Bochum. Das Impfzentrum in Bochum nimmt endlich Fahrt auf. 1800 Menschen können nun geimpft werden. Und doch sagt der Hallenchef: Gut, wenn’s vorbei ist.
Nach schleppendem Start ist das Bochumer Impfzentrum jetzt voll ausgelastet. Bis zu 1800 Menschen können täglich von 8 bis 20 Uhr geimpft werden – doppelt so viele wie zuletzt. „Logistisch und personell ist das kein Problem“, sagt Leiter Björn Sperber. Wichtig sei allein, dass ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.
Seit drei Monaten ist das Impfzentrum im Ruhrcongress in Betrieb. 44.513 Impfungen wurden seither am Stadionring vorgenommen. Mangels Nachschub ein eher mäßiges Ergebnis. Seit dieser Woche nimmt die Impfkampagne deutlich Fahrt auf. Neben den Über-80-Jährigen (von denen mehr als jeder Vierte nach wie vor auf die Erstimpfung wartet) werden nun auch der Ü-70-Jahrgang 1941 (das sind 2800 Senioren) sowie 9100 Über-60-Jährige gespritzt. Sie hatten zu Ostern bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Termine für die Astrazeneca-Sonderkontingente ergattert. Hinzu kommen „besondere Berufsgruppen“: täglich 150 Beschäftigte aus der Gesundheitsbranche, Lehrer und Kita-Erzieher.
Impfzentrum Bochum: Jetzt zwölf Straßen geöffnet
Die Stadt, die Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG) als Hausherrin und die KV haben kurzfristig aufgerüstet. Statt bisher sechs sind seit Ostersonntag zwölf Impfstraßen geöffnet. Jede Straße hat zehn Mitarbeiter: Krankenpfleger und Medizinische Fachangestellte sowie Ärzte, „die ihren freiwilligen Dienst allesamt aus tiefster Überzeugung leisten“ (so BOVG-Chef Andreas Kuchajda), sich über einen Stundenlohn von 38,50 bzw. 150 Euro für Ärzte gleichwohl freuen. Vor Ort sind zudem Sicherheitspersonal, Sanitäter, Techniker und weitere helfende Hände: täglich insgesamt 180 Menschen.
Die Anlieferung der Impfstoffe klappe zuverlässig, schildert Björn Sperber. Ab 6 Uhr früh treffen die mit drei Tagen Vorlauf bestellten Ampullen ein. Bei zwei bis acht Grad können sie bis zu drei Tage im Kühlschrank gelagert werden. Schleunig verimpft werden müssen bereits aufgezogene Spritzen. Weil nahezu alle Termine wahrgenommen werden („auch Astrazeneca“), bleibe abends aber nur selten Impfstoff übrig. Sperber: „In solchen Fällen greift eine Warteliste. Dabei richten wir uns streng nach der Priorisierungsliste und rufen so lange an, bis wir einen passenden Impfling gefunden haben.“ Das könne auch mal bis 21 oder 21.30 Uhr dauern.
Ruhrcongress könnte weitere Flächen schaffen
Die Halle im Ruhrcongress ist mit den zwölf Impfstraßen voll. Zwar könnten bei Bedarf weitere Flächen genutzt werden, etwa der Saal im Obergeschoss. Damit rechnet die BOVG in nächster Zeit aber nicht, zumal in dieser Woche die Impfungen bei 150 Bochumer Haus- und Fachärzten begonnen haben.
Bisher fast 80.000 Impfungen in Bochum
Aktuell verzeichnet die Stadt 78.947 Impfungen in Bochum:
44.513 im Impfzentrum im Ruhrcongress,
15.070 in den Kliniken und
19.364 durch die mobilen Teams u.a. in Altenheimen, Tagespflegeeinrichtungen und Behindertenwerkstätten.
Seit Dienstag impfen auch die Haus- und Fachärzte. Ihnen stehen in Bochum anfangs 3200 Impfdosen pro Woche zur Verfügung.
Bei allem Bewusstsein für die große Aufgabe, bei aller Zufriedenheit über den reibungslosen Ablauf, bei aller Freude über die Dankbarkeit gerade der älteren Impflinge, „die mit einem glücklichen Lächeln den Heimweg antreten“: Andreas Kuchajda sehnt im Ruhrcongress die Normalität herbei; die Rückkehr zu Konzerten, Comedy, Theater. „Das Impfzentrum“, so der Hallenchef, „ist unsere erste Veranstaltung, bei der ich sage: Schön, wenn sie vorbei ist!“
Wann es soweit ist, bleibt ungewiss. Der Vertrag zwischen Stadt und BOVG für das Impfzentrum ist bis zum 30. Juni befristet. Es gilt eine Verlängerungsoption bis zum 30. September.