Bochum. Seit gut fünf Jahren tut sich kaum was auf der Stahlwerks-Deponie-Marbach in Bochum. Offenbar steht ihr eine Zukunft als Bauschutt-Kippe bevor.

Es ist ist ziemlich genau zehn Jahre her, dass der damalige Stahlhersteller ThyssenKrupp-Nirosta ankündigte, seine Schlacken-Deponie „Marbach“ wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Zwar hat das Nachfolgeunternehmen Outokumpu 2015 die Belieferung eingestellt, da wegen der Schließung seines Bochumer Stahlwerks keine neuen Schlacken anfielen. Doch jetzt gibt es Bewegung: Das finnische Unternehmen hatte 2017 beantragt, dort auch Abfälle Externer deponieren zu dürfen. Auf Anfrage der WAZ teile die Bezirksregierung Arnsberg nun mit, dass die Deponie im neuen Flächennutzungsplan (RFNR) nun als „Abfalldeponie“ eingetragen werden soll. Arnsberg wörtlich: „Das Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans beim RVR ist noch nicht abgeschlossen.“

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Einst sogar Brief an Beitz geschrieben

Da jedoch beim Planfeststellungsverfahren während der öffentlichen Auslage der Antragsunterlagen während der Einwendungsfrist vom 17. April bis 1. Juni 2018 keine Einwendungen erhoben wurden, wird kaum noch damit gerechnet, dass der Weiterbetrieb mit Abfällen dieser Deponieklasse von anderen zu verhindern ist.

Weitere Deponiebetrieb für rund bis zu zehn Jahre

Da durch die Werksschließung keine neuen Produktionsabfälle anfallen, wurde seitens der Outokumpu Nirosta GmbH mit Schreiben vom 19. Juni 2017 beim Regierungspräsidenten in Arnsberg beantragt, die bestehende Planfeststellung vom 30. März 2012 um den Punkt zu erweitern, dass auch Abfälle Dritter auf der Deponie angenommen und abgelagert werden dürfen.

Die verbleibenden 600.000 Kubikmeter Deponierestvolumen sollen hiernach in einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren Jahren verfüllt werden.

Einer der Wortführer des erbitterten Widerstands von damals ist Rudolf Malzahn. Das SPD-Urgestein mobilisierte damals mit dem Ortsverein Hamme Hunderte Menschen gegen die Wiedereröffnung der jahrelang ruhenden Deponie. Sogar der damalige UmweltministerJohannes Remmel (Grüne) machte sich vor Ort ein Bild von der Lage. Die damaligen Pfarrer der beiden Kirchen aus Hamme haben sogar einen Brief an Berthold Beitz geschrieben. Sie erreichten viel. Denn es kam zum Gespräch mit dem damaligen Vorstand von Nirosta in der Verwaltungs des Stahlwerks in Bochum.

Das Tor ist verschlossen. Doch regelmäßig wird die Deponie mit den zugehörigen Grundwasserbrunnen kontrolliert.
Das Tor ist verschlossen. Doch regelmäßig wird die Deponie mit den zugehörigen Grundwasserbrunnen kontrolliert. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Pulverdampf ist verflogen

Mittlerweile ist der Pulverdampf verzogen, die Gemüter haben sich längst beruhigt. Doch der erneute Dornröschenschlaf der Deponie könnte bald wieder vorbei sein. Das Sachverständigen- und Ingenieurbeüro von Norbert Klipsch betreut und sichert im Auftrag des Eigentümers Outokumpu die Deponie. „Hier ist noch Platz für rund eine Millionen Tonnen an Material.“ Er bestätigt, dass das Genehmigungsverfahren von Arnsberg noch nicht abgeschlossen ist.

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Doch die einst so ins Gerede gekommene Deponie könnte sozusagen vor einem zweiten, positiven Frühling stehen. Zwar dürfen maximal pro Tag nur rund 40 Lastwagen über die Porschestraße die mit mehr als zehn Hektar riesige Deponie anfahren, doch vor allem für die Stadt Bochum könnte sie Perspektiven bedeuten. Bestimmte Teile der Deponie, vor allem zur Wohnbebauung zur Von-der-Recke-Straße hin sind schon abgeschlossen und begrünt. Hier wurde ein Wall errichtet. Weitere Arbeiten im Innern sind jedoch möglich und nötig.

Interne Überlegungen laufen offenbar

Seitdem die Stadt Bochum durch die Schließung der Zentraldeponie Kornharpen keine eigene Bauschuttdeponie mehr auf dem Stadtgebiet hat, kutschieren Lastwagen Tausende Tonnen Material quer durch Nordrhein-Westfalen. Das ist nicht gut für die Umwelt und zudem teuer. Pro Tonne muss die Stadt Bochum bis zu 90 Euro löhnen. Dem Vernehmen nach gibt es bereits erste vorsichtige Überlegungen, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, die Deponie Marbach entweder selbst zu betreiben oder den Bauschutt, sobald das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist, dort abzuladen, so würden zumindest die langen Anfahrtswege wegfallen.