kritisch“. Kleidung könne sofort Feuer fangen.
So reagieren die Fans des VfL Bochum auf das 1-1 in Nürnberg Heußen erinnert sich an einen entsetzlichen Unfall mit heruntergefallener Pyrotechnik vor einigen Jahren im Gästeblock des Ruhrstadions, als eine Frau äußerst schwere Brandverletzungen am Fuß erlitten hatte. Und unabhängig von der Hitze: „Der Rauch ist auch nicht gesund.“ Nicht wenige VfL-Fans haben in der Ostkurve schon mal unfreiwillig in einer dichten schwarzen Rauchwolke gestanden – und Erstickungsangst gehabt.
Niemand wurde verletzt, nichts wurde zerstört
Einige Polizeikräfte trugen beim Fan-Spalier rechts und links des fahrenden Mannschaftsbusses Bodycams. Die werden jetzt ausgewertet, ebenso die Videos aus sozialen Medien. Jeder, der mit Fackel identifiziert wird, muss mit einer Strafanzeige rechnen.
Verletzt wurde allerdings niemand, auch von Sachbeschädigungen ist der Polizei nichts bekannt. Trotzdem: Die Polizei will sich zum Finale am Sonntag besser wappnen. Nicht auszuschließen, dass bei einem möglichen Aufstieg auch eine fünfstellige Anzahl an Menschen auf die Straße gehen wird.
Impfzentrum Bochum wurde durch das Fan-Aufkommen nicht gestört
Keine Auswirkungen hatte der Massen-Auflauf am Samstag auf den Betrieb des Impfzentrums im Ruhrcongress, unmittelbar neben dem Vonovia-Ruhrstadion. „Es gab weder Störungen noch Einschränkungen“, erklärt Leiter Björn Sperber.
Mit Blick auf das entscheidende Heimspiel des VfL Bochum am kommenden Sonntag werde es zeitnah Gespräche mit der Stadt, dem Verein und der Polizei geben. Es gelte, die Zuwege und Zufahrten zum Impfzentrum verlässlich frei zu halten. Aktuell werden im Ruhrcongress von 8 bis 20 Uhr täglich 1800 Menschen geimpft. „Bei aller verständlichen Aufstiegseuphorie der Fans: Lasst uns bitte weiterhin unseren wichtigen Job machen“, so Sperber.