Bochum-Langendreer. Ein Mann wird im Volkspark in Bochum-Langendreer von einer Discgolf-Scheibe schwer am Auge verletzt. Er fordert nun Konsequenzen.

Es ist ein fröhlicher Ausflug mit Frau und Kind – und kurz darauf liegt Stefan Spaluch im Krankenhaus. Auf der belebten Hauptwiese im Volkspark in Bochum-Langendreer wird der 46-jährige Familienvater am Freitagnachmittag gegen 17.30 Uhr von einer Discgolf-Scheibe (eine Art Frisbee-Scheibe) mit voller Wucht im Gesicht getroffen. Statt mit mit seinen Lieben zum Abendessen nach Hause, geht es für Spaluch mit dem Rettungswagen ins Knappschaftskrankenhaus. Er ist nicht nur besorgt um sein Auge, sondern vor allem stinksauer – und fordert Konsequenzen aus dem Unglück.

Bochum: Von Discgolf-Scheibe im Gesicht getroffen – Familienvater landet im Krankenhaus

Das rechte Auge ist komplett zugeschwollen. Ihm sei öfter schwindelig, zudem sehe er mit dem gesunden Auge manchmal doppelt und ohne die kaputte Brille ohnehin unscharf, sagt Stefan Spaluch. Die Ärzte seien optimistisch, dass sein Auge wieder werde. „Aber versprechen können sie es nicht.“

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Auch Spaluchs Frau Nina Marschall ist außer sich. „Mein Mann hätte sein Auge verlieren können. Und ich möchte mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn ein Kind getroffen worden wäre“, sagte die Ärztin für Neurologie und Psychiatrie. „Es könnte tot sein oder schwere Hirnschäden davontragen.“

Solche Körbe für Discgolfer stehen im Volkspark in Bochum-Langendreer. Von einer der Scheiben, die dort landen sollen, wurde ein Mann nun getroffen und schwer am Auge verletzt.
Solche Körbe für Discgolfer stehen im Volkspark in Bochum-Langendreer. Von einer der Scheiben, die dort landen sollen, wurde ein Mann nun getroffen und schwer am Auge verletzt. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Beide gehen nahezu täglich in den Volkspark. „Er ist unser Garten. Und den nutzen wir mit unserer siebenjährigen Tochter so oft es geht“, sagt Stefan Spaluch. Seit 30 Jahren halte er sich in der Grünanlage auf. „Nie habe ich mich hier unsicher gefühlt – das ist nun vorbei“, ärgert er sich.

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Das Ehepaar fordert, dass dieses Unglück Konsequenzen nach sich zieht. „So etwas darf nie wieder passieren. Der Volkspark Langendreer gehört in Zeiten, in denen er belebt ist, für Discgolf gesperrt.“ Spaluch und Marschall halten es für notwendig, dass verbindliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt werden. „Oder noch besser, dass dieser Sport komplett aus dem Volkspark verschwindet.“

Discgolf-Anlage im Volkspark steht nur zur Probe

Das möchte der LFC Laer möglichst verhindern. Der Verein hat seit einiger Zeit eine eigene Discgolf-Abteilung, die die Anlage im Volkspark Langendreer zu Trainingszwecken nutzt. „Ansonsten ist sie öffentlich jedem zugänglich“, sagt Abteilungsleiterin Sina Burstyn. Der Verein sei für die Discgolf-Bahnen nicht verantwortlich, kümmere sich jedoch um die Pflege.

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„Uns tut unendlich leid, was passiert ist“, sagt Burstyn, die umgehend Kontakt zu Stefan Spaluch aufgenommen hat. Innerhalb des Vereins habe sie sich sofort umgehört, ob ein Vereinsmitglied Schuld an dem Unglück hatte. Negativ. Es könne auch ein auswärtiger Discgolfer gewesen sein, vermutet sie. Eine Privatperson wohl eher nicht. „Der Verleih der Scheiben bei den Minigolfern ist wegen Corona seit Oktober geschlossen.“

Anzeige erstattet

Stefan Spaluch hat gegen den Werfer Anzeige wegen fahrlässiger schwerer Körperverletzung erstattet. Er habe sich „sehr hilfsbereit und ehrlich betroffen“ gezeigt. Im Gegensatz zu der Person, deren Scheibe kurz zuvor knapp neben Spaluch gelandet war. „Dieser reagierte sehr läppisch und unfreundlich.“

Sina Burstyn bestätigt, dass aktuell vor allem auf der Hauptwiese geworfen werde. „Das liegt daran, dass hier zwei Körbe stehen, die von insgesamt sechs unterschiedlichen Punkten anvisiert werden.“ Mit einem Ausbau der Anlage würde sich das Geschehen von der Hauptwiese wegverlagern.

Laut Burstyn wird Discgolf immer beliebter. Von Mitte Juni bis Ende Oktober 2020 seien 150 Scheiben über den Minigolfverein verliehen worden, dann kam der Corona-Lockdown. „Eine ordentliche Zahl.“

Die Verhaltensregeln für Discgolfer seien klar, erklärt Sina Burstyn. „Gleich der erste Satz lautet, dass nur geworfen werden darf, wenn die Bahn frei ist und niemand zu Schaden kommen kann.“ Informiert wird über einen Aushang am Minigolfplatz, auf Flyern und auf der Internetseite des LFC Laer.

Keine Hinweisschilder – aus Kostengründen

Für ihre Klubmitglieder legt Sina Burstyn die Hand ins Feuer: „Wir sind alles vernünftige Leute, die, wenn es voll ist, auf die Leute zugehen und darauf hinweisen, dass wir werfen.“ Das dies in diesem Fall nicht geschehen ist, findet auch Burstyn absolut verantwortungslos.

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Das Unglück geschah aus ihrer Sicht zur Unzeit. „Die Stadt hat die Anlage im Volkspark zunächst nur auf Probe zugelassen und will schauen, wie sie angenommen wird. Deshalb wurden auch noch keine offiziellen Hinweisschilder angebracht – um Kosten zu sparen.“ Aktuell führe man Gespräche über einen Erweiterung der Anlage von zehn auf zwölf Körbe. „Das hätte den Vorteil, dass die Bahnen außen herum um die Hauptwiese verlaufen könnten“, sagt Burstyn. Also dort, wo sich weniger Menschen aufhalten.

Beim Discgolf gibt es drei unterschiedlich große und geformte Scheibentypen. Sie wiegen zwischen 135 und 180 Gramm. Ziel ist es, einen vorher festgelegten Parcours mit so wenig Würfen wie möglich zu spielen. Jede Bahn hat einen Abwurf und ein Ziel. Dies ist ein Metallkorb, der mit seinen Ketten die Scheibe „fängt“.