Bochum. Die erste Nacht mit einer Ausgangssperre hat Bochum erlebt. Nach Mitternacht war es ruhig. Die Polizei hatte dennoch einiges zu tun.

Die erste nächtliche Ausgangssperre in Bochum im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist ruhig verlaufen. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse“, hieß es in der Nacht von der Polizei. Zwischen 0 und 5 Uhr galten die Einschränkungen.

Und die meisten Bochumerinnen und Bochumer hielten sich daran. Wie ausgestorben wirkte die Innenstadt nach Mitternacht. Nur vereinzelt schlenderten einige Passanten durch die Straße – angesichts der gähnenden Leere meistens ohne Maske. Huestraße, Dr.-Ruer-Platz, Bongardstraße, Kortumstraße. Alles menschenleer. Die einzigen Gestalten auf dem Husemannplatz sind die fünf Figuren des Jobsiade-Brunnens.

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Stille auf der Brüderstraße

Selbst im Bermudadreieck, dem Hotspot einer ganzen Region, der auch nach der coronabedingten Schließung der Gastronomie bis Freitag noch immer ein Anlaufpunkt für Nachtschwärmer war, herrscht Ruhe. Auf der Brüderstraße, auf der bis zum vergangenen Jahr die Autoposer vor den Shisha-Bars um Aufmerksamkeit gebuhlt haben, dröhnen keine Motoren. Nur das Summen einer Klimaanlage stört die Stille. In der Pizzeria an der Ecke Kerkwege/Viktoriastraße brennt zwar auch nach Mitternacht noch Licht. Bis drei Uhr nachts ist der Laden geöffnet. „Aber wir dürfen wegen der Ausgangssperre nur ausliefern und hier keine Bestellungen entgegennehmen“, heißt es.

Nahezu menschenleer war Bochums Innenstadt nach Mitternacht.
Nahezu menschenleer war Bochums Innenstadt nach Mitternacht. © Andreas Rorowski

Schräg gegenüber vor dem Musikforum hat es kurz vor zwölf noch laut aus einer Musikbox gedröhnt. Ein Dutzend junger Leute steht zusammen, zwei Frauen tanzen ausgelassen. Bis kurz nach Mitternacht. Dann fährt eine Polizeistreife vor und beendet das Treiben mit einer Ansprache. „Wir haben viele Fragen in der Nacht beantwortet“, heißt es später bei der Leitstelle der Polizei.

Polizei belässt es bei Ermahnungen

Die Marschroute in der ersten Nacht unter Ausgangssperre ist klar: „Wir machen die Leute aufmerksam und belassen es erst einmal bei Ermahnungen“, so ein Polizeibeamter, der mit drei Kollegen vor dem Hauptbahnhof patrouilliert. „Die meisten wissen noch gar nicht, dass die Ausgangssperre schon heute und nicht erst ab Samstagabend gilt.“

Ein großes Fest sollte das Jahr des 700-jährigen Stadtbestehens werden. Stattdessen dürfen die Bochumer bis auf Weiteres nachts nicht ihre Häuser verlassen.
Ein großes Fest sollte das Jahr des 700-jährigen Stadtbestehens werden. Stattdessen dürfen die Bochumer bis auf Weiteres nachts nicht ihre Häuser verlassen. © Andreas Rorowski

An einem anderen Hotspot des vergangenen Sommers, dem Hans-Schalla-Platz vor dem Schauspielhaus, stehen nach Mitternacht noch einige Personen zusammen und unterhalten sich. Später dann sind auch sie verschwunden und der Platz genauso leer gefegt wie nahezu die gesamte City. Die spätestens seit Beginn des Lockdown stille Stadt ist noch ein bisschen stiller geworden.

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Großstadt so belebt wie ein Dorf in der Uckermark

Und das gilt nicht nur für das Zentrum: Viktoriastraße, Oskar-Hoffmann-Straße, Steinring, Wittener Straße, Ostring, Nordring, Herner Straße. Kein Auto ist unterwegs, kein Mensch zu sehen. Selbst an der Tankstelle mit dem weißen Schriftzug auf blauer Raute tut sich nichts. Die Großstadt wirkt so belebt wie ein Dorf in der Uckermark.

Und das soll bis auf Weiteres in der Nacht auch so bleiben. Von Samstagabend (24.) an gelten die Ausgangsbeschränkungen in Bochum bereits von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens. Immerhin ist es zwischen 22 Uhr und 24 Uhr noch erlaubt, sich allein im Freien aufzuhalten und Sport zu treiben, etwa beim Joggen. Außerdem gibt es Ausnahmen bei der Ausgangssperre. Wer auf dem Weg von oder zur Arbeit ist oder wer im Notfall einen Arzt aufsuchen muss, der darf auch nachts auf die Straße.